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Die Schuld einer Mutter

Die Schuld einer Mutter

Titel: Die Schuld einer Mutter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paula Daly
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ihrer Mutter kein bisschen ähnlich, dafür ist sie ihrem Vater wie aus dem Gesicht geschnitten. Glattes schwarzes Haar, makellose dunkle Haut, wunderschöne riesige schokoladenbraune Augen.
    »Ich bin Detective Constable Joanne Aspinall, und das hier ist mein Kollege« – sie zeigt auf Ron – »Detective Sergeant Ron Quigley. Du hast ihn gestern schon kennengelernt.«
    »Hi«, sagt Sally leise.
    Joanne hat die Stühle zu einem L zusammengeschoben. Sie hat sich ihr Notizbuch auf die Knie gelegt und sitzt direkt neben Sally.
    »Bevor wir dir unsere Fragen stellen, Sally, möchte ich wissen, ob es für dich in Ordnung ist, von Miss Murray begleitet zu werden. Wir können auch noch ein bisschen warten und versuchen, deine Eltern zu erreichen, wenn dir das lieber ist. Deine Mutter ist unterwegs, um ein paar Katzen abzuholen, hat das Tierheim uns gesagt. Sicher ist sie bald zurück. Oder ich könnte es noch einmal bei deinem Vater versuchen. Er geht nicht an sein Handy.«
    Auf Höhe der Knöchel wirft Sallys Strumpfhose kleine Falten. Sie zieht das Gewebe in die Breite, während sie spricht, und sie vermeidet jeglichen Augenkontakt zu Joanne. »Können wir es auch jetzt machen?«
    »Natürlich.«
    »Es ist nur so … also, ich …«
    Sie beendet den Satz nicht.
    Ron wirft Joanne einen Blick zu. Beide denken dasselbe: Das Mädchen möchte nicht im Beisein der Eltern aussagen? Dann hat sie uns etwas Wichtiges mitzuteilen.
    Ron lächelt. »Dann lass uns mal anfangen.«
    Joanne geht die Ereignisse vor Lucindas Verschwinden Punkt für Punkt durch, um sicherzustellen, dass Ron beim gestrigen Gespräch nichts vergessen hat.
    Als sie fertig ist, wirft Sally ihr einen eindringlichen Blick zu. »Glauben Sie, dass sie immer noch am Leben ist?«, fragt sie.
    »Das hoffe ich aufrichtig. Was glaubst du?«
    Sally schüttelt den Kopf.
    »Wie kommst du darauf?«
    Sally lässt den Kopf hängen. »Ich weiß auch nicht. Ich kann mir das einfach nicht vorstellen …«
    »Weil?«
    »Weil meine Mutter gesagt hat, dass sie wahrscheinlich tot ist.«
    »Das kann deine Mutter nicht wissen. Niemand kann das wissen, oder?«
    »Nein, aber ich habe Ihnen nicht gesagt … ich habe der Polizei nicht gesagt … dass Lucinda sich mit diesem Mann getroffen hat. Ich hätte Ihnen das sofort sagen müssen, oder?«
    »Ja«, sagt Joanne, »ja, das hättest du. Aber jetzt sind wir hier, und du kannst es uns in aller Ruhe erzählen.«
    »Meine Mutter sagt, es ist alles meine Schuld, und wenn Lucinda stirbt …« Sie hält inne und streicht sich die Haare hinters Ohr. »Glauben Sie das auch? Dass es meine Schuld ist?«
    »Nein.«
    Joanne beugt sich vor.
    »Es ist nicht dein Fehler, dass Lucinda beschlossen hat, zu einem Fremden ins Auto zu steigen. Aber hör mir zu, Sally: Du musst uns alles über Lucinda erzählen. Alles, was dir einfällt, damit wir ihr helfen können. Selbst wenn du glaubst, ihr damit in den Rücken zu fallen. Selbst wenn du glaubst, dass sie deswegen wütend auf dich sein wird und nie wieder mit dir spricht. Du musst uns alle ihre Geheimnisse erzählen. Verstehst du das?«
    Sally nickt und holt zittrig Luft. Auf einmal muss sie sich sehr zusammenreißen, um nicht zu weinen, und die Haut in Joannes Nacken fängt zu kribbeln an. Sie sind jetzt ganz dicht dran, sie kann es fühlen.
    »Weine ruhig, wenn du musst, Sally«, unterstützt Joanne sie, »lass es raus.«
    Ron zieht ein sauberes Taschentuch aus seiner Brusttasche und reicht es Sally. »Bitte sehr, Kleines«, sagt er sanft.
    Aber Sally kann ihre Tränen zurückhalten. »Ich habe diesen Mann, mit dem Lucinda geredet hat, nie gesehen«, fängt sie an. »Ich war nie dabei, wenn sie sich mit ihm getroffen hat. Sie sagt, sie hätte sich dreimal mit ihm getroffen. Er habe mit ihr wegfahren wollen, er habe sie zum Shoppen eingeladen.«
    »Hatte sie irgendwie Angst vor ihm?«
    »Sie war sehr aufgeregt.«
    »Hat er je versucht, sie zu etwas zu drängen?«
    »Nein.«
    »Hast du jemals sein Auto gesehen?«
    »Nicht so richtig. Nur einmal, von hinten.«
    »Wann war das?«
    »Vor zwei Wochen?« Es klingt wie eine Frage. »Ich musste noch mit einer Lehrerin sprechen und kam deswegen später aus der Schule.«
    »Kannst du den Wagen beschreiben?«
    »Er war silbern.«
    »Ganz sicher?«, geht Ron dazwischen. »Könnte er nicht auch weiß gewesen sein?«
    Sally sieht zur Seite. »Könnte sein«, gibt sie zu. »Ich bin mir nicht ganz sicher. Ich wusste nicht, dass er es war, bis ich Lucinda eingeholt hatte

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