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Die Schuld der Väter (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Die Schuld der Väter (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Titel: Die Schuld der Väter (Detective Dave Robicheaux) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Lee Burke
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sie.
    »Das ist doch Zeitverschwendung«, sagte der andere Mann.
    »Er ist nicht in der Bar, hier ist er auch nicht, aber sein Pickup steht draußen. Tja, willst du mir vielleicht verraten, wo er ist, oder willst du lieber mit uns in den Wald gehen?«, sagte der erste Mann.
    »Mr. Legion hat ’ne Krabbenfalle. Manchmal fährt er raus in die Bucht, bringt sie in die Bar und kocht sich ein paar Krabben zum Abendessen«, erwiderte die Prostituierte.
    »Sie haben uns nie gesehen, ja?«, sagte der erste Mann.
    »Ich will kein Ärger, Sir«, erwiderte sie, zupfte hinten an ihren Shorts, um ihre Unterwäsche zurechtzuziehen, und senkte verschämt die Augen, als sie die Blicke sah, mit der sie die beiden Männer bedachten.
    Der erste Mann bemerkte einen Eimer, in dem er das zusammengeknüllte Papierhandtuch loswerden konnte. Aber er schaute vorher hinein und war so angeekelt vom Inhalt, dass er es einfach auf den Tisch schmiss und sich ein letztes Mal in dem Raum umblickte.
    »Wohnt ihr hier?«, sagte er.
    Die nächsten beiden Stunden saßen die zwei Männer im Zwielicht hinten in der Bar, spielten Rommé, tranken ein Sodawasser pro Nase und notierten auf einer Papierserviette ihre Punkte. Schließlich hallte das Dröhnen eines Außenborders durch die überfluteten Bäume draußen, dann hörten sie den Aluminiumrumpf des Bootes über festen Boden scharren, und kurz darauf kam Legion Guidry mit einer tropfenden Käfigfalle voller Blaukrabben durch die Vordertür.
    Er nahm die Gäste hinten in der Bar nicht wahr. Er ging sofort hinter den Tresen, zu einem Butangaskocher, auf dem ein Edelstahlkessel brodelte, und kippte die Krabben aus der Falle ins Wasser. Dann hängte er seinen Hut an einen Holzhaken und kämmte sich vor einem oxidierten Spiegel die Haare, zündete sich eine filterlose Zigarette an und setzte sich an einen Tisch, worauf ihm eine Mulattin ein Glas Whiskey, ein Bier und einen Teller mit einem Stück weißem Boudin brachte.
    »Sag Cleo Bescheid, dass ich in ’ner halben Stunde rüberkomme. Sag ihr, dass ich frisches Bettzeug will«, sagte er zu der Frau.
    Dann drehte er sich um und sah die beiden Männer in den Sportsakkos hinter sich stehen.
    »Ich heiße Sonny Bilotti. Jemand in der Stadt will mit Ihnen reden. Wir fahren Sie hin«, sagte einer der beiden. Er trug ein braunes Sakko, ein schwarzes Hemd und eine Brille mit Goldrahmen, rückte das goldene Uhrarmband an seinem Handgelenk zurecht und lächelte leicht, während er sprach.
    Legion zog an seiner Zigarette und stieß den Rauch in die Luft. Die wenigen Leute, die an der Bar saßen, hatten sich abgewandt, schauten versonnen auf ihre Getränke oder auf die Wassertropfen, die am Kessel herunterliefen und in der Gasflamme verzischten. Jedes Mal, wenn die Tür aufging, blickten sie unwillkürlich auf, als könnte ein Bote hereinkommen, der ihnen verkündete, dass sich ihr Leben ändern werde.
    »Ich hab keine Dienstmarke gesehn«, sagte Legion.
    »Für ein freundliches Gespräch brauchen wir keine Dienstmarke, nicht wahr?«, sagte der Mann, der sich Sonny Bilotti nannte.
    »Ich kann’s nicht leiden, wenn mich jemand beim Abendessen stört. Die Krabben da sind gleich fertig. Ich will jetzt essen«, sagte Legion.
    »Der Typ ist ein Prachtstück, nicht wahr? Wir haben Ihre Freundin kennen gelernt. Isst die auch gern Krabben?«, sagte der andere Mann.
    »Was reden Sie da?«, fragte Legion.
    »Steh auf«, sagte der zweite Mann. Er hatte sein Sakko ausgezogen und über eine Stuhllehne gehängt. Seine Arme waren fest und muskulös, so als trainiere er regelmäßig im Fitnessstudio, und hatten keinerlei Tätowierungen. Er schob die Hand unter Legions Arm, spürte dessen Kraft und stellte fest, dass er ihn offenbar unterschätzt hatte. Dann schaute er ihm zum ersten Mal in die Augen.
    Er ließ Legions Arm los und griff zu der Automatik, die hinten in seinem Hosenbund steckte. Vielleicht hatte er einen Moment lang das Gefühl, er wäre in den falschen Film geraten, so als sehe er ein Foto von sich, das es gar nicht geben dürfte, einen Schnappschuss, aufgenommen in einer primitiven Bar mit Bretterboden, einfältigen Menschen, die sich über ihre Getränke beugten, im Mondschein schaukelnden Moosbärten, die draußen vor den Fenstern von den Bäumen hingen, einem Sumpf, durch dessen schimmernde Algenschicht sich die Spuren der Alligatoren und Giftschlangen zogen.
    Der Totschläger in Legions Hand zerschmetterte das Nasenbein des Mannes, sodass ihm der rotglühende

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