Die Schrift in Flammen
alte Ákos Milóth, schwamm im Glück. Er sank keuchend neben Mutter Kamuthy hin, und sobald er Luft schöpfte, sprach er bereits weiter: »Nicht wahr, meine liebe Anikó, damals, in unserer Zeit …«
Dinóra aß neben dem Buffet Orangenkompott. Sie stand allein auf dieser Seite; die anderen Damen hatten sich, nachdem sie hinzugekommen war, nach und nach unter verschiedenen Vorwänden entfernt: Die eine wollte sich von der Gelatine nehmen, die Nächste von einer Torte, vom Fischsalat oder von irgendetwas auf der anderen Seite des Tisches, und niemand bekam Lust auf eine Speise aus einer Schüssel in Frau Abonyis Nähe. So war sie also mit ihrem Dessertteller und dem Bowle-Glas allein geblieben. Abády erblickte sie in dieser Lage und gesellte sich zu ihr.
»Sehen Sie, wie sie mich behandeln?«, sprach ihn Dinóra an, und ihr üppiger Mund lächelte – ein wenig spöttisch und ein wenig auch beleidigt. »Sie haben dieses freche Benehmen mir gegenüber gestern früh begonnen, doch heute sind sie schon ganz eklig geworden, so auffallend, wie sie mich meiden.«
»Ich möchte es wirklich nicht glauben. Gewiss ist es Zufall, und Sie bilden sich alles nur ein«, versuchte Bálint die nette Frau zu beruhigen, obwohl auch er die Wirkung der Klatschgeschichten bemerkt hatte, die von der bösen Tante Lizinka gegen Frau Abonyi in Umlauf gebracht worden waren.
»Gar nichts bilde ich mir ein! Und wissen Sie, was an all dem am witzigsten ist? Dass sie mir das jetzt antun, wo ich den ›Bikfic‹ schon längst vor die Tür gesetzt habe! Solange wir zusammen waren, kümmerte sich niemand darum, und jetzt auf einmal … gerade jetzt!«
»Vor die Tür gesetzt? Warum? Hat er sich etwa nicht bewährt?«, fragte Bálint vielsagend.
»Oh, nicht deshalb!«, lachte Dinóra und fuhr dann vertraulich fort: »Obwohl diese Athleten, müssen Sie wissen, gar nicht so hervorragend sind. Doch das wäre nicht so wichtig. Nein, es geht um etwas ganz anderes.« Ihr Gesicht wurde ernst. »Schauen Sie, setzen wir uns, und ich will es Ihnen erzählen. Es wird uns ohnehin niemand stören.«
Sie machten einige Schritte zurück zum Kanapee.
»Ich habe Sie schon in Siklód darum gebeten, einmal zu mir nach Szilvás herüberzukommen. Ich wollte mit Ihnen darüber sprechen, Sie kamen aber nicht. Sagen Sie: Hatten Sie Angst? War das der Grund, weshalb Sie nicht kamen?« Sie hob plötzlich ihren offenen Fächer vor das Gesicht und flüsterte mit liebkosender Stimme ins Ohr ihres Nachbarn: »Oh, ich liebe Sie sehr, kleiner Junge, und Sie mich auch, nicht wahr? Na, also. Aber das ist eine alte Geschichte, und es empfiehlt sich nicht, solche Dinge neu zu beginnen. Schauen Sie, dieser ›Bikfic‹ hat mich ständig angepumpt.«
»Aber nein, tatsächlich?«, wunderte sich Bálint.
»Mein Gott, ich helfe gern, aber wenn ich ihm nicht gleich Geld lieh, wurde er grob. Ja, richtig grob! Aber ich habe ja kaum je Geld bei mir, ich muss immer meinen Mann darum bitten. Ce n’est pas toujours agréable! Nein, wirklich nicht immer angenehm.«
»Aber das ist denn doch ein starkes Stück«, meinte Bálint, der sehr ernst geworden war.
»Nun, sehr ernst ist es noch nicht, denn schließlich … ist alles doch nur ausgeborgt! Er ließ mich später Wechsel unterschreiben und hat mir alles bis zum letzten Heller zurückbezahlt.«
»Um Himmels willen! Für wie viel?«
»Ich weiß nicht … so 20.000 oder 22.000; ich erinnere mich nicht mehr. Jetzt aber gibt es deswegen Unannehmlichkeiten, und ich habe Angst, dass ich mit Tihamér Schwierigkeiten bekomme, denn irgendeine Bank hat mir geschrieben, ich solle die Sache regeln. Das schreibt man mir, und ich weiß wirklich nicht warum, denn ich schulde ja gar nichts. Und weil ›Bikfic‹ das Geld aufgenommen hat – wenn das herauskäme, dann würde sich der gute Tihamér doch etwas wundern, nicht wahr?«
Dinóra lachte über diese Vorstellung, während sie Bálint fragend ansah. Dieser kniff die Augen zusammen.
Was für eine Erbärmlichkeit, sagte er sich, wie niederträchtig, eine Frau um Geld zu bitten und sie, zumal diese leichte Seele, in eine solche Geschichte hineinzuziehen.
Sein Helferwille erwachte wie immer, wenn er Schwächere traf. Was ließe sich für Dinóra tun? Wie sollte er ihr helfen? Gewiss, man könnte den Mann bei seinem Regiment anzeigen, aber was brächte das? Bezahlen könnte er eh nicht, und der Skandal träfe doch nur die kleine Frau Abonyi. Nein, unmöglich. Man musste eine andere Lösung
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