Die Schuhliebhaberin - Moore, M: Schuhliebhaberin
besser, wenn sie sich darauf sorgfältig vorbereitete. Aber Trevor machte auf sie nicht den Eindruck, als sei er der Typ Mann, der eine Verschiebung einfach so hinnahm. Sie hatten sich auf einen Termin und einen Ort geeinigt, und sie vermutete, es wäre das Beste, wenn sie sich daran hielt.
Während sie ihren Wagen durch den morgendlichen Verkehr lenkte, versuchte Amanda, ihre Gedanken zu ordnen. Sie musste vor dieser schicksalhaften Begegnung mit Trevor noch eine Menge erledigen, aber ihr blieb noch ein wenig Zeit, um ein paar Sachen abzuhaken, ehe sie sich auf Trevor vorbereiten musste. Wenn sie sich wenigstens darauf konzentrieren könnte! Aber ihre Gedanken kehrten unwillkürlich zu den Stunden zurück, die gerade hinter ihr lagen. Sie wusste genau, in welchem Moment alles angefangen hatte, wann sie sich Hals über Kopf in Meg verknallt hatte. Es war schwer zu glauben, dass seitdem so wenig Zeit verstrichen war. Vor allem, wenn man bedachte, dass sie sogar einige Stunden geschlafen hatten. Selbst im Schlaf hatten sie perfekt zusammengepasst, sie hatten sich aneinandergekuschelt wie zwei Kätzchen, die zufrieden auf dem Sofa lagen. Letzte Nacht hätte sie schwören können, dass sie verliebt war. Und wenn die Tatsache, dass sie eine Frau liebte, sie zur Lesbe machte, dann war das eben so. Heute Morgen hatte sie es nur deshalb so eilig gehabt, zu verschwinden, weil sie sich auf ihr nächstes Treffen hatte vorbereiten müssen: Sie musste sich den Gesetzen eines riesigen Schwengels unterwerfen.
Es war so viel einfacher gewesen, als Roger noch lebte! Verflucht sollte er sein! Verflucht, weil er sie betrogen hatte, und doppelt verflucht, weil er daran gestorben war! Ihre Augen füllten sich mit Tränen, und sie drückte das Gaspedal durch. »Fick dich, Roger.« Amanda drehte den Kopf, als säße Roger neben ihr auf dem Beifahrersitz, während sie ihm mal gehörig die Meinung sagte. Oh, das war mehr als einmal vorgekommen. Schließlich waren sie über acht Jahre verheiratet gewesen, das ging nicht ohne Streit. »Du hattest deinen Spaß. Wenn ich jetzt jemanden wie mich hätte, die zu Hause auf mich wartet, wäre ich auch so gut organisiert wie du. Aber ich bin allein. Du hast noch nicht mal ordentlich für mich vorgesorgt, du elender Scheißkerl.«
Amanda wischte sich die Tränen mit dem Handrücken aus dem Gesicht. »Fick dich, Kumpel. Ich werde jeden vögeln, den ich vögeln will, wann und wo ich will, und ich werde mich nicht das kleinste Bisschen mies fühlen deswegen.« Sie schaltete das Radio an. Rock ’n’ Roll erfüllte den Wagen. »Genau, Roger! Jetzt geht’s ab!«
Das Haus war schon fast perfekt vorbereitet. Da inzwischen kein unordentlicher Mann mehr hier lebte, gab es nur noch wenig Hausarbeit, die an Amanda hängenblieb. Sie musste nur ein bisschen aufräumen. Danach verbrachte sie ungefähr eine Stunde am Schreibtisch. Sie suchte Megs Privatadresse aus der Liste der Angestellten bei Forsythe heraus und rief bei Knospen an, um für den nächsten Tag ein exotisches Bouquet zu bestellen. Gemeinsam mit der Floristin entwickelte sie eine aufregende Mischung aus Strelitzien und Callas.
Nachdem sie sich darum gekümmert hatte, verdrängte sie alle Erinnerungen an Meg. Der Samstagabend rückte unaufhaltsam näher.
Mit dem Abendessen machte sie es sich einfach. Sie hatte Steaks gekauft, um keine auftauen zu müssen. Bier stand im Kühlschrank – nur für den Fall, dass Trevor eher ein Freund von Bier war –, und Wein hatte sie auch ausgesucht. Auf dem Sideboard standen weitere Flaschen mit Alkoholika. Nachdem sie das überprüft hatte, musste Amanda nur noch sich selbst vorbereiten. Es war eine alte Tradition, die sie pflegen wollte. Doch diesmal machte sie sich nicht für Roger schön, sondern für Trevor!
Trevor. Sie stellte sich den riesigen Kerl vor, mit seinen düsteren, zerklüfteten Gesichtszügen und seinem bemerkenswerten Körper. In gewisser Weise wäre Sex mit ihm vermutlich recht entspannend. Da sie inzwischen die Verantwortung für Forsythe Footwear übernommen hatte und sich etwa 150 Menschen darauf verließen, dass sie den Job gut machte, hing die Zukunft des Unternehmens davon ab, wie sie sich als Geschäftsführerin machte. Ihr Sexleben war auch davon bestimmt, dass sie die Kontrolle übernahm. Sie war dafür verantwortlich, dass Rupert, Paul und Nola Lust empfanden und ihr Lust schenkten. Kein Wunder, dass die vergangene Nacht so fantastisch war; Meg und sie waren gemeinsam für das
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