Die Schrift in Flammen
»Es ist besser, ich lasse es erlegen, als dass ein stinkiger Wilderer es schießt. Ich habe einige Kameraden, die es todsicher herbringen, wenn ich es bei ihnen bestelle.«
Bálint wollte eben entrüstet antworten, als die Türe aufging und András Mézes Zutor hereinkam. Er schlug militärisch die Hacken zusammen und meldete, dass man zum Aufbruch bereitstehe. Abády erhob sich und ging hinaus. Im Vorbau reichte er dem alten Nyiressy und nun auch Gaszton Simó die Hand. Er ordnete an, dass János Rigó Okos drei Tage später zum Szkrind im Retyicel-Tal fahren solle, denn er kehre nicht mehr hierher zurück, sondern wolle sich durch Mereggyó nach Hunyad begeben.
Der alte Forstverwalter schüttelte den Kopf und murmelte etwas in den weißen Bart, hielt aber den jungen Herrn, der seine Gastfreundschaft verschmäht hatte, nicht mehr zurück. Ein Menschenauflauf empfing sie auf dem geräumigen Hof.
Etwa acht kleine Pferde standen in der Mitte, drei aufgezäumt und gesattelt, zwei trugen mit Schaffell bedeckte ungarische Holzsättel und eines eine Militärpritsche. Dies war das Pferd des Herrn Notars, das beste von allen, ein schöner, dicker Schimmel, so wohlgehalten, als trüge er ein Gewand aus Atlas, während die anderen recht dürr wirkten und ihre mageren Hüften und Rippen nur vom spannenlangen Winterfell verdeckt wurden. Sie waren die Lastträger, auf beiden Seiten mit Säcken behängt; an ihrem Kopf hatte man nur Halfter festgemacht und deren Bänder hinten an den Bauchgurten angeknotet. Niemand hielt die Tiere, denn Gebirgspferde sind nun einmal so: Haben sie in Gruppen ihre Artgenossen neben sich, dann bewegen sie sich keinen Zoll, sondern stehen da mit gesenktem Kopf, als dächten sie über tiefe Weisheiten nach.
András Mézes Zutor wartete in der Mitte des Hofs. Auf den Kopf hatte er sich nun eine Schaffellmütze gesetzt anstelle des abgenutzten Hutes, den er auf der Herreise getragen hatte und der ihm nur zur Parade diente. Auf seinem Rücken hing jetzt nach Husarenart ein Werndl-Karabiner und auf der anderen Seite ein dicker Ranzen, auf dem man eine Blechplatte mit dem Abády-Wappen befestigt hatte. Dies war das Zeichen seiner offiziellen Macht. Denn er galt als ein vereidigter Mann, fast als eine Amtsperson. Bandi Mézes nahm sich auf solche Weise sehr ansehnlich aus; mit seinem rötlichen Kaiserbart und den befehlenden Augen wirkte er fast wie ein Obrist.
Um ihn herum reihten sich die Dienstleute des Hochgebirgsguts. Fünf hatte man kommen lassen. Unter ihnen war Pavel Teodor, ein baumlanger Kerl aus Albák, Forstwächter von Intreapa, sodann Gheorghe Crișan von Tószerát, ein dunkelhäutiger Mann mit großem Schnurrbart und Händen wie Schaufeln, der stattliche Ioan Omolui von unterhalb des Humpleu, der Vornehmste von allen; er trug einen mit vielen Kupfernägeln beschlagenen Leibgurt, auf dessen Innenseite sich allerlei Taschen befanden, eine ganz neue Pelzjacke und eine so große Schaffellmütze, dass sie auch für zwei gereicht hätte. Denn er, ein Landwirt von Gyurkuca, der im eigenen Haus lebte, diente beim Gut nur anstandshalber. Dann war Schukuzo da vom oberen Valea Korbuluj. Mit richtigem Namen hieß er Vasile Lung, doch da er als Halbwüchsiger beim Steuereintreiber Trommler gewesen war, blieb der vom Wort »Exekution« herkommende Spitzname an ihm hängen. Er war von kleinem Wuchs, eher alt, blond und füllig, mit schrecklich roten, entzündeten Augen; in seiner Jugend hatte er als berüchtigter Wilderer gegolten, seitdem er aber im Dienst stand, wagte niemand, sein Revier mit einer Büchse zu betreten oder dort eine Schlinge auszulegen. Endlich stand da der junge Ștefan, der Forstwächter des Vale Száka, ein ärmlicher Bursche mit scharf gebogener Nase, der das Amt von seinem Vater geerbt hatte. Auch er hieß Lung wie alle Leute von Retyicel, denn diese Gemeinde, vielen anderen im Hochgebirge ähnlich, stammte von einigen wenigen Häuslern ab, deren Nachkommen sich in anderthalb Jahrhunderten vermehrt hatten und nun Dörfer füllten. Jeder trug, an den Ellbogen gehängt, eine lange Axt, und am Ranzenriemen, am Ärmel oder am Leibgurt hatten alle das Messingplättchen befestigt, welches ihnen das Recht verlieh, im eigenen Kreis Verfügungen zu treffen.
Zahlreiche Frauenspersonen standen und gafften außerhalb des Rings, den die Wildhüter und die Pferde bildeten, denn im Hochgebirge, zumal im Winter, verursacht jedes außergewöhnliche Ereignis große Aufregung. Das muss man
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