Die Schuhliebhaberin - Moore, M: Schuhliebhaberin
Arbeitsfläche hatten. Außerdem war noch ein zusätzlicher Schreibtisch nebst Stuhl hier reingestellt worden. So oft wie möglich versuchten Amanda und ihre kleine sexy, unterwürfige Empfangsdame, die Mittagspause mit Rupert und Paul zu verbringen. Es war Teil von Amandas großem Plan, um den Zusammenhalt zu stärken und ein dynamisches Team zu schmieden. Ihre Theorie war, dass die gemeinsame Arbeit, das erotische Spiel und gemeinsame Mahlzeiten diesen Zusammenhalt schufen.
Nola verteilte die Pappteller und das Plastikbesteck, ehe sie auf jeden Teller eine Pappbox stellte.
Am Schreibtisch legte Rupert gerade auf und erklärte Paul, der eine Statistik an die Pinnwand hängte: »Sie haben nur noch vier Einheiten in verschiedenen Größen, aber keine in vierzig – das entspricht unserer Sieben.«
»Verdammt! Dabei brauchen wir Größe sieben am dringendsten. Ich nehme trotzdem, was sie haben. Das ist ein hübscher kleiner Schuh.«
Nola verteilte zuletzt noch die Plastiktütchen mit Sojasauce. Sie fragte: »Ich habe immer gedacht, in einer Verpackungseinheit ist von jeder Größe mindestens ein Paar drin? Habe ich das falsch verstanden?«
Amanda öffnete eine Packung mit dampfendem Moo Goo Gai Pan und atmete den aromatischen Duft ein. »Erklär Nola, was genau wir machen, Rupert.«
Er setzte sich zu ihnen und nahm seine Essstäbchen. »Du hast im Grunde recht, Nola. Aber jetzt bedenke, dass wir über hochmoderne Schuhe reden und nicht über Dumphries sogenannte ›Klassiker‹. Stell dir mal vor, ein Hersteller macht fünftausend Paar von einem neuen Schuh. Die Hälfte oder mehr von dieser Charge werden in die Verpackungseinheiten aufgeteilt, in denen jeweils jede Größe von drei oder vier bis Größe zehn ist – manchmal sogar mit einer Elf. Diese Verpackungseinheiten werden dann von den Kunden bestellt, und zwar über ein Jahr im Voraus.« Rupert spießte einen knusprig ummantelten Shrimp auf und tauchte ihn in warme Pflaumensauce.
»Der Rest der Einheiten steht für die Nachbestellungen zur Verfügung«, fuhr er mit vollem Mund fort. »Wenn ein Laden für den Anfang zwei Verkaufseinheiten bestellt, dann hätte er zum Beispiel zwei Paare in Größe vier. Wenn beide Paare sich schnell verkaufen, könnte der Shop beim Hersteller oder beim Großhändler nochmal ein Paar nachbestellen.«
Paul unterbrach ihn. »Wenn der Schuh allerdings aus China, Indien oder Manila kommt, sind keine Nachbestellungen möglich.«
Rupert fuhr fort: »Zum Ende einer Saison bleibt der Hersteller oder der Großhändler auf den Resten sitzen, das kann ein Viertel, die Hälfte oder sogar drei Viertel der Größen abdecken. Er will diese Überhänge dann eigentlich nur noch loswerden.« Er nahm einen Bissen vom gebratenen Reis.
Nola fragte: »Aber wollen die Schuhläden nicht immer alle Größen von einem Schuh einkaufen?«
Jetzt war es an Paul, es ihr zu erklären: »Natürlich wollen sie das – theoretisch. Aber die Praxis sieht anders aus, denn sie können nie auf Dauer alle Größen von einem Modell anbieten. Eine Verkaufseinheit wird geliefert, jemand kauft das einzige Paar in Größe fünf, ein anderer Kunde die einzige Zehn – Bingo! Schon ist die Verkaufseinheit nicht mehr vollständig. Und wenn dann ein Kunde einen Schuh will, der nicht mehr am Lager ist, müsste ihm der Verkäufer einen Schuh anbieten, der dem Modell ähnlich ist und den sie noch in der passenden Größe vorrätig haben.«
Nola klatschte begeistert in die Hände. Jetzt hatte sie verstanden, was die beiden meinten. »Dann kauft ihr also die Reste von den neuesten Schuhen, die es überhaupt noch nicht in den Läden gibt, und verlasst euch darauf, dass die Verkäufer in den Filialen den Kunden statt des Schuhs, den sie ursprünglich wollten, einen etwas anderen anbieten?«
»Und im Einkauf kosten diese Überhänge nur fünfzehn bis zwanzig Prozent von dem, was wir ursprünglich hätten zahlen müssen«, fügte Amanda hinzu. »So werden wir unsere Läden wieder ordentlich bestücken, sobald unser großer Ausverkauf vorbei ist. Und erst danach kümmern wir uns um einen gut organisierten Einkauf. Das wird nochmal zwei Halbjahre dauern. Mindestens.«
»Wir können es schaffen«, sagte Paul.
Rupert nickte zustimmend. Beide Männer warfen Amanda einen fragenden Blick zu.
Rupert fügte hinzu: »Wir schaffen das, solange Ms Amanda für Forsythe Footwear verantwortlich ist.«
Nola strahlte Amanda liebevoll an. »Oh, Ms Amanda, ich hoffe so sehr, dass Sie die
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