Die Schreckenskammer
setzte.
»Ich brauche Telefonnummer und Adresse Ihres Freundes Jake.«
Sie schien mehr als bereit, zu Gunsten ihres Freundes mitzuarbeiten. »Ich habe seine Handy-Nummer«, sagte sie. »Rufen Sie ihn sofort an. Er war das nicht, ich weiß genau, dass er es nicht war.«
Das wusste ich auch, aber ich wollte es noch nicht sagen.
Jake hatte zu der Zeit des Vorfalls allein in seinem Auto gesessen und deshalb keine Zeugen für seinen Aufenthaltsort, bis auf einen, der sich für ihn als ein ziemlicher Glücksfall erweisen sollte: der Verkehrspolizist, der ihm exakt vier Minuten nach dem Entführungsversuch einen Strafzettel wegen zu schnellen Fahrens verpasste, und zwar an einem Ort, der zwanzig Meilen Luftlinie vom Schauplatz des Versuchs entfernt lag.
Du wirst langsam nachlässig, Wilbur.
Ich riet dem entsetzten Jake, direkt ins Revier zu kommen; als er in weniger als fünfzehn Minuten eintraf, war er völlig hysterisch. Wir überprüften sofort sein Alibi, und ich ließ ihn wissen, dass er kein Verdächtiger war. Dann fragte ich ihn ohne weitere Umschweife das, was ich eigentlich von ihm wissen wollte.
»Waren Sie in den letzten zwei Jahren mit Carl irgendwo, wo man sie beide zusammen in der Öffentlichkeit hätte sehen können?«
Sie hätten den Ausdruck auf seinem Gesicht sehen sollen. »Natürlich. Wir unternehmen viel gemeinsam. Er ist für mich wie ein Sohn.«
Ich gebe zu, das ist nicht die erste Frage, die man unter diesen Umständen erwarten würde. Aber ich wollte mir nicht später vorwerfen lassen, ich hätte ihn in irgendeiner Form in die Richtung der La-Brea-Teergruben dirigiert. Ich wollte, dass er sie rein aus eigenem Antrieb erwähnte, deshalb bat ich ihn, genauer auf die Veranstaltungen einzugehen, die sie besucht hatten. Zue rst war er ziemlich durcheinander, doch dann zählte er eine Reihe von Filmen, Ballspielen, Treffen und Unterhaltungsveranstaltungen auf – Und eine Ausstellung.
Ich konnte nicht anders. Ich grinste wie die Cheshire-Katze. Ich versuchte gar ni cht, es zu verbergen. Ich schrie beinahe auf, so glücklich war ich.
Was er von den Videos gehalten habe, die man machen lassen konnte, während man auf den Einlass wartete?
Die seien cool gewesen, eine wirklich gute Idee; er und Carl hätten vor der Kamera herumgealbert und eine Riesenshow abgezogen. Er meinte, es habe fast so viel Spaß gemacht wie die Ausstellung selbst.
»Aber was um alles in der Welt hat das mit Carls Beinahe-Entführung zu tun?«
Ich ließ die Frage unbeantwortet. »Wenn Sie nichts dagegen haben, wird Ihnen Detective Escobar noch ein paar weitere Fragen stellen, und dann bringen wir Sie zu Carl und seiner Mutter.«
Escobar notierte sich, was Jake über die Art seiner Beziehung zu dem Jungen zu sagen hatte und über die Gründe, warum er so viel Zeit mit ihm verbrachte, wie auch noch ein paar Details über den Ablauf seines Nachmittags, damit sein Alibi wasserdicht gemacht werden konnte. Noch nie in der Geschichte des Verbrechens haben Polizisten sich solche Mühe gemacht, um ein Alibi zu stützen – normalerweise tun wir alles, um es auseinander zu nehmen. Es war fast zu viel des Guten – eigentlich hätten wir nicht mehr zu tun brauchen, als den Strafzettel zu kopieren und Jake vom Verkehrspolizisten identifizieren zu lassen.
Nicht einmal Johnnie Cochran konnte diesen Handschuh zu klein machen.
Nach diesem Vorfall brach der ganze Mannschaftssaal in hektische Betriebsamkeit aus. Ein Kerl, sagte ich den Männern immer wieder. Es ist ein Kerl. Keiner widersprach mir. Es war ein prickelndes Gefühl, all diesen Vorgesetzten und Abteilungsleitern zuzusehen, wie sie sich aus dem Fenster hängten, nur um es so aussehen zu lassen, als hätten sie meine Theorie von Anfang an unterstützt. Die Zeit verging wie im Flug, während wir alles noch einmal überarbeiteten; als ich auf die Uhr schaute, war es fast fünf. Ich musste ziemlich schnell Kevin anrufen und ihn bitten, die zwei jüngeren Kinder um halb sechs von der Schwimmstunde abzuholen. Ich schaffte es einfach nicht. Zum ersten Mal, seit ich diese Verschwindensfälle bearbeitete, machte ich mir keine Sorgen – nicht einmal ein Wilbur Durand konnte eine neue Entführung so kurzfristig auf die Beine stellen.
25
»Schwört!«
»Das werde ich nicht.«
»Bruder, wenn Ihr es nicht tut, mache ich Euch das Leben so sehr zur Hölle, wie Ihr es Euch nicht vorstellen könnt. Ihr dürft keinem Menschen etwas von den Dingen erzählen, die wir erfahren
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