Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Schuld wird nie vergehen

Die Schuld wird nie vergehen

Titel: Die Schuld wird nie vergehen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Phillip Margolin
Vom Netzwerk:
bewachten, behagte ihm nicht. Denn das bedeutete, dass es einen triftigen Grund gab, warum sie hier waren. Doch als Vanessa seine Hand nahm, dachte Carl nicht mehr an Wachen.
    Der General ging kurz nach dem Frühstück. Während er unterwegs war, verbrachten Carl und Vanessa die Zeit damit, miteinander zu schlafen oder sich träge am Strand zu erholen.
    Wingate kam am frühen Abend zum Essen zurück. Er versuchte, eine normale Unterhaltung zu führen, aber seine Tochter antwortete auf jede direkte Frage gereizt und schwieg mürrisch, wenn Carl und ihr Vater miteinander redeten. Carl fühlte sich äußerst unbehaglich und war heilfroh, als das Dinner endlich zu Ende war.
    Die beiden gingen ins Kino, weil der General Gäste erwartete. Die Besucher waren verschwunden, als sie nach Mitternacht zurückkehrten. Vanessa verbrachte die Nacht in Carls Zimmer, was ihn sehr nervös machte. Er stellte sich vor, wie der General die Tür zum Gästezimmer aufriss und ihn im Bett ermordete
    Aber es gab keine nächtlichen Überfälle, und Morris Wingate war verschwunden, als sie am Sonntagmorgen aufwachten.
    Carl war vollkommen erschöpft, nachdem Vanessa ihn am Abend an seiner Wohnung abgesetzt hatte. Er ging sofort ins Bett und verschlief am nächsten Morgen. Aus diesem Grund kam er zum ersten Mal zu spät zum Unterricht, seit er in St. Martins angefangen hatte. Carl hoffte, dass er nicht zufällig Sandy Rhodes oder Mike Manchester begegnete. Er hatte Glück. Er sah sie nur einmal aus der Ferne im Korridor. Später erzählte Vanessa ihm, dass die Jungs allen, die sie nach ihren Verletzungen fragten, weisgemacht hatten, die Kampf spuren stammten von einer erfolgreichen Prügelei mit einer Rockerbande hinter einer Bar.
    Das erste Semester von Carls Abschlussjahr zog wie im Nebel an ihm vorüber. Er wollte zwar so viel Zeit wie möglich mit Vanessa verbringen, erklärte ihr aber, dass er seinen Notenschnitt halten musste, wenn er eine Chance auf ein Stipendium haben wollte. Das verstand sie. Sie störte nie seine Studien. Wenn sie nach dem Unterricht an den Strand gingen, brachte Vanessa ihn gegen neunzehn Uhr nach Hause. Verbrachte er das Wochenende in Vanessas Haus, bestand sie darauf, dass er seine Bücher mitbrachte.
    Zuerst fürchtete Carl die Wochenenden bei den Wingates, wenn der General anwesend war. Zwischen Morris Wingate und seiner Tochter herrschte eine unangenehme Spannung, doch schon bald freute er sich, wenn Wingate auftauchte. Der General war charmant und intelligent, besaß ein umfassendes Allgemeinwissen und schien schon überall auf der Welt gewesen zu sein. Carl fühlte sich schuldig, weil er Vanessas Hass auf ihren Vater nicht teilen konnte. Er hütete sich jedoch, das Vanessa gegenüber zu erwähnen. Es war ihr sicher längst aufgefallen, dass Carl und ihr Vater sich gut verstanden, aber sie verlor Carl gegenüber darüber kein Wort.
    Manchmal joggten Carl und der General zusammen am Strand. Eines Tages jedoch schlug Wingate einen Karatekampf vor. Er konnte Carl zwar nicht das Wasser reichen, hielt sich jedoch keineswegs schlecht. Als Carl später darüber nachdachte, wurde ihm klar, dass ihn das nicht hätte wundern sollen. Wingate war ein Militär, und Soldaten lebten vom Kampf. Meistens übernahm Carl die Rolle des Verteidigers und begnügte sich damit, Wingates Schläge und Tritte zu blockieren und gelegentlich selbst einen leichten Schlag zu landen. Carl war überzeugt, dass der General wusste, dass er sich zurückhielt.
    Zwei Nächte nach ihrem Übungskampf klingelte das Telefon in Carls Wohnung. Er nahm den Anruf in seinem Zimmer entgegen und hoffte, dass es Vanessa war. Der Anrufer war Morris Wingate. Der General hatte ihn noch nie angerufen, und Carl fürchtete sofort, Vanessa könnte etwas passiert sein.
    »Schön, dass ich Sie erwischt habe«, sagte Wingate. »Ich bin zur Zeit noch in Washington, aber ich komme Donnerstagabend nach Kalifornien zurück. Haben Sie da schon etwas vor?«
    Carl hatte nichts vor. Vanessa und er hatten Klausuren vor sich. Sie hatten vereinbart, in der Woche zu lernen und sich nicht zu treffen.
    »Gut«, meinte Wingate, als Carl seine Frage verneinte.
    »Ich habe am Donnerstag eine Überraschung für Sie geplant. Ich schicke Ihnen gegen neunzehn Uhr einen Wagen. Sagen Sie nur Vanessa nichts davon!«
    Der General legte auf, bevor Carl ihm eine Frage stellen konnte. Ihm wäre es lieber gewesen, der General hätte ihn nicht gebeten, die Verabredung vor Vanessa geheim zu halten.

Weitere Kostenlose Bücher