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Die Schuld einer Mutter

Die Schuld einer Mutter

Titel: Die Schuld einer Mutter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paula Daly
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Ganze?« Dabei habe ich schon eine vage Ahnung, dass ihre Wut nichts mit unserer letzten Begegnung kurz nach Lucindas Verschwinden zu tun hat.
    Aber ich bin bereit, mir anzuhören, was immer sie zu sagen hat. Ich will es aus ihrem Mund hören, bevor ich zusammenbreche. Ich reiße mich zusammen und versuche, möglichst gefasst auszusehen.
    Alexa beißt die Zähne zusammen. »Hol Joe herunter.«
    Fünf Minuten später kommt Joe im Bademantel in die Küche. Er hat Rasierschaum an den Nasenflügeln und in den Ohren. Alexa wendet sich an ihn. »Joe, deine Frau und mein Ehemann haben eine Affäre«, sagt sie.
    Joe schnaubt. Er sieht mich an und erwartet, dass ich gemeinsam mit ihm in Gelächter ausbreche. Als er meine ernste Miene sieht, wird er leichenblass. »Das stimmt doch nicht etwa, oder?«, fragt er.
    Noch bevor ich antworten kann, kreischt Alexa: »Natürlich stimmt es! Glaubst du, ich würde sonst in diesem Aufzug hier erscheinen« – sie zeigt auf ihre Pyjamahose –, »glaubst du, ich würde herkommen, wenn es nicht stimmen würde? Grundgütiger, Joe, auf welchem Planeten lebst du eigentlich?«
    Joe schluckt. Nach einem langen Schweigen sagt er: »Seit wann?«
    Ich hebe den Zeigefinger. »Nur ein einziges Mal«, flüstere ich. Ich kann ihm nicht ins Gesicht sehen.
    » Ein Mal? Ihr habt ein einziges Mal gevögelt?«, kreischt Alexa. »Also, wenn du glaubst, dass ich dir diesen Unsinn abkaufe, bist du noch dümmer, als ich dachte. Natürlich war es nicht nur ein Mal. Wer zum Teufel macht es nur ein Mal? – Ihr habt es ein einziges Mal getan und dann ein schlechtes Gewissen bekommen, oder was?«
    »So in der Art«, murmele ich.
    »Wann war das?«, fragt Joe.
    »Als wir bei Kate und Guy zum Abendessen eingeladen waren.«
    »Aber das ist … das ist Ewigkeiten her«, sagt er stirnrunzelnd.
    »Drei oder vier Jahre«, sage ich.
    Alexa sieht schnell zwischen mir und Joe hin und her. »Ist das alles?«, fragt sie. »Mehr hast du nicht zu sagen?«
    Joe dreht sich ganz langsam zu ihr um. Er seufzt und sagt: »Was willst du denn hören, Alexa? Warum sagst du mir nicht, was ich sagen soll? Oder, besser noch, warum sagst du nicht, was du sagen willst?«
    »Ich will wissen, wie oft. Ich will wissen, wo sie sich treffen. Ich will wissen, warum.«
    Joe sieht mich an. »Lise?«
    »Einmal. Es war ein einziges Mal. Wir treffen uns nirgendwo, es ist damals einfach so passiert, und es war …«
    »Ach, verdammt«, sagt Alexa angewidert. »Du bist nicht besser als er.«
    »Als wer?«, fragt Joe.
    »Als Adam.«
    Alexa klammert sich an einer Stuhllehne fest. Ihre Fingerknöchel treten weiß hervor. »Habt ihr euch abgesprochen?«, fragt sie. »Ist das der kleine, fiese Plan, den du zusammen mit Adam ausgeheckt hast, bevor er alles gebeichtet hat? ›Lass uns behaupten, es wäre ein einmaliger Ausrutscher gewesen und völlig bedeutungslos, in einem unbedachten Moment. Wenn wir beide das Gleiche sagen, kann uns niemand das Gegenteil beweisen, oder?‹«
    Ich starre sie an. »Reicht ein Mal nicht?«
    Sie schweigt.
    »Warum hast du das getan, Baby?«, fragt Joe leise.
    Ich zucke hilflos mit den Achseln. »Ich war blau.«
    »Was ist das denn für eine Ausrede?«, zischt Alexa.
    »Es ist die Wahrheit. Wenn du möchtest, kann ich das auch gerne noch weiter ausführen. Ich könnte sagen, der Alkohol hätte meinen moralischen Autopiloten abgeschaltet, mein Urteilsvermögen getrübt, oder ich könnte sagen, dass ich die Selbstkontrolle verloren habe. Aber, ehrlich gesagt, war ich einfach nur total blau.«
    »Und jedes Mal, wenn du was getrunken hast, gehst du mit verheirateten Männern ins Bett?«
    Ich sehe Joe an. »Es tut mir so leid«, formen meine Lippen stumm; er hält meinem Blick stand und schließt dann ganz langsam die Augen.
    »Warum musste es ausgerechnet mein Ehemann sein,«, jammert Alexa. »Warum ausgerechnet Adam?«
    »Ich habe Adam nicht verführt.«
    Sie sieht mich an, als wollte sie sagen: Also bitte.
    » Er hat mich verführt.«
    Zutiefst verletzt dreht Alexa sich zu Joe um. »Warum sagst du nichts? Warum tust du nicht irgendwas, verdammt?« Dann fängt sie zu weinen an. »Was für ein Schlappschwanz bist du, Joe?«
    »Ich werde mit meiner Frau sprechen, sobald du gegangen bist«, antwortet er, ohne auf die Beleidigung einzugehen. Dann fragt er in sanftem Ton: »Wie hast du es herausgefunden, Alexa?«
    »Das Schwein hat es mir gebeichtet. Er konnte es nicht länger für sich behalten, hat er gesagt. Er hat gesagt, es quäle

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