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Die Schuld der Väter (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Die Schuld der Väter (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Titel: Die Schuld der Väter (Detective Dave Robicheaux) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Lee Burke
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gesäumt waren, begegneten Menschen, die auf dem Weg zur Sonntagsmesse die Fahrbahn überquerten. Nachdem ich mir beinahe eingeredet hatte, dass Clete durchaus vernünftig war und sein Leben in einem Maß im Griff hatte, um das ich ihn beneiden sollte, schilderte er mir, was er in der letzten Woche getrieben hatte – Clete Purcels Version vom Ökoterrorismus.
    »Dieser Legion ist nicht so schlau. Der ist noch nicht draufgekommen, woher das alles kommt«, sagte er.
    Clete war am Postamt gewesen und hatte in Legions Namen einen Nachsendeantrag gestellt, sodass seine gesamte Post in einem Postfach in Bangor, Maine, landete. Er hatte die entsprechenden Versorgungsunternehmen angerufen und ihm Wasser, Strom, Telefon und Gas sperren lassen. Zudem hatte er schwarze Kids aus der Nachbarschaft angeheuert, damit sie ihm Knallkörper aufs Dach warfen, seine Fenster mit Kleinkalibergewehren zerschossen und einen Sack voll brennender Hundescheiße unter den Boden seines Schlafzimmers schoben.
    Zum krönenden Abschluss, einem Finale, vor dem selbst No Duh Dolowitz, der Possenreißer des Mob, den Hut gezogen hätte, hatte er einen Kammerjäger zu Legions Haus geschickt, der das ganze Gebäude abdichtete und mit Termitengift ausräucherte, während Legion auf der Arbeit war, sodass es noch tagelang nach giftigen Chemikalien stank.
    Clete nippte an einer Dose Bier, während er mir das Ganze erzählte, steuerte lässig mit zwei Fingern, die er unten am Lenkrad liegen hatte, und wirkte mit seinem vom Wind geröteten Gesicht, der Pilotensonnenbrille und dem flatternden Tropenhemd wie ein nicht mehr ganz taufrischer Junge, der in seiner Asphaltflunder geradewegs aus den fünfziger Jahren ankutschiert kommt.
    »Hast du den Verstand verloren?«, sagte ich.
    »Heiz ihnen ein und mach sie klein, mein Guter. Ich geb dem Typ noch zirka zwei Wochen, bis er gegen ’ne Abrissbirne rennt. Hey, ich führe Barbara heute Abend zum Essen aus. Wollen du und Bootsie nicht mitkommen? Zerelda Calucci hat mir erzählt, dass Perry LaSalles Schwengel aussieht wie ein dreißig Zentimeter langes Strahlrohr an ’nem Feuerwehrschlauch. Die übertreibt, stimmt’s?«
    Ich konnte seinem Gedankengang nicht annähernd folgen. Wir waren inzwischen auf der University Avenue und fuhren an den im Schatten alter Eichen liegenden Ziegelbauten und den von Kolonnaden überspannten Gehwegen vorbei, wo ich einst das College besucht hatte.
    »Setz mich vor dem Versammlungslokal ab«, sagte ich.
    »Ich geh mit rein.«
    »Mit einer Bierdose?«
    Er fuhr an den Straßenrand, schmiss die Dose in hohem Bogen über seinen Kopf und versenkte sie mitten in einer Mülltonne.

16
    Wenn man Louisiana liebt, ergeht es einem in gewisser Weise so ähnlich, als hätte man ein Verhältnis mit der biblischen Hure Babylon. Wir versuchen über die tolldreiste Art, wie hier Politik gemacht wird, zu lächeln, über die verschwitzten, mit Whiskey ausgepichten Demagogen, die schlechte Bildung, die von der Armut herrührt, die hier herrscht, und der ureigenen afro-karibischen und cajun-französischen Kultur. Aber unsere Selbstverleugnung ist nur ein armseliger Versuch, die Wirklichkeit zu kaschieren, die uns ständig ins Auge fällt, wie ein Schmutzfleck auf dem Familienfoto.
    Die Randstreifen entlang der Straßen und die Parkplätze bei den Supermärkten sind mit unfassbaren Mengen, wenn nicht Bergen von Müll übersät, der von den Armen und Unwissenden, den Nachtschwärmern und nichtsnutzigen Kreaturen weggeworfen wird, für die rücksichtslose Lebenslust eine Art Daseinszweck ist. Immer wieder walzen Landerschließer, die niemandem Rechenschaft schulden, unberührte Zypressenwälder oder zweihundert Jahre alte immergrüne Eichen nieder, oftmals bei Nacht, damit man erst bei Tageslicht, wenn es zu spät ist, erkennen kann, was sie angerichtet haben. Die petro-chemische Industrie darf ungestraft die Gewässer verpesten und Lastwagenladungen voller Giftmüll aus anderen Staaten hierher schaffen und in offenen Gruben ablagern, die sich für gewöhnlich in schwarzen Landgemeinden befinden.
    Statt sich wider das große Geld zur Wehr zu setzen, bescheren die Politiker dieses Staates ihrer Wählerschaft Kasinos, Lotteriespiele und Daiquiri-Ausschänke am Straßenrand, dazu eine niedrige Einkommenssteuer für die Reichen und eine Mehrwertsteuer von achteinviertel Prozent auf Grundnahrungsmittel für die Armen.
    Warum ich mich über ein derart deprimierendes Thema auslasse?
    Weil es ab und zu vorkommt,

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