Die schottische Rose
verstohlenen Kuss zu rauben, wenn sie einen Moment allein waren. Einen Kuss und manchmal auch … mehr. Trotz seines Verlangens war er stets zärtlich und rücksichtsvoll. Sie selbst war es, die ihn anstachelte, wenn sie die Lust, die sie so plötzlich durchströmte, kaum noch beherrschen konnte. Wie konnte das nur sein?
Sie schüttelte den Kopf, als Connor jetzt Anstalten machte, seinen Worten Taten folgen zu lassen, und seinen Hengst dichter an ihre Stute trieb. »Nicht …«, stieß sie heiser und ein wenig sehnsüchtig hervor. »Die anderen … sie werden jeden Moment hier sein …«
Connors verlangender Blick glitt über ihren Mund und ihren Körper, bevor er sich wieder in ihre Augen bohrte. »Was machst du mit mir, Geliebte?«, fragte er rauh und schüttelte den Kopf. »Offenbar stimmt die alte Legende wirklich, was meinst du?«
Juliet lachte leise. »Du meinst die mit dem Einhorn und der Jungfrau?«
Connor nickte.
Juliet sah ihn mit großen Augen an. »Willst du damit sagen, dass ich dich gezähmt habe?«, fragte sie.
Connor lachte. »Gezähmt? Das wohl nicht. Ich bin kein Fabelwesen, sondern ein Mann aus Fleisch und Blut. Zudem ein Schotte. Schotten lassen sich nicht zähmen. Auch nicht von wunderschönen … Jungfrauen, wenn sie sich ihnen nackt in irgendwelchen verwunschenen Teichen zeigen und sie verzaubern wollen.«
Juliet errötete bei seiner Anspielung. »Gut«, gab sie hastig zurück und wich geschickt seiner Hand aus, mit er sie hatte packen wollen. »Ich hätte auch kein Interesse an einem zahmen …« Sie biss sich auf die Lippen, bevor sie das Wort aussprechen konnte. Ehemann hätte sie fast gesagt. Sie schluckte. Das durfte sie nicht. Sie konnte schließlich nicht um Connors Hand anhalten, das musste er tun. Über dieses Thema hatten sie noch nie gesprochen, wobei sie zugeben musste, dass sie selbst bisher noch nie auf die Idee gekommen war, es auch nur anzudeuten. Sie war damit zufrieden, die Liebe dieses Mannes genießen zu können, die sich in jedem Blick, jeder Geste und in seinen Berührungen offenbarte, mit denen er ihr des Nachts – und manchmal auch tagsüber – immer neue Wonnen bescherte. Die Vorstellung, sich an einen Mann zu binden, sich von ihm beherrschen und gängeln zu lassen, widerstrebte ihr zutiefst. Und ihre bisherigen Verehrer hatten keinen Zweifel daran gelassen, dass sie eine gehorsame, demütige Frau an ihrer Seite erwarteten, die ihren Platz kannte und ihn, ohne zu murren oder aufzubegehren, ausfüllte. Nie im Leben hätte einer dieser Männer auch nur eine Sekunde akzeptiert, dass diese Frau neben ihm mit anderen Männern über Politik diskutierte oder auf einem Pferd ritt, ganz zu schweigen davon, dass sie das in einer Männerhose tat!
Aber Connor hatte ihre Haltung verändert. Trotz ihrer bedingungslosen Liebe zu ihm fühlte sie sich in seiner Gegenwart frei. Sie sah ihn forschend an. Vielleicht war das die Erklärung dafür, warum sie sich ihm so rückhaltlos anvertraute, ganz und gar, mit allem, was sie hatte und war. Er ließ sie sein, wie sie war. Allerdings verlangte er von ihr dasselbe. Juliet fiel wieder ein, was ihr Aylinn an diesem Tag in Connors Krankenzimmer anvertraut hatte. Er wollte mich ganz oder gar nicht. Sie schluckte. Dass Connor sie begehrte, das hatte er ihr mehr als einmal klargemacht, und sie sah es auch jetzt in seinem Blick, in dem das Feuer des Verlangens glomm. Aber wollte er sie auch … ganz? Ganz und gar? Nicht nur als leidenschaftliche Geliebte und kluge Gesprächspartnerin, sondern auch als seine Ehefrau, für immer und ewig?
Connor hob die Brauen, als er Juliets Zögern bemerkte. »Für einen zahmen … was, Geliebte?«, fragte er spöttisch. Dann wurde er ernst, als er den unsicheren, fragenden Blick ihrer Augen sah. »Verstehe«, sagte er fast wie zu sich selbst. Er lächelte und drängte sein Pferd dichter an Juliets Schimmelstute heran, packte ihre Hand und hob sie an seine Lippen. Er küsste zart ihre Finger in den weichen Reithandschuhen, ohne den Blick von ihrem Gesicht zu nehmen. »Du hast Angst, dass ein Vogelfreier dich um deine Hand bitten könnte, stimmt’s? Keine Sorge, ich würde dich niemals in eine solch peinliche Lage bringen.«
Juliet blinzelte überrascht. »Vogel…?« Ihr schwindelte, als sie den Sinn seiner Worte begriff. Gleichzeitig durchströmte sie ein Gefühl von unendlicher Erleichterung. Das war also der Grund seines Zögerns! Sie war erleichtert und verwirrt gleichzeitig, als sie tief
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