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Die Schule der Magier 3 - Die Rückkehr des Bösen

Die Schule der Magier 3 - Die Rückkehr des Bösen

Titel: Die Schule der Magier 3 - Die Rückkehr des Bösen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henry Neff
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Blick ihres Vormunds. Irgendetwas stimmte hier ganz und gar nicht und Max beobachtete den Mann mit wachsendem Misstrauen.
    Max’ erster Eindruck des Hauses war der von unvorstellbarem Schmutz. Trotz der hohen Decke war es trübe und duster in dem großen Raum und die Wände waren schwarz und fettig von einem verstopften Kamin. Der Gestank war unerträglich, ein übler Geruch nach menschlichen Exkrementen. Max würgte und sah sich um, ob er den Mann beleidigt hatte, doch der warf lediglich den rostigen Speer in eine Ecke, wo ein gefleckter Köter an einem alten Schuh von einem großen Stapel knabberte.
    »Ist er weg, Pietro?«, erklang die Stimme einer Frau. »Wir haben gewählt.«
    »Sei still!«, befahl der Mann streng. »Wir haben einen ehrenwerten Gast.«
    Dabei lachte er, dann schlug er Max auf die Schulter und führte ihn um eine Ecke, wo zwei Frauen an einem großen Tisch neben einem steinernen Herd saßen. Eine schien etwa so alt zu sein wie der Mann, eine kräftige, wettergegerbte Frau mit einem harten Gesicht. Ihr Ausdruck blieb stoisch, als sie Max ansah. Sie begrüßte ihn nicht einmal mit
einem Anflug eines Lächelns oder gar einem Kopfnicken. Ihre Hände waren auf dem Tisch gefaltet und daneben lag ein Stück Rosenquarz, das im fahlen Licht, das durch einen Fensterspalt an der Nordwand fiel, leuchtete.
    »Ist das die Wahl?«, fragte Pietro schwerfällig.
    Die ältere Frau drehte sich zu der Jüngeren um, die nur nickte und weiter das Baby an ihrer Brust säugte. Es entstand eine angespannte Stille. Dann seufzte Pietro und führte Max an dem Tisch vorbei zu einem kleinen Fass mit öligem, gärendem Alkohol. Er roch giftig. Er tauchte einen kleinen hölzernen Kelch hinein und leerte ihn erst, bevor er ihn Max anbot, der höflich ablehnte und sich stattdessen an die jüngere Frau wandte.
    »Wie heißt sie denn?«, fragte er und lächelte das Baby an. Schwermütige blaue Augen sahen starr zu ihm auf. Die Mutter konnte kaum älter als zwanzig Jahre sein. Ihr eingefallenes Gesicht sah ihn mit leerem, feindseligem Blick an.
    »Nimm dein Essen und geh«, sagte sie.
    »Der Mond, Pietro …«, zischte die ältere Frau und sah an Max vorbei zu dem Mann, der immer noch trank.
    »Meinst du, ich weiß das nicht?«, rief Pietro und warf den Kelch in das Fass. Die Frauen erstarrten. Wein schwappte über den Rand des Fasses und lief an den Seiten hinunter auf den strohbedeckten Boden. Grunzend warf Pietro der älteren Frau einen Lappen zu und bedeutete ihr, die Schweinerei aufzuwischen. Sie machte sich sogleich daran, doch es geschah mit derselben matten Resignation, mit der Mina Max’ Hand gehalten hatte.
    »Das ist nicht notwendig«, sagte Max scharf.
    Der Mann sah ihn wütend an und sein Gesicht bebte vor ohnmächtigem Zorn. Pietro hatte breite Schultern, vielleicht war er einst ein Mann von Bedeutung gewesen, aber die Zeiten waren lange vorbei. In seinen blutunterlaufenen
Augen konnte Max seine Gedanken so deutlich lesen, als hätte er sie laut ausgesprochen: Hier ist ein hochgewachsener, gut bewaffneter Jugendlicher, den man umschmeicheln, nicht besiegen muss. Pietro schluckte seinen Zorn hinunter und begab sich in eine Speisekammer, die zu einem ekelhaften Räucherhaus umgewandelt worden war, in dem schmale Streifen Fleisch von der Decke hingen. Grunzend nahm er ein Stück getrocknetes Lammfleisch und schob es Max zu.
    »Später«, sagte Max und wechselte ins Englische. »Ich will mit den Kindern sprechen.«
    »Hä?«, machte der Mann und tat so, als würde er nicht verstehen.
    Max gab jeden Anschein von Höflichkeit auf. Er baute sich vor Pietro auf, stieß ihm einen Finger in den weichen Bauch und wiederholte seine Forderung. Der Mann schloss die Augen und zitterte in Erwartung eines Schlages, der jedoch nicht kam.
    Als er in Max’ finsteres Gesicht sah, stieß er kurz und abgehackt hervor: »Nicht ich bin hier das Monster!«
    Pietro rannen jetzt die Schweißtropfen über die Stirn in die blinzelnden Augen. Wieder sah Max zu dem hängenden Fleisch hin und dem verrosteten Hackmesser, das auf einem groben Hackklotz lag. In der dunklen Ecke neben einem zerbrochenen Stuhl sah er noch einen kleinen Schuh liegen. An der Tür hatten viele Schuhe gelegen, viel zu viele für das Dutzend Waisen, das er gesehen hatte.
    Max starrte Pietros runden Bauch an und die mahlenden Zähne, mit denen er auf seinen rotgefleckten Lippen kaute, und es kamen ihm auf einmal ganz schreckliche Gedanken.
    »Was macht ihr hier, Pietro?«,

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