Die Schrift in Flammen
Das habe ich schon gesagt. Doch solange es geht … ja, freilich! Treu bis in den Tod!« 14 Und er lachte leise.
Die deutsche Wendung war glücklich gewählt. Das Mädchen fuhr zusammen und klammerte sich krampfhaft an seinen Arm.
»Nein, nein!«, rief es. »Nur dies eine nicht, nur das sollen Sie nicht sagen! Aber wie viel Zeit haben wir noch? Wie lange können Sie sich über Wasser halten? Jetzt gleich ist es ja unmöglich. Aber wenn ich Zeit bekomme … dann … dann bringe ich es irgendwie doch fertig … wie auch immer!«
»Zwei bis drei Monate. Mittlerweile versuche ich etwas … So lange kann ich die Sache hinziehen, und wenn Sie dann zurückkommen, und wenn dann …«
Da er den richtigen Ausdruck nicht fand (denn was war zu sagen: du meine Frau wirst? oder die Meine wirst? oder was? Dass am Ende dieser Frist die Familie des Mädchens bezahlen würde, dies konnte er ja doch nicht vorbringen), so umarmte er also das Mädchen nochmals und küsste es wieder, und währenddessen fiel ihm ein, dass sich die Wechsel Dinóras prolongieren ließen, falls er die Zinsen entrichtete.
»Ich glaube nicht, dass ich länger als vier Wochen in Wien bleibe. Vielleicht sechs Wochen, mehr wird es kaum sein.« Und nun schmiegte sich Judith an ihn, und ihre Stimme flehte: »So lange, nicht wahr … so lange kann ich beruhigt sein?«
»Ich verspreche es!«, sagte Wickwitz wie ein Mann.
»Danke, danke. Ach, wie gut. Und schreiben Sie mir, auch ich werde schreiben, wohin sollen die Briefe gehen?«
»Hierher, ins Hotel. Selbst wenn ich fort sein sollte, werde ich doch veranlassen, dass man sie mir nachschickt. Wo werden Sie in Wien wohnen?« Zoltánka jedoch steckte seinen Kopf zur Türe herein, bevor Judith hätte antworten können: »Judith, Margit hat mich gerufen, ob du bei mir seist. Mama sucht dich. Geh rasch hinüber.«
Eine rasche Umarmung, während vom anderen Ende des Korridors Margits Stimme zu vernehmen war: »Ja, Mama, sicher, ich habe es ausgerichtet, sie kommt sofort!« Gewiss hatte sie ihre Meldung beim Durchqueren des vorderen Treppenhauses ins Innere der Räume gerichtet, denn die Stimme wurde bei den letzten Worten des Satzes immer leiser.
Judith glitt flugs den Korridor entlang zurück. Nach kurzer Zeit schlich sich Zoltánka herein: »Jetzt! Jetzt, rasch«, flüsterte er Wickwitz zu, der sich den Degen unter den Arm klemmte, die Dienstbotentreppe hinunter- und auf den hinteren Stufen hinauseilte.
Als er auf der Gasse stand, richtete er sich auf; er ließ den Degen aus der Hand gleiten, und unter großem Geklirr durchschritt er das Altfestungs-Viertel. Als er sich im Schaufensterglas eines Ladens erblickte, blieb er davor stehen, und während er sein gespiegeltes Ebenbild betrachtete, zwirbelte er sich selbstbewusst den Schnurrbart.
Bálint kam gegen Mittag nach Hause. Als Erstes traf er dort vor der Küche eine der Haushälterinnen der Mutter. Diesmal begegnete er nicht Frau Baczó, sondern Frau Tóthy, was aber keine Rolle spielte, da doch die beiden in jeder Hinsicht identisch waren. Er erklärte ihr, dass über sein Duell auch nachträglich kein Wort fallen dürfe, da es die alte Frau Abády wohl übelnehmen würde, zuvor weder von ihrem Sohn noch von ihrer Umgebung etwas darüber vernommen zu haben.
»Allerdings! Allerdings!«, antwortete Frau Tóthy, und ihr Mund öffnete sich rund über dem mehrfach üppigen Doppelkinn. »Da sei Gott vor, dass die seelengute Gräfin es erfahren sollte! Wir haben dem Portier auch schon befohlen, jedem, wer auch immer zu uns kommt, genau einzuschärfen, dass er oben von der Angelegenheit des Duells kein Wort verlieren darf.«
Als aber der junge Mann nun die Treppe hochsteigen wollte, hielt ihn Frau Tóthy kurz zurück. »Nun, bitte untertänigst, haben Sie keinen Hieb abbekommen? Wir hörten, Sie seien am Arm … man habe Sie verwundet … Zehn Zentimeter lang sei die Wunde, so sagte man.«
»Nicht der Rede wert. Ich trage, sehen Sie, nicht einmal eine Fixierschlinge«, antwortete Bálint. Er lächelte Frau Tóthy an, schwang einige Male den rechten Arm hin und her, nickte ihr dann zu und ließ sie im Hof stehen. Es ärgerte ihn ein wenig, dass die ganze Stadt von seinem lächerlichen Duell wusste. Und wie man die Sache aufbauschte! Er spürte ja nichts anderes als ein brennendes Prickeln in der Ellbogengegend, wie wenn er Brennnesseln berührt hätte. Und darüber redeten die Leute so viel! Doch auf der Treppe fiel ihm ein, dass es sich gar nicht schlecht traf,
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