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Die schottische Rose

Die schottische Rose

Titel: Die schottische Rose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo MacDoherty
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die sie noch vor knapp einem halben Jahr in Windsor aufgesucht hatte. James I. war schon beeindruckend gewesen, als er noch als Jakob Stewart in englischer Gefangenschaft saß. Jetzt, in seinem Purpurmantel und dem goldenen Reif auf dem blonden Haar, wirkte er ehrfurchteinflößend. Juliet wusste, dass die Krönung allein diese Veränderung nicht hatte bewerkstelligen können. Diese machtvolle Persönlichkeit hatte schon immer in ihm geschlummert, aber in Windsor hatte er sie unterdrückt. Doch jetzt, als gekrönter Herrscher von Schottland, konnte er sie zeigen.
    Juliets Blick glitt zu ihrer Kusine. Mit Joan Beaufort war ebenfalls eine verblüffende Verwandlung vorgegangen. Nichts mehr war von der hilfesuchenden Frau zu sehen, die Juliet fast verzweifelt gebeten hatte, diesen gefährlichen Auftrag für sie zu übernehmen. Juliet verstand das sehr gut. Joan durfte sich als Königin keine Blöße mehr geben, vor niemandem. Aber unwillkürlich sehnte sie sich zurück nach … Sie hielt den Atem an, als es ihr plötzlich klar wurde. Sie sehnte sich nach Mandrake Manor, nach der warmen, herzlichen Offenheit von Lady Elizabeth, den rätselhaften, forschenden Blicken von Rianna und vor allem nach Connor, dem Mann, dem sie sich anvertrauen konnte und anvertraut hatte, bei dem sie sein konnte, wie sie war.
    Sie holte tief Luft, streifte Joans Gesicht mit einem kurzen Blick und wandte sich dann an den König. »Das mag sein, Sire«, sagte sie respektvoll, aber mit einem kaum merklichen Trotz in der Stimme. »Doch ich wünschte, alle Adligen in Schottland hätten so viel Ehre im ganzen Leib, wie Connor im kleinen Finger hat.« Sie hob ein wenig das Kinn. »Und das gilt auch für seine Chieftains und für Sir Archibald. Und was seine Manieren angeht, kann ich mich nicht beklagen. Er hat mich immer sehr zuvorkommend und …«, ungebetenerweise drängte sich die Erinnerung an die Szene am Elfenteich in ihre Erinnerung, und sie errötete, »… respektvoll behandelt«, beendete sie ihren Satz rasch.
    James I. überraschte sie, als er leise lachte. »Respektvoll, hm?« Er warf Juliet einen amüsierten Blick zu. »Es ist mir nicht entgangen, Lady de Germont, dass Connor McPherson ein beeindruckender Mann ist, der offenbar …«, er warf seiner Gemahlin einen verstohlenen Blick zu, »… eine recht bemerkenswerte Wirkung auf gewisse vornehme Edeldamen hat. Was unserer Aufmerksamkeit ebenfalls nicht entgangen ist. Umso weniger …«, er ignorierte gnädigerweise, dass die Röte auf Juliets Gesicht sich bis unter ihre Haarwurzeln ausbreitete, »weil weder er noch die fragliche Edeldame einen großen Hehl daraus machen. Und wie ich Euren Worten entnehmen kann, Lady de Germont, scheinen seine Ehrenhaftigkeit und Offenheit ansteckend zu sein.«
    Juliet schluckte, als sie überlegte, ob das ein Kompliment oder ein versteckter Tadel war. Aber sie kam nicht dazu, weiter darüber nachzudenken, da der Monarch fortfuhr.
    »Was sehr gut ist.« Er seufzte und warf einen kurzen Blick aus dem Fenster der Kutsche auf die Straße, die von Menschen gesäumt war, die der königlichen Karosse zujubelten. Er winkte beiläufig mit der Hand, bevor er Juliet ansah. »Andererseits …« Er lächelte. »Ich würde einen solch aufrichtigen und offenen Mann nur ungern in die Verlegenheit bringen, ein Geschenk seines Königs ablehnen zu müssen.«
    Juliet war verwirrt. »Ablehnen?« Sie sah kurz zu ihrer Kusine, aber Joans Miene war unergründlich. »Warum sollte er das tun, Sire?«
    James I. seufzte. »Meine Gemahlin hat mir versichert, Lady de Germont, dass Ihr eine sehr kluge und in der Politik bewanderte Frau seid.« Er hob wieder die Hand, als Juliet bescheiden protestieren wollte. »Ihr könnt Euch vorstellen, welch schwere Bürde ich auf meine Schulter genommen habe, als der Erzbischof mir die Krone Schottlands auf den Kopf gesetzt hat.« Er schüttelte den Kopf. »Ich mache mir keine Illusionen über mein Amt, Lady de Germont. Schottland ist alles andere als befriedet. Die Clans bekriegen sich gegenseitig, die Highlander führen ihre kleinen Privatfehden gegen die Clans aus dem Tiefland, die wiederum zum größten Teil in der Schuld des englischen Königs stehen, sei es durch Titel oder durch Landschenkungen. Hätte ich einen guten Mann als Lordkämmerer, einen Mann wie Connor McPherson zum Beispiel …«
    Der König ließ den Satz unvollendet, aber Juliet war klar, worauf er hinauswollte. »Ich verstehe, Sire«, sagte sie. Einen Moment sah

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