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Die Schuld der Väter (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Die Schuld der Väter (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Titel: Die Schuld der Väter (Detective Dave Robicheaux) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Lee Burke
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Nerv gekostet hatte. Unterdessen glänzte Clete als Cop bei der Sitte. Unglücklicherweise schien er nur zu gut ins Milieu zu passen. Seine Freundinnen waren Süchtige, Stripperinnen, zwanghafte Glücksspielerinnen, eingefleischte Sektiererinnen oder wunderschöne junge Italienerinnen mit langen Haaren und einem Teint wie die Braut Draculas. Letztere entpuppten sich für gewöhnlich als Geliebte oder Verwandte von Kriminellen. Als wir Partner bei der Mordkommission des NOPD waren, musste ich oft sämtliche Autofenster aufmachen, damit sich der Geruch verzog, der noch von der vorigen Nacht in Cletes Kleidung hing.
    Aber auf die eine oder andere Weise kriegte er immer etwas ab. All das, was ihm weder sein einfältiger, ungebildeter Vater noch sadistische Wärter im Arrestbunker oder Victor Charles hatten antun können, tat er sich selber an.
    Den Posten beim NOPD verscherzte er sich mit Pillen und Schnaps und weil er einen Zeugen der Bundesregierung umbrachte. Er verdingte sich als Söldner in Mittelamerika, arbeitete für den Mob in Reno und sorgte möglicherweise dafür, dass ein Gangster mit seinem Wasserflugzeug in den Cabinet Mountains im Westen von Montana abstürzte. Seine Privatdetektivlizenz und sein Job bei Nig Rosewater und Wee Willie Bimstine, für die er ausgebüxte Kautionsschuldner aufspürte, waren vermutlich die einzigen Fixpunkte in seinem Leben. Wo immer er auch auftauchte, sah es hinterher aus, als wäre ein Schrottplatz ausgekippt worden. Chaos war sein Markenzeichen, Ehrgefühl, Treue und ein weiches Herz sein Verderben.
    Jetzt lief Clete wieder zu Hochform auf, diesmal mit Dampframmen-Shanahan.
    Kurz nachdem Joe Zeroski vom Bootsanleger weggefahren war, stieß Clete in die Auffahrt. Er trug einen Sommersmoking, und seine rotblonden Haare waren feucht, frisch gekämmt, mit tadellosem Seitenscheitel, die Wangen glühten, und neben seinem Schenkel lag eine Plastikschachtel mit einem kleinen Blumenstrauß zum Anstecken.
    »Wie seh ich aus?«, fragte er.
    »Prachtvoll«, sagte ich.
    Er stieg aus dem Auto und drehte sich einmal im Kreis. Ein Fetzen Klopapier klebte an einem Schnitt, den er sich beim Rasieren am Kinn zugefügt hatte. »Ist die Jacke nicht zu eng? Ich komme mir vor, als ob ich in einer Wurstpelle stecke.«
    »Du siehst prima aus.«
    »Wir gehen zu einem Tanz im Country Club, Barbara muss ihren Verpflichtungen gegenüber ein paar Politikern nachkommen. Als ich das letzte Mal tanzen war, haben Big Tit Judy Lavelle und ich im Pat O’Brien’s den scharfen Schieber hingelegt und sind rausgeflogen.«
    »Lächle ständig. Brich zeitig auf. Halt dich beim Schnaps zurück«, sagte ich.
    Er tupfte sich mit dem Handgelenk die Stirn ab und schaute zum Fahrweg, der unter den Eichen am Bayou entlangführte.
    »Noch was anderes. Ich bin grade an Joe Zeroski vorbeigefahren. Was hat der hier gemacht?«, sagte er.
    »Legion Guidry hat zwei seiner Jungs aufgemischt. Der eine heißt Sonny Bilotti. Kennst du ihn?«
    »Er war Killer für die Calucci-Brüder. Hat in Marion einen Typ von der Arischen Bruderschaft erstochen. Hat Guidry ihn alle gemacht?«
    »Er hat ihn krankenhausreif geschlagen.«
    »Kaum zu glauben.«
    »Wirklich?«, sagte ich.
    Er bemerkte meinen Gesichtsausdruck. »Oh, du meinst, das klingt, als ob du eine Flasche wärst? Der Unterschied ist der, dass du bestimmte Hemmschwellen hast, Dave. Ein Typ wie Bilotti jagt jemand eine in den Schädel und schaut hinterher nach, ob er den Richtigen erwischt hat. Das ist der Vorteil, den diese Jungs uns gegenüber haben. Ich muss mir eine neue Taktik für diesen Guidry einfallen lassen.«
    Ich zupfte den Klopapierfetzen von dem Schnitt an seinem Kinn und ließ ihn vom Wind wegwehen.
    »Viel Spaß beim Tanzen«, sagte ich.
    Der Tanzabend im Country Club von Lafayette war eine jener exklusiven Veranstaltungen, bei denen der Besitz von Macht und Geld auf eine Weise gefeiert werden, die von den Teilnehmern nicht verlangt, sich zu den geheimen Kammern der Seele oder, genauer noch, zu den Grenzen des Gewissens zu bekennen.
    Die Buffetttische, die Eisskulpturen und Silberschalen voller Champagner oder Punsch-Sorbet, die Orchestermusik aus den fünfziger Jahren, der mit Schiefersteinen geflieste Patio unter den mit Lichtgirlanden behängten Eichen, die katzbuckelnden Kellner in ihren weißen Jacketts – all das wirkte wie das Vermächtnis einer Idee, eine Verbindung aus altem Süden und dem Wohlstand des einundzwanzigsten Jahrhunderts, wie eine in sich

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