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Die Schrift in Flammen

Titel: Die Schrift in Flammen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Miklós Bánffy
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heute Abend mit Montorio. Du sollst dich unbedingt rechts von mir setzen und mich nach dem Souper sofort zum Csárdás mitnehmen. Das ist wichtig. Ich glaube, er will etwas …« Sie sagte nur so viel, dann mischte auch sie sich in die Diskussion über das Pferd ein, und zuletzt begaben sie sich alle langsam zurück auf die Tribüne.
    Das Souper auf dem Ball fand gegen ein Uhr in den unteren Räumen des Park-Klubs statt. Alle Türen, die auf den Garten gingen, standen in der warmen Nacht offen. Klára hatte, gemeinsam mit drei weiteren Tanzpaaren, welche in der Regel zusammengehörten, einen kleineren, von der Zigeunerkapelle entfernten Tisch gewählt; so waren sie, László dazugerechnet, lediglich zu neunt. Die Konversation führte man wegen Montorio auf Deutsch oder auf Englisch, sie war aber überaus lebhaft. Klára vor allem zeigte sich gesprächig. Sie schien sehr gutgelaunt, beinahe übermütig, László hatte sie noch nie so herausfordernd kokett gesehen, obwohl sie dabei ganz nach Plan handelte, mit dem festen Willen, die Unterhaltung so zu gestalten, dass sie möglichst lautstark werde und möglichst alle daran teilnehmen sollten, damit Montorio auf keinen Fall Gelegenheit bekam, sich mit ihr besonders – à part – zu befassen. Davor hatte sie Angst. Angst darum, weil ihr Fraueninstinkt flüsternd vorausgesagt hatte, der Principe werde an diesem Abend um ihre Hand anhalten. Dies wollte sie vermeiden. Es wäre unangenehm, man müsste darüber Rechenschaft ablegen. Nein! Das durfte nicht geschehen. Dies der Grund, warum sie die ihr vis-à-vis sitzende Magda und vor allem deren Partner, Imre Wárday, fortwährend neckte, darum sprach sie beinahe ständig, mit blitzenden Augen und spöttisch gekräuselten Lippen. Und da man hier die Musik kaum mehr vernahm, dauerte es auf solche Art fort bis zum Ende des Mahls. Alle an diesem Tisch amüsierten sich köstlich. Wárday tat es überaus wohl, dass sich Klára mit ihm so viel abgab. Montorio allein verhielt sich stiller als die anderen.
    Als dann nach dem Souper der Csárdás beginnen sollte, stand László auf und machte einige Schritte auf den Primas zu, um der Kapelle zu bedeuten, dass sie sich auf das obere Stockwerk zu begeben habe. Die anderen Paare bereiteten sich zum Tanz vor. Auch Klára erhob sich und fing an, sich die Handschuhe anzuziehen.
    »Wollen wir nicht ein bisschen in den Garten?«, fragte Montorio mit gedämpfter Stimme, und er setzte scheinbar leichthin hinzu: »Es ist so schwül hier.«
    »Ich finde nicht«, antwortete Klára und schüttelte den Kopf.
    »Nur einen Moment. Ich möchte Sie etwas Wichtiges fragen.«
    Das nun war ein ernsthaftes Wort.
    Die meerfarbene Iris des Mädchens verdunkelte sich leicht. Sie zögerte einen Augenblick, während sie ins Gesicht des Mannes blickte – nicht in die Augen, sondern auf den Mund, auf seinen winzigen, schwarzen Schnurrbart, den sie in diesem Augenblick unendlich verabscheute, da dieser Mensch nun doch Gelegenheit zu Vertraulichkeiten gefunden hatte.
    »Es wäre zwecklos«, sagte sie langsam, aber betont.
    »So?«, entgegnete Montorio, und dann, während er sich aufrichtete, wiederholte er: »So … so …«
    »So … vollkommen.« 17
    László kehrte in diesem Augenblick zurück. Klára nahm seinen Arm, und sie verzogen sich schnell, flüchteten beinahe durch den Speiseraum, die Treppen hinauf, wo schon die langsame Einleitung zum Csárdás erklang. Montorio blieb am Ort stehen. Einige Minuten, und alle hatten bereits den Platz geräumt. Er verharrte allein, strich sich über die Stirn, über der sich die Haare elegant lichteten, und umständlich zündete er sich eine Zigarette an. Langsam setzte er sich in Richtung der dämmrigen Eingangshalle in Bewegung, bahnte sich den Weg zwischen den hereinströmenden Kellnern, welche die gebrauchten Teller und Gläser hastig einsammelten und hie und da heimlich die Champagnergläser leertranken.
    Ältere Damen standen in der ovalen Halle; auch sie bereiteten sich darauf vor hinaufzugehen. Fürstin Ágnes löste sich aus ihrer Gruppe. Sie ging auf Montorio zu und hielt ihn an. Ein gönnerisches Lächeln spielte um ihre Lippen: »Gut, dass ich Sie finde, ich habe Sie gerade gesucht. Würden Sie uns morgen Mittag nicht besuchen? Ich gebe ein kleines Gabelfrühstück, ganz en famille … nur so unter uns …«
    Der junge Mann antwortete kühl: »Danke. Leider ist es mir nicht möglich, ich fahre mit dem Morgenschnellzug zurück nach Wien.«
    Zorn lag in seinen

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