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Die Schrift in Flammen

Titel: Die Schrift in Flammen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Miklós Bánffy
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sinnvoll, und nach vielen Fragen und Antworten bildete sich schließlich ihre Bitte heraus: Der Mariasa möchte den bösen Wucherer vor sich zitieren und ihm verbieten, sie zu plagen. Sie seien bereit, um des Friedens willen achthundert Forint zu bezahlen. Diese Summe sei vorhanden, so viel hätten sie zusammenkratzen können, aber mehr gebe es nicht und werde es auch nicht geben. Bálint versuchte vergeblich, ihnen klarzumachen, dass er nicht über die Macht verfüge, Rus zu irgendetwas zu zwingen, der Alte schenkte ihm keinen Glauben und legte seine Worte offenbar so aus, dass er das Verlangte nicht tun wolle. Er berief sich auch darauf, dass Seine Exzellenz, der alte Herr Abády, Bálints Großvater, bestimmt ihre Partei ergriffen hätte. Dieses Argument übte auf Bálint Wirkung aus. So sagte er zu, dass er einschreiten werde, was er zu einem Teil auch darum versprach, weil der »Turteltäubchen« genannte und mehrheitlich schweigende Mann eingeworfen hatte: »Habe ich nicht gesagt, dass man es nicht so anstellen soll, sondern einmal ›la noapte‹?«
    Er hat eine schlechte Visage, dieser schwarzbehaarte Mann, er soll nicht recht behalten!
    Schließlich begaben sich alle zur Ruhe, und als es dämmerte, hatten sich die Leute von Pejkója schon längst auf den Heimweg gemacht.

    Auch Abádys Lager löste sich auf. Im Hof der Holzkirche von Retyice war das Mittagsklopfen noch nicht ertönt, als sie bereits zum Abhang gekommen waren, der mit Häusern bestreut war, unter denen das letzte, das einsam zuoberst stand, ein burgartiges Gebilde, Pantelimon Rus gehörte. Die Karawane hielt dort an. Die Forstleute, Gheorghe Crișan an der Spitze, eilten voraus zum harten, aus Eiche gezimmerten Tor. Drei Bauernhunde machten auf der Innenseite des Zauns einen Höllenlärm. Crișan stand ihnen allerdings nicht nach, indem er unter schrecklichem Gebrüll an der kleinen Pforte rüttelte. Von drinnen vernahm man etwa fünf Minuten lang nur das Gebell, als wohnte hier niemand außer den aus voller Kehle heulenden Hunden. Nichts rührte sich. Niemand kam auf den Vorbau hinaus, der vom Weg her gut sichtbar war, da das Haus, im Steilhang erbaut, hoch über dem Hof aufragte. Auch hinter den eisernen Fenstergittern gab es keine Bewegung. »Rus ist vielleicht nicht zu Hause«, meinte Bálint bereits zu Crișan, als zwischen den Glassplittern, mit denen der obere Rand der hohen Steinmauer bestreut war, der Kopf eines Jungen herauslugte. »Was wollt ihr?«, fragte er.
    »Der Mariasa will zu Domnul Rus, öffne sofort die Tür, sonst breche ich sie auf!«, brüllte Gheorghe, während er in seine Rede manche Verwünschung einflocht, und er schwang schon seine Axt, als wollte er sich an die Arbeit machen. Der Kopf des Jungen verschwand, und nach einer kurzen Weile ging ein Torflügel auf. Bálint ritt zwischen den fürchterlichen Wachhunden, die von den Forstleuten mit langen Stangen und Steinwürfen auf die Seite vertrieben wurden, in den Hof hinein. Als er mit dem Pferd unten bei der Treppe ankam, erschien im Vorbau ein großer, schulterloser Mann.
    Abády konnte ihn gut ins Auge fassen. Er hatte ein bartloses, verrunzeltes Gesicht wie eine Greisin, kleine Augen von unbestimmter Farbe und halblange Haare. Das also war der böse Rus! Er trug graue städtische Kleidung, sein Hemd hing unter der Jacke heraus, vielleicht wirkte er deshalb in der Taille besonders breit. Verlegen verbeugte er sich immer wieder und fragte in ängstlichem Ton: »Weshalb sind Sie gekommen? Was wünschen Sie?«
    »Ich will mit Ihnen sprechen, Rus!«, sagte Abády, während er vom Pferd stieg. Dann ging er hinauf und betrat am Ende des Flurs die gute Stube, wohin ihn der einstige Volksschullehrer mit eifrigen Bitten einlud, nicht ohne noch einen besorgten Blick auf die draußen Verbliebenen zu werfen. Mézes hatte sich auf die Treppe gesetzt. Solange der Vizeförster dort saß, konnte nichts Schlimmes geschehen. So ging nun auch er hinein.
    Die anderen standen im Hof. Sie handelten unter sich die Angelegenheit der Leute von Pejkója ab, wie schon die Nacht zuvor und auch unterwegs, wo jene, die mit den Lastpferden weiter zurückgeblieben waren, darüber gesprochen hatten. Sie waren, versteht sich, auch jetzt nicht gleicher Ansicht. Schukuzo und zwei jüngere Bergler meinten, dass zwar alles vergeblich sei, sind doch der Domnul Notar und sogar der Priester, der Parente, auf Rus’ Seite, doch wenn der Mariasa eingreife, dann könnte sich vielleicht doch noch ein Wunder

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