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Die Schuld einer Mutter

Die Schuld einer Mutter

Titel: Die Schuld einer Mutter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paula Daly
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Mehr noch als alle anderen!«
    Alexa seufzte, als langweile sie sich zu Tode. »Jetzt komm mir nicht schon wieder mit der alten Leier.«
    In dem Moment kam Guy zurück. »Meine Damen …«
    »Ach, halt den Mund«, sagte Kate schnippisch.
    Ich senkte den Kopf und sah mich verstohlen um. Joe lächelte unverblümt – er liebt es, wenn Leute betrunken sind und Streit anfangen, ganz besonders, wenn sie miteinander verwandt oder verschwägert sind. Alexas Mann Adam saß reglos da, als wäre nichts passiert, und kratzte ungerührt die letzten Eiscremereste aus seiner Schüssel.
    »Wenn zwei eine Affäre eingehen wollen, sollte keiner sie daran hindern«, fuhr Alexa fort. »Du lieber Himmel, Kate, das Leben ist so verdammt kurz und die Liebe rar gesät. Die Leute sollten die Liebe annehmen, wo immer sie ihnen begegnet. Wenn Tammy ihr Leben ein wenig romantischer gestalten will, solltest du es ihr gönnen. Tu nicht so scheinheilig.« Dann fügte sie hinzu: »Wenn du so verkniffen guckst, wirkst du viel älter, Kate. Ehrlich, das steht dir gar nicht.«
    Kate hatte zu zittern angefangen. Leise sagte sie: »Ich kann nicht fassen, dass du so tust, als hättest du den Schmerz vergessen.«
    »Das Leben ist kein Ponyhof, Kate. Sieh es endlich ein.«
    Ich stand auf und fragte: »Möchte noch jemand was aus der Küche?«, aber Alexa warf mir einen bösen Blick zu.
    »Setz dich wieder hin, Lisa«, befahl sie, und dann wandte sie sich wieder an Kate: »Wir sind nicht die einzigen Scheidungskinder auf der Welt, weißt du. Und es bringt nichts, alle zu hassen, die ihre Kinder dasselbe durchmachen lassen.«
    »Ich hasse niemanden«, sagte Kate, »ich kann es nur nicht ertragen, wie leichtfertig die Leute sind. Ich hasse es, wenn sie Fremde mit nach Hause bringen und so tun, als wäre das in Ordnung. Ist es nämlich nicht! Hast du vergessen, wie es für uns war? Mit dreizehn aus dem Badezimmer zu kommen und im Flur einem unbekannten Mann zu begegnen? Es war die Hölle, Alexa, das weißt du ganz genau. Wenn du es leugnen willst – bitte schön. Ich kann das nicht.« Sie schluchzte, stand auf und verließ das Zimmer.
    Für eine Weile waren alle still. Nach einer Minute warf Adam Alexa einen schüchternen Blick zu und fragte: »War das wirklich nötig?«
    Als Antwort kippte sie ihm ihren Wein ins Gesicht.
    »Ach, sei still, du Jammerlappen«, rief sie und stürmte ebenfalls hinaus.
    Die Männer lehnten sich seufzend zurück. Ich war ratlos. »Soll ich hinterhergehen?«, fragte ich. »Soll ich mal nachsehen, ob alles in Ordnung ist?«
    »Nicht, wenn dir was an deinen Schneidezähnen liegt«, scherzte Guy und schenkte uns nach. »Aus Erfahrung weiß ich, dass es das Beste ist, wenn die zwei das untereinander regeln. Wenn du dich da einmischst, holst du dir nur blaue Flecken. Glaub mir, Lisa, zwischen diese Fronten willst du nicht geraten.«
    Lallend warf Joe ein: »Sie sind Schwestern, Lise. Du verstehst das nicht als Einzelkind.« Und er hatte recht: Ich verstand es nicht. Trotzdem verletzte mich sein Kommentar, vermutlich, weil ich selbst betrunken und deswegen ziemlich emotional war. Außerdem ist es immer verletzend, wenn man gesagt bekommt, man könne etwas nicht verstehen, weil einem die Erfahrung fehle.
    Also antwortete ich: »Ach ja, aber du, du verstehst es?«
    Joe kam gut mit seiner Schwester aus, was hauptsächlich daran lag, dass sie sich kaum sahen. Er zuckte mit den Achseln. Der Alkohol hatte ihm rote Flecken ins Gesicht getrieben. Auf einmal kniff er die Augen zusammen und sagte: »Aber wenn sich dein Vater nicht einfach so abgesetzt hätte …«
    »Joe!«, rief ich und starrte ihn fassungslos an. Darüber redeten wir nicht. Schon gar nicht im Beisein von Dritten. Schon gar nicht vor diesen Leuten. Aber Joe war schon in jenen Zustand abgedriftet, den ich »fies betrunken« nenne. Denn obwohl er unter Alkoholeinfluss normalerweise lieb und anhänglich wird, kann seine Stimmung umschlagen, sobald er mehr als acht Pint getrunken hat; dann wird er streitsüchtig und gemein.
    Ich fühlte mich unwohl. Auf einmal war die Stimmung gekippt. Ich war die einzige Frau am Tisch und saß mit meinem besoffenen Taxifahrer von Mann zwischen einem reichen Bauunternehmer und einem Facharzt für Dermatologie. Die ganze Situation war absurd und verfahren. Wenn Adam nicht so tröstlich gelächelt hätte, wie um zu sagen, nicht aufregen, ich wäre einfach gegangen.
    Was ich besser getan hätte. Ich hätte aufstehen und nach Alexa und Kate sehen

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