Die schottische Rose
von Dudelsackspielern durch das Mittelschiff der Kirche zum großen Portal.
Connor und Juliet warteten, während die Majestäten und die Adligen an ihnen vorbeischritten, bis sie daran waren, sich einzureihen. Juliet spürte, wie Connor sich versteifte, als Argyll von Albany und Walther Stewart, Earl von Atholl, an ihnen vorübergingen. Der Earl von Atholl warf ihnen ein böses Grinsen zu, während der Herzog nur auf Connor starrte. Es überlief Juliet kalt, als sie diesen Blick bemerkte. Er glühte förmlich vor Hass und Bosheit. Der Herzog würde Connor niemals verzeihen, dass dieser seine Pläne vereitelt hatte. Und da der König ihn nicht bestrafen konnte, würde es wohl nicht lange dauern, bis dieser Mann seine Macht wieder restauriert hatte und sich an Connor rächen würde. Der König hatte genug zu tun, um Schottland zu befrieden. Er würde den Herzog kaum im Auge behalten und Connor vor ihm beschützen können.
Juliet zuckte zusammen, als Connor ihre Hand berührte. Sie waren aufgerufen, sich in die Parade einzureihen und dem König und der Königin zu folgen. Sie hielt sich dicht an Connor, als sie durch das Mittelschiff zu dem Portal der Kirche schritten und hinaus, in die jubelnde Menge, den strahlenden Sonnenschein und, wie es Juliet in diesem Moment schien, in eine sehr ungewisse, gefährliche Zukunft.
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22. Kapitel
J uliet und Connor legten die kurze Strecke von der Abtei von Scone nach Perth getrennt zurück. Connor ritt auf seinem Hengst Mameluck, den selbst der König anerkennend gemustert hatte. In seiner Begleitung befanden sich Sir Archibald, William MacKenzie und Buffon O’Dermick, während seine übrigen Gefährten bei seinen Clansleuten weit hinten im Tross ritten.
Juliet war es erspart geblieben, in der sogenannten Kutsche zu fahren, die Sir Archibald zu dem feierlichen Anlass zwar festlich geschmückt hatte, die aber nach wie vor roch. Zwar weder nach Schwein noch nach Hinterschinken, aber dafür nach einer Mischung aus verbrannten Kräutern, Lauge und Rosenwasser, sehr viel Rosenwasser, mit dem der Chief des Grant-Clans den Gestank hatte überdecken wollen. Juliet hatte schon die Fahrt nach Scone Abbey kaum ertragen und war kurz davor gewesen, sich zu übergeben. Mit Freuden hatte sie Lady Elizabeth McPherson, Rianna und Lady Hether, Sir Archibalds Gemahlin, dieses eher zweifelhafte Vergnügen überlassen. Sie wäre eher zu Fuß nach Perth gegangen, als sich noch einmal in dieses Gefährt zu setzen.
Dazu war es glücklicherweise nicht gekommen.
Joan Beaufort hatte Juliet herangewinkt, bevor sie in die Kutsche gestiegen war, in welcher der König und sie nach Perth zum königlichen Palast fahren würden. »Willst du uns nicht begleiten?«, fragte Joan mit einem verstohlenen Blick auf die Kutsche Sir Archibalds, die ein ganzes Stück weiter entfernt wartete. »Der König und ich würden gern mit dir reden.«
Juliet errötete vor Stolz und besaß gerade noch die Geistesgegenwart, einen tiefen Knicks zu machen, statt ihrer Kusine einfach um den Hals zu fallen. Schließlich konnte man eine Königin nicht in aller Öffentlichkeit umarmen, auch nicht, wenn man ihre Kusine war.
Nachdem sich die Kutsche in Bewegung gesetzt hatte, schlug Juliets Erleichterung jedoch rasch in Verlegenheit um. Denn Joan Beaufort hatte Juliet keineswegs deshalb dieses großherzige Angebot gemacht, um auf ihre empfindliche Nase und ihren seit einiger Zeit so merkwürdig empfindlichen Magen Rücksicht zu nehmen. Die Königin hatte etwas ganz anderes im Sinn, als sie ihre Kusine zu sich und ihrem königlichen Gemahl in die Kutsche gebeten hatte.
Ich hätte es mir denken können, dachte Juliet, während sie überlegte, wie sie die Frage der Königin am klügsten beantworten sollte.
»Nun, Connor ist ein … Er ist ein …«, sie sah zwischen ihrer Kusine und dem König hin und her. Joan musterte sie freundlich, aber aufmerksam und fast kritisch, mehr wie die Königin als wie eine verständnisvolle Verwandte. »Ein schottischer Barbar?«, mischte sich der König ein. Er lachte, als Juliet errötete. »Meine Highlander«, fuhr er mit Stolz in der Stimme fort, »sind nicht gerade für ihr Taktgefühl und ihre geschliffenen Manieren berühmt.« Er hob unmerklich die Hand, als Juliet impulsiv widersprechen wollte. Sie biss sich auf die Zunge und schärfte sich zum wiederholten Mal ein, dass sie hier mit einem Monarchen und seiner Königin in einer Kutsche saß. Die beiden waren nicht mehr dieselben Menschen,
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