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Die Schuld wird nie vergehen

Die Schuld wird nie vergehen

Titel: Die Schuld wird nie vergehen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Phillip Margolin
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Sprachenschule gearbeitet und wäre vielleicht eines Tages Professor geworden. Damals arbeitete ich tagsüber mit vielen Männern und Frauen im Kongress, die auf der nationalen oder internationalen Bühne große Dinge vollbrachten, und ging abends mit brillanten Jurastudenten aus, die irgendwann einmal die Welt regieren würden. Ich hatte Spaß mit Carl, aber ich sah keine gemeinsame Zukunft für uns.«
    »Haben Sie Carl danach noch einmal gesehen?« Vanessa reagierte nicht.
    »Ist er irgendwann frühmorgens in Ihrer Wohnung aufgetaucht?« setzte Ami nach.
    »Ja.«
    Ami lächelte. »Ich muss Ihnen die Informationen wirklich aus der Nase ziehen.«
    Vanessa lächelte nicht.
    »Er hat mir von der Einheit erzählt«, gab Ami schließlich zu.
    »Gott sei Dank«, seufzte Vanessa. Endlich war der Damm gebrochen. »Carl hat mir gesagt, er sei Angehöriger einer geheimen Armyeinheit, die aus einer kleinen Zahl besonders ausgebildeter Männer bestehe und von meinem Vater geleitet werde. Sie arbeitete inoffiziell für seinen Geheimdienst, den AIDC, und die Männer führten auf Befehl des Generals verschiedene illegale Aufträge aus, unter anderem Morde. Carl erklärte mir, dass er gerade von einer Mission zurückgekehrt sei
    Seine Befehle lauteten, zwei Menschen zu ermorden. Er konnte dieses Leben nicht mehr ertragen und wollte aussteigen. Er war verzweifelt.«
    »Haben Sie versucht, ihm zu helfen?«
    »Ja. Ich wusste, dass mein Vater seine Geschäfte auch von unserem Haus in Kalifornien aus führte. In seinem Arbeitszimmer befindet sich ein Safe. Eines Tages war ich zufällig im Zimmer, als mein Vater ihn öffnete. Er war unvorsichtig, und ich prägte mir die Kombination ein. Als Carl zu mir kam, war Vater in Washington, also bin ich mit der ersten Maschine nach Hause geflogen und habe das Arbeitszimmer durchsucht. In dem Safe fand ich Personalunterlagen über diese Männer.«
    »Waren es Unterlagen über die geheime Einheit?«
    »Nichts in diesen Dokumenten brachte die Männer mit der Einheit in Verbindung, von der Carl mir erzählt hatte, aber ich vermutete, dass es die Mitglieder der Einheit waren, denn Carls Unterlagen befanden sich ebenfalls dabei. Alle Soldaten hatten eine hochspezialisierte Ausbildung genossen.«
    »Was haben Sie mit den Unterlagen gemacht?«
    »Das wissen Sie doch genau.«
    »Sie müssen es mir trotzdem erzählen.«
    »Ich habe sie Eric Glass übergeben.« Vanessa versagte fast die Stimme. »Eric war ein sehr anständiger Mensch.« Sie trank einen Schluck Wasser. »Er saß im Kontrollausschuss des Kongresses, der die Geheimdienste beaufsichtigte. Ich verriet ihm, was Carl mir über diese Einheit erzählt hatte. Eric wollte die Unterlagen der Männer aus dem Safe meines Vaters von einem seiner Angestellten überprüfen lassen.«
    »Und Sie haben sich mit dem Kongressabgeordneten in Lost Lake getroffen, in der Nacht, in der ermordet wurde?«
    »Es war Carl.« Vanessa flüsterte die Worte so leise, dass sie kaum zu verstehen waren. Ihr lief eine Träne über die Wange
    »Er hat Eric gefoltert, bis der ihm verriet, wo die Unterlagen waren. Dann hat er ihm die Kehle durchgeschnitten.«
    »Sie haben ihn gesehen?«
    Vanessa nickte langsam. »Da war so viel Blut...«
    »Was ist passiert, nachdem die Polizei aufgetaucht war?« fragte Ami.
    »Ich erinnere mich an diese Nacht nur noch sehr ungenau, aber ich weiß noch sehr gut, was mein Vater mir angetan hat.« Vanessas Trauer schlug plötzlich in Verbitterung um.
    »Er hat mich in eine psychiatrische Klinik eingesperrt. Ich habe ein Jahr in der Hölle verbracht. Auf diese Weise hat er dafür gesorgt, dass mir niemand jemals auch nur ein Wort glauben würde, das ich über diese Einheit sagte.« Vanessa deutete auf ihre Stirn. »Ich habe hier einen großen, roten Stempel. Darauf steht: ehemalige Psychiatriepatientin, Spinnerin^ Als ich entlassen wurde, war ich von Medikamenten abhängig. Ich war arbeitsunfähig.« Ami spürte die Wut, die in Vanessa hochstieg. »Sie haben keine Ahnung, was ich durchgemacht habe.«
    »Vanessa, Sie werden mir das nicht glauben wollen, aber es gibt noch eine andere Erklärung für das alles, eine, die nichts mit Ihrem Vater zu tun hat. Der Psychiater, der Carl untersucht hat, glaubt, Carl könnte an einer seltenen Form von Geisteskrankheit leiden, einem sogenannten paranoiden Zustand. Laut dieses Gutachters wäre das eine mögliche Erklärung für Carls Geschichte. Er könnte so gestört sein, dass er wirklich glaubte, in einer

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