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Die Schrift in Flammen

Titel: Die Schrift in Flammen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Miklós Bánffy
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Abonyi, Dinócha Malhuysen, die man ihm im Ochiginal zugeschickt hat, deine Untechschchift falsch ist, dass du dich dann … sofocht nach Kchonstadt begeben sollst, um dich bei ihm zu melden. Aber wenn deine Untechschchift nicht falsch ist …«
    »Wenn nicht, was dann?«
    »Wenn nicht, wenn sie also echt ist … wenn dein Name auf den Dingechn echt ist, dann ist es klügech … wenn du füch die Ehche des Chegiments wenigstens … wenn …« Gazsi erhob sich jetzt und legte einen Revolver auf den Tisch, »wenn du das da benutzt … und zwach sofocht. Das lässt diech der Obechst sagen.«
    Das schwarze Haar zog sich in die niedrige Stirn von Wickwitz noch tiefer hinab; seine großen Rehaugen fielen ihm beinahe zu.
    »So? … So? … So …?«, wiederholte er einige Male.
    Kadacsay nahm nun seinen Tschako. Rückwärtsgewandt sagte er beim Weggehen noch leichthin: »So etwas ist sofocht am leichtesten. Soll ich vielleicht von dchaußen die Tüch zumachen?«
    Baron Egon streckte nun seine wunderbare Gestalt. »Ich werde sie selber schließen.« Seine Stimme klang hart und entschlossen, worauf Gazsi einen Augenblick zögerte und dann zurückkam. »Nun, in dem Fall … sechvus, mein Fcheund!«, sagte er nun schon in freundlichem Ton. Hart drückten sie sich die Hand. Ein wenig lang auch. Dann blieb Egon allein. Zweimal, dreimal, viermal ging er im Zimmer auf und ab. Als er sich zum fünften Mal umwandte, brach aus ihm das hässliche, fast tierische Lachen hervor, das sein schönes Gesicht manchmal so stark entstellen konnte. Er läutete. »Einen Fahrplan!«, befahl er dem hereineilenden Diener. Ein Personenzug fuhr um sechs Uhr. Gut so. Darauf würde es keine Bekannten geben. Er schaute auf die Uhr. Zehn vor fünf. Er zog sich um, legte ein Jägerkostüm an. In eine seiner kleineren Taschen packte er seine Zivilkleider, den größeren Koffer ließ er stehen, seine Uniform aber legte er in schöner Ordnung in den Kasten. Bevor er auch seinen Säbel dort abstellte, betrachtete er ihn eine Weile. »Goldenes Portepee. Welche Freude, als ich es erhalten habe!« Er lehnte den Säbel in der Ecke gegen die Kastenwand. Er schaute sich um. Sein Blick fiel auf die Sendung des Obersten, den vorzüglichen Revolver. Er lag immer noch auf dem Tisch. Ein spöttisches Lächeln verzog seinen Schnurrbart: »Dieses Geschenk lasse ich wahrhaftig nicht hier zurück.« Und er steckte ihn in seine Tasche. Nun läutete er wieder: »Einen Wagen! … Ich verreise für ein paar Tage. Meine Sachen lasse ich im Zimmer. Halten Sie es für mich bereit, bis ich zurückkomme …«
    »Der Fiaker ist da«, meldete man ihm. Wickwitz blickte nochmals um sich. Habe ich nichts vergessen?, fragte er sich. Nein, er hatte nichts vergessen. Und mit der Ruhe eines Felsblocks ließ er sich zum Bahnhof kutschieren, bestieg den Zug und verreiste. Das, was er am Mittag Judith geschrieben hatte, kam ihm gar nicht in den Sinn. Bei Morgendämmerung am nächsten Tag flüchtete er über die rumänische Grenze.

    Kadacsay schlenderte langsam zurück. Bei jedem zwanzigsten Schritt blieb er stehen, als erwarte er, dass jemand ihm nachlaufen werde. Endlich kam er im Casino an. Abscheulich, wenn sie ihn wieder ins Kreuzverhör nehmen wollten, aber ein Telefon gab es nur hier, und er hatte im Hotel dem Portier hinterlassen, ihn da anzurufen, »wenn etwas passiechen sollte«.
    Das Casino wirkte immer noch wie ein aufgescheuchter Bienenstock. So viel war schon bekannt, dass das Duell diesmal nicht stattfinden würde und dass Wickwitz zu seinem Regiment bestellt worden sei. So viel hatten sie Alvinczy gleich entlockt, doch als dann Onkel Ambrus zurückkam, ergänzte er dies noch mit der Angabe, dass der Befehl wegen irgendeiner ehrengerichtlichen Untersuchung ergangen sei.
    Bald hatten sich zwei Parteien gebildet, eine Pro-»Bikfic«- und eine Kontra-»Bikfic«-Seite. Die Pro-»Bikfic«-Partei war zahlenmäßig stärker. Sie erhielt Unterstützung durch die ungarisch-rebellische Stimmung: »Die Deutschen erlauben nicht einmal mehr, dass ein Husarenoffizier sein Recht bekommt!« Aufgrund dieses Spruchs und weil Wickwitz als guter Sportler sowie als harmloser Mann galt, der kaum jemandem in die Quere kam, hielt man ihn für sympathischer als László Gyerőffy, der nicht nur drüben in Ungarn verwurzelt war, sondern dem man auch noch den Fehler vorhielt, dass er sich eingeschlossen und selbst seinen Sekundanten keine Auskunft gegeben hatte. »Er kommt nicht einmal zu uns, um zu

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