Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Schuld der Väter (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Die Schuld der Väter (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Titel: Die Schuld der Väter (Detective Dave Robicheaux) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Lee Burke
Vom Netzwerk:
Sie, Sir?«, fragte ich.
    »Vierundsiebzig.«
    »Ich werde Sie drankriegen. Für all die schwarzen Frauen, die Sie belästigt und geschändet haben, all die wehrlosen Menschen, die Sie gedemütigt und erniedrigt haben. Das verspreche ich Ihnen, Partner.«
    Er reckte das Kinn hoch, rieb sich die Stoppeln an seinem Hals und wandte mir die grünen Augen zu, die so uralt und bar jeder Moral und Empfindung waren, dass man meinte, man hätte es mit einem schuppigen, prähistorischen Wesen zu tun, das gerade aus dem Ei schlüpft.
    Eine Woche verging. Clete kehrte nach New Orleans zurück und kam dann wieder nach New Iberia, um ein paar Ausgebüxte aufzuspüren, für die Nig Rosewater und Wee Willie Bimstine Kaution gestellt hatten. Am Montag gingen Clete und ich ins Victor’s, eine Cafeteria mit einer hohen Decke aus gewalztem Blech, die sich in einem renovierten Haus aus dem neunzehnten Jahrhundert befand und in der häufig Polizisten, Geschäftsleute und Anwälte zu Mittag aßen.
    »Schau dir mal das Pärchen bei der Kasse an«, sagte Clete.
    Ich drehte mich um und sah Zerelda Calucci und Perry LaSalle an einem kleinen Tisch sitzen. Sie hatten die Köpfe zusammengesteckt, und zwischen ihnen stand eine Vase mit einer einzelnen Rose.
    Aber Clete und ich waren nicht die Einzigen, die sie bemerkt hatten. Barbara Shanahan, die an einem anderen Tisch zu Mittag aß, zog eine missmutige Miene, die zusehends wütender wurde.
    Als Clete und ich hinausgingen, waren die beiden bei Perrys Gazelle auf dem Parkplatz auf der anderen Straßenseite und Perry hielt Zerelda die Beifahrertür auf. Barbara Shanahan stand in ihrem weißen Kostüm am Bürgersteig und starrte mit funkelnden Augen zu ihnen.
    »Was haben denn Zerelda Calucci und Perry miteinander zu schaffen?«, fragte ich.
    »Fragen Sie ihn «,erwiderte sie.
    »Ich frage Sie.«
    »Sie war schon immer eines seiner zeitweiligen Groupies. Perry hält sich gern für einen Wohltäter der Unterschicht. Das ist einer seiner geheimnisvollen Charakterzüge.«
    »Sie ist Joe Zeroskis Nichte. Zeroski glaubt, dass Tee Bobby Hulin sowohl die kleine Boudreau als auch seine Tochter umgebracht hat. Warum treibt sich Zerelda mit Tee Bobbys Verteidiger herum?«
    »Tja, ich weiß es nicht, Dave. Warum erforschen Sie nicht die Geschichte der Familie LaSalle? Sind Sie sicher, dass Sie den richtigen Beruf haben?«, sagte Barbara.
    »Was soll das heißen?«, fragte ich.
    »Herrgott, sind Sie dämlich«, erwiderte sie.
    Sie überquerte die Straße und ging zum Bayou hinunter, wo sie in einem von Bananenstauden umgebenen Apartmenthaus unmittelbar am Wasser wohnte.
    »Ich krieg ’nen Ständer, wenn ich bloß den Gang von der Braut sehe«, sagte Clete.
    »Clete, würdest du –«, setzte ich an.
    »Wann war sie LaSalles Gspusi?«, sagte er.
    »Warum musst du immer Fragen stellen, in denen du deine Vermutungen als Tatsachen ausgibst? Warum kannst du nicht ab und zu ein bisschen zurückhaltender sein, was andere Menschen angeht?«
    »Richtig«, sagte er, steckte sich eine Zigarette in den Mundwinkel und machte ein nachdenkliches Gesicht. »Meinst du, die steht auf ältere Männer?«
    An diesem Nachmittag suchten mich die Eltern von Amanda Boudreau auf. Mit unbewegter Miene saßen sie nebeneinander vor meinem Schreibtisch und blickten teilnahmslos vor sich hin, als befänden sie sich in einem luftleeren Raum und brächten Meinungen und Anliegen vor, die ihnen bislang völlig fremd waren. Sie trugen ihre besten Sachen, die sie vermutlich in einem Discountladen in Lafayette gekauft hatten, aber sie wirkten wie Menschen, die kurz zuvor ertrunken und sich ihres Schicksals noch nicht bewusst geworden sind.
    »Wir wissen nicht, was hier vor sich geht«, sagte der Vater.
    »Tut mir Leid, das verstehe ich nicht«, sagte ich.
    »Gestern ist eine Frau zu uns nach Hause gekommen. Sie hat uns erklärt, dass sie Ermittlerin ist«, sagte er.
    »Sie hieß Calucci. Zerelda Calucci«, sagte die Mutter.
    »Was?«, sagte ich.
    »Sie hat gesagt, unsere Tochter wär mit Tee Bobby Hulin gegangen«, sagte die Mutter.
    »Warum sagt die so was über unsre Tochter? Warum schicken Sie solche Leute zu uns?«, sagte der Vater.
    »Zerelda Calucci ist keine Polizistin. Sie ist Privatdetektivin aus New Orleans. Ich nehme an, dass sie jetzt für die Verteidigung arbeitet«, sagte ich.
    Eine Zeit lang schwiegen sie beide, saßen mit verkniffener Miene da, als ihnen klar wurde, dass sie getäuscht worden waren, dass ihnen wieder jemand etwas

Weitere Kostenlose Bücher