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Die Schrift in Flammen

Titel: Die Schrift in Flammen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Miklós Bánffy
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Eroberungen mit dem Schwert, woraus der ungarische Grundbesitz entstanden ist. Heute gibt es andere Mittel. Wir brauchen eine besitzende Klasse. Bisher fehlt sie. Wir rumänische Intellektuelle sind die Söhne armer Priester. Sehen Sie das Bild dort? Mein Vater war Dechant in Páncélcseh.« Er wies auf die Wand, wo über der Erinnerung an Vác ein lebensgroßes Gemälde einen Popen mit einem riesigen Bart zeigte. »So geht es uns allen. Wir haben deshalb beschlossen, dass wir um jeden Preis eine vermögende Mittelklasse schaffen müssen. Das tun wir jetzt. Unsere Bank dient diesem Ziel. Neben anderen Geschäften gewährt sie einzelnen Personen, denen wir vertrauen, Kredit, und sie tut dies sehr wohl im Dienst dieser Politik. Dass solche Personen ausschließlich mit rumänischen Bauern arbeiten, versteht sich von selbst. Dass dies Opfer verlangt, auch das versteht sich. Hatte etwa Ihre Landnahme nicht auch Opfer gefordert? Nun denn! Wir tun dasselbe, nur nicht hoch zu Ross und nicht mit dem Schwert. Hurra, drauflos! Nicht wahr? Das ist viel dekorativer und malerischer. Doch wir, bitte, sind graue, bescheidene, moderne Leute!« An dieser Stelle lachte er wieder, und das kalte, grausame Licht, das bisher seine Worte begleitet hatte, erlosch nun in seinen Augen. »Das habe ich so noch niemandem erklärt. Sie werden es auch von niemandem zu hören bekommen. Wir würden es auch abstreiten, käme es zur Sprache, aber die Ungarn sind ja doch mit lauter staatsrechtlichen Fragen beschäftigt.« Nun lachte er wieder ein wenig und setzte seine Rede fort. »Aus dem Gesagten können Sie ersehen, Herr Graf, dass ich Ihnen in dieser Angelegenheit nicht dienen kann. Und wenn Sie mir einen Rat nachsehen, dann würde ich Ihnen empfehlen, sich mit der Sache nicht zu befassen.«
    Bálint erhob sich. Mechanisch reichte er dem anderen die Hand. Das Vernommene hatte ihn tief erschüttert. Timișans Stimme bekam nun eine mildere Färbung. Rührung klang darin mit, etwas wie väterliche Fürsorge: »Ich sage Ihnen dies als ein alter, erfahrener Mann. Und es ist schade um Sie, um Ihr Wohlwollen, das … das ziemlich selten ist.« Er begleitete ihn ins Vorzimmer. »Und ich danke, dass Sie mir die Ehre erwiesen haben.«

IV.
    In Klausenburg herrschte zu jener Zeit das größte gesellschaftliche Leben im Herbst, und zwar wegen der Hetzjagden und der Rennen von Zsuk. Die Rennbahn galt in ihrer Art als einzigartig. Sie stieg zweimal den Berg hinan und wieder hinunter, nur der Sprung über die Tribünenhürde und das Finish gingen auf der Ebene vor sich. Die Rennen wurden an drei Sonntagen abgehalten. Die Jagden wiederum fanden an jedem Werktag statt, man veranstaltete sie auf den stark hügeligen Heuwiesen zwischen dem Szamos-Tal und dem Fejérdi-Tal, manchmal auch am rechten Szamosufer auf einem Gebiet, das sogar bis zu den Grenzen von Mócs, Gyulatelek und Szék reichte. Die jungen Herren, die nicht in den benachbarten Schlössern wohnten, stiegen entweder am Ort in dem »Hubertus« genannten Jagdhaus oder in Klausenburg ab und kamen jeweils mit Wagen und im Zug zu den Treffen. Und da die Mütter ihre heiratsfähigen Töchter dorthin zu führen pflegen, wo sich viele junge Männer versammeln, strömten auch diese wieder in die Stadt, in der jetzt im Herbst ein Ball dem anderen folgte, Vergnügungen mit Zigeunermusik – es ging zu dieser Zeit noch ausgelassener zu als im Fasching.
    Auch Bálint zog nach Klausenburg um. Seine Mutter hatte ihn dazu ermuntert. Für sie bedeutete das zwar ein großes Opfer, denn sie blieb allein im riesigen Schloss von Dénestornya, aber das nahm sie in Kauf. Dies nicht nur aus einem Grund. Zum einen strebte sie ehrgeizig danach, dass der Sohn öffentlich auftrat und eine Rolle spielte, und ebenso entsprach es ihrem Willen, dass er Mädchen begegnen sollte – vielleicht würde er an der einen oder anderen Gefallen finden. Und die Zeit passte, denn sie war durch Frau Baczós und Frau Tóthys Meldungen in dem Sinn unterrichtet, dass Adrienne nicht in Klausenburg weilte und sich auch nicht einfinden würde; ihretwegen hatte sie in letzter Zeit instinktiv begonnen, um ihren Sohn zu bangen. Zum anderen wünschte sie, dass man ihre Pferde sehe, sie kennenlerne und bewundere. Es galt zu beweisen, dass sie jedes andere Halbblut in Siebenbürgen überboten, dass sie schön, gut, schnell, gutmütig, siegreich und prachtvoll waren. Sich für acht bis zehn Wochen von den Reitpferden zu trennen, die sie jeden Tag gestreichelt

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