Die Schuhliebhaberin - Moore, M: Schuhliebhaberin
Budget für Personalkosten habe, das auf den Einnahmen im selben Monat des Vorjahrs basierte. Zu Weihnachten funktionierte das ganz gut. Der Laden warf genug ab für zwei Vollzeitkräfte und vier Teilzeitkräfte. Im Februar reichte das Budget nicht mal für das Gehalt des Filialleiters, weshalb Rupert Sechzig-Stunden-Wochen hatte und Megs Stunden bis auf ein Minimum hatte kürzen müssen. Trotzdem hatte er noch Probleme bekommen, weil er das Budget deutlich überzog.
»Das ist nicht gerecht«, sagte Amanda.
»Es ist Ihr Unternehmen.«
»Wenn ich das in Ordnung bringe, würden Sie dann bleiben?«
»Vielleicht als Stellvertreterin, aber nicht als Filialleitung.«
»Warum nicht?«
»Die Filialleiter bekommen ein Festgehalt. Die Stellvertreter werden nach Stunden bezahlt. Im Moment verdiene ich weniger als vor meiner Beförderung.«
»Das ist doch lächerlich! Was wäre, wenn die Filialleiter einen Bonus oder eine prozentuale Beteiligung bekommen würden?«
»Dann bleibe ich vielleicht. Im Moment bin ich zu müde, um auch nur einen Gedanken daran zu verschwenden.« Meg überreichte Amanda eine graue Segeltuchtasche, in der die Schecks und das Geld waren. »Halten Sie das mal kurz fest, ja?« Sie verschwand im Lagerraum und kam kurz darauf mit einem Staubsauger zurück.
»Sie müssen jetzt noch staubsaugen?«
»Und aufräumen, ja. Ich hoffe, ich schaffe das bis Mitternacht. Dann gehe ich noch zur Bank und zahle die Tageseinnahmen am Nachttresor ein. Hoffentlich kriege ich noch einen Bus nach Hause. Und dann muss ich morgen früh um zehn vor neun wieder hier sein, um den Laden aufzumachen. Gott sei Dank ist morgen Samstag, da schließen wir um sechs. Oder irgendwann danach, sobald es unsere Kunden erlauben.«
»Das ist doch absurd!«, rief Amanda.
Meg zuckte mit den Schultern. Sie schaltete den Staubsauger ein, der mit einem Grollen zu Leben erwachte.
Amanda stand auf. Mit wedelnden Armen machte sie Meg auf sich aufmerksam. »Nein, das meine ich ernst! Das ist doch Sklavenarbeit. Meg, mach aus. Hör auf.« Als Meg gehorchte, fuhr Amanda mit ihrer Schimpftirade fort: »Niemand sollte so arbeiten müssen. Das ist wirklich entsetzlich.«
Meg stützte sich mit einem Ellbogen auf das Saugrohr des Staubsaugers. Erneut nahm sie eine zeitlose Pose an. Diesmal war es die eines Cowboys, der sich gegen einen Zaun lehnte. »Wie ich schon sagte, es ist Ihr Unternehmen«, fauchte sie.
»Das muss ich sofort in Ordnung bringen. Vergiss den Staubsauger, Meg. Hol deine Jacke.«
Amanda zog ihr Handy aus der Tasche und wählte eine Nummer. »Rupert? Ich bin’s, Amanda. Du hast doch noch einen Schlüssel von deinem alten Laden?« Sie wartete. »Gut. »Ich will, dass du Paul anrufst. Morgen früh um acht kommt ihr beide her und räumt auf. Ihr schmeißt morgen den Laden. Meg gebe ich frei. Seid pünktlich, ihr werdet nämlich noch aufräumen und staubsaugen müssen, und hier herrscht echt Chaos.« Sie nickte. »Nun, wenn Paul nicht so gut Schuhe verkaufen kann wie du, wirst du es ihm wohl beibringen müssen.« Sie strahlte Meg an. »Ich verlasse mich auf euch, Rupert. Lasst mich nicht im Stich. Tschüss!« Sie drückte betont den Auflegen-Knopf. »Das wäre erledigt«, sagte sie. »Du brauchst morgen keine Sklavenarbeit zu leisten!«
Meg meinte: »Ich wette, Rupert wünscht sich, das auch behaupten zu können.« Sie gab Amanda ihren Mantel, ehe diese darauf etwas erwidern konnte. »Kommen Sie. Den Bus um halb elf erwische ich vielleicht noch, wenn wir uns beeilen.«
Amanda folgte Meg aus dem Laden. Sie konnte nicht zulassen, dass Meg sie jetzt verließ, oh nein! »Wann hast du das letzte Mal was gegessen?«
»Ich habe mir heute Morgen ein paar Donuts mitgebracht. Einen hatte ich zum Frühstück und den anderen ...« Während sie sprach, schloss Meg den Laden ab. »Den anderen gab’s zum Mittag, glaube ich. Ich habe immer mal einen Bissen genommen, wenn ich dazu kam.«
»Dann musst du jetzt doch hungrig sein?«
»Ich bin am Verhungern.«
»Du siehst nicht so aus, als würdest du viel essen.« Amanda war entsetzt. Hatte sie das wirklich gerade laut gesagt? Sie wollte das Mädchen nicht bemuttern, aber genau so hörte es sich an.
»Ich bin einfach von Natur aus dünn«, sagte Meg. Sie nahm Amanda die Segeltuchtasche ab. »Das muss ich noch beim Nachttresor abgeben. Aber ich verspreche Ihnen, ich werde mir noch was beim Inder bei mir um die Ecke mitnehmen, wenn ich es dorthin schaffe, ehe er zumacht.« Sie lächelte
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