Die Schuld wird nie vergehen
Rice mit dem Mord in Lost Lake in Verbindung bringen. Alle suchen nach Rice, weil Vanessa Wingate behauptet, er habe den Kongressabgeordneten umgebracht.«
»Fahren Sie fort.«
»Niemand außer Vanessa hat Rice an dem See gesehen. Hätte Vanessa Wingate uns nicht seinen Namen genannt, wäre er nicht einmal ein Tatverdächtiger.«
»Ich kann Ihnen nicht ganz folgen«, meinte Jennings. Es war offensichtlich, dass er sehr wohl verstanden hatte, aber er wollte anscheinend, dass Hobson sich ihm anvertraute.
»Die Polizei von Lost Lake kam zu dem Schluss, dass Vanessa den Kongressabgeordneten nicht ermordet hat, weil sie keine Tatwaffe finden konnte, und Miss Wingate kein Blut an sich hatte. Wenn Sie nun aber das Messer und die Kleidung, die sie trug, versteckt hat? Vielleicht war sie ja nackt, als sie ihn umbrachte. Sie k önnte das Messer in den See geworfen und anschließend geduscht haben. «
Hobsons Theorie faszinierte Jennings sichtlich. »Was hat Sie zu diesem Gedanken geführt?«
Hobson sch üttelte beunruhigt den Kopf. »Warum hat General Wingate seine Tochter in dieses private Sanatorium geschafft, bevor ich Sie verhören konnte? Warum erlauben die Arzte im Serenity Manor mir nicht, mit ihr zu sprechen? Vielleicht wollen Sie Vanessa tatsächlich nur beschützen, weil es sie tatsächlich psychisch schädigen könnte, wenn sie die Ereignisse vom Lost Lake erneut durchleben muss. Ich habe allerdings den Eindruck, dass der General und seine Tochter etwas verbergen. Nur leider habe ich weder einen Beweis dafür noch die geringste Ahnung, was es sein könnte. Es sei denn, sie hätte Glass getötet.«
»Und General Rivera?« erkundigte sich Jennings.
»Es gibt nichts, was Vanessa mit dem Mord an ihm in Verbindung bringt.«
»Und Rice?«
»Der Tathergang ist derselbe wie bei dem Mord am Lost Lake. Man hat dem General Schnittwunden in der Brust und Verletzungen in seinem Gesicht zugefügt. Auch ihm wurde die Kehle durchgeschnitten. Außerdem wurden an diesem Tatort Blut und Haar von Rice gefunden ...«
»Gab es Anzeichen für einen Kampf?«
»Nein.«
»Das ist interessant. Wenn es keinen Kampf gab, woher stammte dann das Blut?«
Hobson zuckte mit den Schultern.
Jennings bat Hobson, ihm die Akten von beiden F ällen zu schicken. Dann befahl er seinem Fahrer, Hobson zu seinem Wagen zur ückzubringen. Sie schwiegen, bis die Limousine anhielt.
»Sie haben meine Karte. Ich möchte sofort über jede neue Entwicklung unterrichtet werden«, erklärte Jennings. »Vor allem möchte ich augenblicklich informiert werden, sollte Carl Rice aufgespürt, gefangen oder getötet werden. Und zwar Tag und Nacht. Rice hat oberste Priorität.«
Unmittelbar bevor Hobson ausstieg, fuhr Jennings fort. »Sie tun Ihrer Karriere einen großen Gefallen, wenn Sie mit mir zusammenarbeiten. Ich bin nicht der einzige, der an diesen Fällen interessiert ist. Es gibt in Washington einige sehr einflussreiche Personen, welche die Wahrheit über Lost Lake herausfinden wollen.«
Hobson hatte eine Kopie der Fälle an das CIA-Hauptquartier geschickt, aber es hatte keine neuen Entwicklungen gegeben. Carl Rice blieb wie vom Erdboden verschwunden, als hätte er nie existiert. Und soweit Hobson beurteilen konnte, hatten Vanessa und Rice nach Lost Lake auch nie wieder Kontakt miteinander aufgenommen.
Hobson behielt Vanessa jedoch im Auge. So erfuhr er, dass sie von einem mehr als großzügigen Fond lebte, den ihre Mutter für sie eingerichtet hatte, und dass sie jeden Kontakt zu ihrem Vater abgebrochen hatte. Während der anderthalb Jahre nach ihrer Entlassung aus Serenity Manor hatte Vanessa wie eine Einsiedlerin gelebt. Nach vergeblichen Versuchen, eine Anstellung bei einer angesehenen Zeitung zu finden, war sie vom Exposed angeheuert worden und anschließend in ihre jetzige, preiswertere Wohnung gezogen.
Nach ihrer Unterhaltung in der schwarzen Stretchlimousine hatte Hobson nie wieder mit Charles Jennings geredet. Allerdings war es nicht das letzte Mal gewesen, dass er von ihm gehört hatte. Ein paar Jahre nach ihrem kurzen Treffen war Jennings zum Direktor der CIA befördert worden. Als die Regierung wechselte, kehrte Jennings nach Pennsylvania zurück und war zwei Legislaturperioden lang Senator. Vor knapp vier Jahren war Charles Jennings zum Präsidenten der Vereinigten Staaten gewählt worden.
Während dieser Zeit war Hobson ständig die Karriereleiter hinaufgeklettert bis zu seiner jetzigen Position als Stellvertretender Direktor für
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