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Die schottische Rose

Die schottische Rose

Titel: Die schottische Rose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo MacDoherty
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einem Galan für Juliet Ausschau haltenden Freundin jetzt nicht mehr nur auf den Kentauren vom Elfenteich, sondern auch auf ihren Gast zielte.
    Juliet seufzte. Hoffentlich schläft sie schon, wenn ich ins Bett gehe, dachte sie und rieb sich erneut die Arme.
    »Sagtet Ihr nicht selbst, dass McPherson und der Herzog schon lange befreundet gewesen wären?«, fragte sie Sir Archibald. »Dann ist es doch nicht so abwegig, wenn Albany an der Totenfeier teilnimmt. Ich frage mich eher, warum Sir Rupert uns das alles erzählt hat«, fuhr sie nachdenklich fort.
    Sir Archibald schüttelte den Kopf. »Verdammt sollen die Stewarts sein«, knurrte er. »Man weiß nie, woran man bei ihnen ist und was sie im Schilde führen.« Er sah Juliet an. »Aber es kann nicht schaden, immer vom Schlimmsten auszugehen. Genauso wie bei den verfluchten McPhersons!«
    Juliet unterdrückte ein Lächeln. »Ihr meint wegen dieser alten Geschichte mit dem Elfenteich …?«
    »Unsinn!« Sir Archibald fuhr ungeduldig mit seiner Hand durch die Luft und richtete sich auf. Der Chief des Grant Clans war nicht nur wegen seiner massigen Gestalt ein beeindruckender Mann. Er hielt sich trotz seiner fünfundfünfzig Jahre und seiner beträchtlichen Leibesfülle kerzengerade und wirkte auch ehrfurchteinflößend, wenn er nicht, wie heute Abend, den traditionellen Kilt und das Bonnet in dem charakteristischen Tartanmuster seines Clans trug. Jetzt riss er sich die Mütze vom Kopf und schleuderte sie wütend auf den Tisch, dass die beiden Federn, das Abzeichen seiner Stellung als Chieftain, heftig wippten.
    »Die Grants und die McPhersons waren sich noch nie sonderlich grün, sicher«, gab er knurrend zu. »Aber in den letzten Jahren ist die Lage zwischen unseren Familien beinahe unerträglich geworden.« Er schnaubte verächtlich. »Genau genommen seit Rob, Gott sei seiner verfluchten Seele gnädig – aber nicht zu gnädig, wenn es nach mir geht –, sich auf die Seite des Herzogs geschlagen hat. McPherson war schon immer machtgierig, und mit Albanys Hilfe ist es ihm gelungen, viele kleinere Clans und Familien und sogar den einen oder anderen Großen wie die MacKenzies und die Frasers unter seine Fuchtel zu bringen.« Er lachte bitter. »Er hat ihnen Schutz und Frieden versprochen, wenn sie sich ihm anschließen. Haben sie sich geweigert, hat er seinen Spießgesellen Albany gerufen, der die Hütten der Leute angezündet und ihr Vieh geraubt hat. Das nenne ich einen schönen Schutz! Erpressung wäre ein weit besserer Name dafür!«
    Juliet sah den Patriarchen bestürzt an. »Aber konntet Ihr denn nichts dagegen unternehmen? Sicherlich hätte eine Beschwerde beim Statthalter …«
    »Ha!« Erneut schlug Sir Archibald auf den Tisch, und der Humpen rutschte gefährlich dicht an den Rand. »Bei wem hätten sich die Leute oder ich uns beschweren sollen? Etwa bei Sir Robert Stewart, dem Statthalter des Königs, der Schottland fest in seinem Würgegriff hält? Der Herzog und die Stewarts sind die dicksten Freunde. Was würde wohl eine Beschwerde bringen, wenn der Bock auch gleichzeitig der Gärtner ist, frage ich Euch?«
    »Aber …«
    »Nein, Milady, dieser Weg war uns verbaut. Ich habe alles versucht, um diese Leute vor der schlimmsten Unbill zu bewahren, das heißt, alles bis auf einen offenen Waffengang.« Der Chieftain knurrte unwillig. »Obwohl die Grants ein großer Clan sind und viele andere Clans zu uns halten, hätten wir in einem offenen Kampf gewiss den Kürzeren gezogen. Außerdem hätte eine Fehde zwischen unseren Häusern den Engländern einen höchst willkommenen Vorwand geliefert, den Krieg in die Hochmoore zu tragen, worauf dieser Hundsfott Albany natürlich wartet. Noch sind wir stark genug, um ihn zumindest von einem offenen Kampf abzuhalten. Sollten sich aber die McPhersons auf die Seite der englandfreundlichen Verräter und gegen Jakob stellen, stehen wir und der zukünftige König auf verlorenem Posten. Das weiß Argyll natürlich auch. Er wird alles versuchen, was in seiner Macht steht, Hamish zum neuen Chieftain der McPhersons zu machen. Wenn er das wird, wagt es gewiss niemand bei der Tanistry, der Wahl zum Chief der Chieftains, sich gegen ihn zu stellen. Schon gar nicht, wenn er Albanys offene Unterstützung genießt. Und genau darauf arbeitet der Herzog schon seit Jahren hin.« Er schnaubte verächtlich. »Hamish, dieser dumme Junge, ist krank vor Ehrgeiz und frisst ihm förmlich aus der Hand. Ihm und seiner Tochter, der schönen Aylinn!«

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