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Die Schuld der Väter (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Die Schuld der Väter (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Titel: Die Schuld der Väter (Detective Dave Robicheaux) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Lee Burke
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Schmerz mitten in den Schädel fuhr, als würden ihm Glasscherben ins Gehirn getrieben. Er schlug die Hand über die platt geschlagene Nase, aus der das Blut schoss, und sah, wie sein Freund Sonny Bilotti zurückweichen wollte, abwehrend den Arm hob. Aber Legion zog Sonny den Totschläger über den Mund, drosch ihn dann an seine Kinnlade, dass der Knochen brach, und ließ ihn auf seinen Schädel herabsausen, auf Nacken und Ohren, bis Sonny Bilotti auf die Knie sank, wimmernd die Stirn auf den Boden drückte und den Hintern in die Luft reckte wie ein Kind.
    Legion nahm das Sportsakko, das der eine Mann an die Stuhllehne gehängt hatte, und wischte damit den Totschläger ab.
    »Das hat Spaß gemacht. Bestellt Robicheaux, dass er mir noch ein paar mehr von eurer Sorte schicken soll«, sagte er.
    Dann zerrte er einen nach dem anderen am Hemdkragen zur Fliegendrahttür und stieß sie mit dem Fuß in eine dreckige Wasserlache.
    »Aber diese Jungs waren keine Cops, nicht wahr?«, sagte Perry.
    »Wer weiß? Vielleicht waren sie aus New Orleans«, sagte ich.
    »Könnten das Schmalztollen gewesen sein?«
    »Schon möglich«, erwiderte ich und schaute zwischen den Bäumen hindurch zum Haus, wich seinem Blick aus.
    »Weshalb sollten die Schmalztollen mit Legion Guidry reden wollen?«
    »Fragen Sie ihn.«
    »Ich habe es versucht. Er war heute Nachmittag in meiner Kanzlei. Er hat sich eingeredet, dass wir beide ein Buch schreiben, in dem er vorkommt. Er glaubt, Sie hätten diese Jungs zu ihm geschickt, und ich hätte Ihnen womöglich dabei geholfen.«
    »Das ist die Höhe«, sagte ich.
    »Wie bitte?«
    »Wer schert sich denn darum, was er denkt? Warum vertreten Sie überhaupt so einen Kretin?«, sagte ich.
    »Sie, ein Polizist, den ich wegen schwerer Körperverletzung aus dem Gefängnis geholt habe, bezeichnen andere Mandanten von mir als Kretins?«
    »Wollen Sie reinkommen und mit uns zu Abend essen?«, sagte ich.
    »Was ist zwischen Ihnen und Legion Guidry vorgefallen? Haben Sie zwei Mafiosi auf ihn angesetzt?«
    »Adios«, sagte ich.
    »Ich glaube, Ihr handzahmes Nilpferd, dieser Purcel, steckt auch mit drin. Richten Sie ihm das aus. Und wenn Sie schon mal dabei sind, können Sie ihm auch ausrichten, dass er Barbara Shanahan nicht mit seinem Mist behelligen soll«, sagte er.
    Ich hob die Zeitung vom Rasen auf und ging zwischen den länger werdenden Schatten der Bäume hindurch, stieg die Treppe zur Galerie hinauf und trat ins Haus. Als ich Bootsie an der Spüle stehen sah, küsste ich ihren Nacken und fasste ihr an den Hintern. Sie drehte sich um und warf mir ein nasses Geschirrtuch an den Kopf.
    Tags darauf, am Freitag, ging ich zu Victor’s Cafeteria an der Main Street und aß allein zu Mittag. Unter der hohen Decke aus gewalztem Blech war es kühl und dunkel, und ich trank Kaffee und sah zu, wie sich die Zahl der Mittagsgäste um ein Uhr allmählich lichtete. Dann ging die Tür auf, und in dem gleißenden Licht, das von der Straße hereinfiel, sah ich die leicht vornüber gebeugte, fast affenartig wirkende Silhouette von Joe Zeroski. Er drängte sich an einem Gast und einer Bedienung vorbei und steuerte meinen Tisch an.
    »Ich muss mit Ihnen reden«, sagte er.
    »Schießen Sie los.«
    »Nicht hier. In meinem Auto.«
    »Nein.«
    »Was denn, stinke ich aus dem Mund?«
    »Ist das eine Knarre, die Sie da unter der Jacke haben?«
    »Ich habe einen Waffenschein. Glauben Sie’s mir?«
    »Klar, wir leben in einem großartigen Land. Kommen Sie in mein Büro«, erwiderte ich.
    Er dachte einen Moment mit versteinerter Miene nach, während seine Finger arbeiteten.
    »Dann nehm ich Sie mir eben ein andermal vor«, sagte er.
    »Falsche Einstellung, Joe«, sagte ich, aber er war bereits weg.
    Der Tag war zu schön, als dass ich mir wegen Joe Zeroski den Kopf zerbrechen wollte. Die Luft war frisch und zugleich mild nach dem Schauer, der morgens aus heiterem Himmel niedergegangen war. Blätter trieben auf dem Bayou, und die Blumenpracht in den Gärten entlang der East Main Street war einfach herrlich. Aber Joe Zeroski machte mir zu schaffen, und ich wusste auch, warum. Clete Purcel hatte ihn aufgezogen und den Schlüssel im Uhrwerk abgebrochen, und selbst Clete bedauerte es inzwischen.
    An diesem Abend stand ich an der Kasse im Köderladen und zählte gerade die Rechnungen, als ich hinter mir jemanden hörte. Ich drehte mich um und sah Joe Zeroskis flaches Gesicht vor mir. Er trug dunkelblaue Jeans, ein schwarz-weiß kariertes Sporthemd,

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