Die Schule der Magier 3 - Die Rückkehr des Bösen
»Und mir gefällt dein Ton nicht!«
»Mein Ton sollte die geringste deiner Sorgen sein.«
Bei dieser Unverschämtheit ließ Hrunta die Peitsche knallen, die wie ein Blitz auf Max herniederfuhr. Doch der Kobold war viel zu langsam. Max wich dem Hieb aus, fing die Peitsche ein, wickelte sie sich zwei Mal um die Hand und zog Hrunta daran vom Sitz. Der Kobold landete mit einem harschen Plumps auf der Straße und strampelte mit den Beinen in der Luft wie ein Käfer, den man auf den Rücken gedreht hat. Seine Kumpane sahen erstarrt zu.
In Rowan bekam jeder Schüler ein Buch, ein Handbuch, in dem die Gebräuche und Gewohnheiten der bekannten Feinde aufgelistet waren. Schon ein Erstklässler wusste, dass
es Kobolde hassen, mit dem Kopf nach unten zu hängen. Das konnte sie so in Panik versetzen, dass sie jeglichen Widerstand aufgaben. Es war die einzige Möglichkeit, sie human zu behandeln. Deshalb wickelte Max blitzschnell die Peitsche um Hruntas Knöchel und warf das lose Ende über einen kräftigen Ast der Platane. Eine Sekunde später zog er den prustenden, protestierenden Kobold hoch, sodass er wie eine überdimensionale Birne in Leder kopfüber hing.
»Bringt ihn um!«, schrie der empörte Kobold und wedelte mit den kurzen Armen zu seinen schreckerstarrten Kollegen hinüber.
Max drehte sich um und sah gerade noch, wie einer der Kobolde ein Messer nach ihm warf. In der Eile hatte der junge Kerl jedoch vergessen, es aus der Scheide zu nehmen, sodass es wirkungslos an Max’ Schulter abprallte.
»Wie heißt du?«, fragte Max den Schuldigen beiläufig, dessen dürrer Arm erschrocken in der Luft hängen geblieben war.
»Äh … Skeedle, Mylord.«
»Hältst du das für schlau, Skeedle?«
»Nein«, erwiderte der Kerl zerknirscht, »nein, wirklich nicht.«
»Komm her«, verlangte Max und winkte ihn zu sich.
»Muss ich?«, stöhnte Skeedle und zeigte fünf spitze Zähne, als er eine angewiderte Grimasse zog.
»Ja«, beharrte Max und maß ein Stück Seil ab, »ich fürchte schon.«
Einen Augenblick später hing der junge Kobold kopfüber neben seinem Anführer, der fluchend und vergeblich nach ihm hieb. Als Max das Tau festzog, hörte er das metallische Klappern von eisenbesohlten Schuhen: Die anderen Kobolde flohen.
Max kannte Kobolde schon, denn er war im letzten Jahr
in Deutschland einigen von ihnen begegnet. Aber die waren viel wilder gewesen und nicht bereit, gleich beim ersten Anzeichen von Gefahr das Weite zu suchen. Diese hier stammten aus einer etwas feineren Gesellschaft, genauso grausam, aber gesprächiger und vom vielen Feiern unglaublich fett und verweichlicht. Max hatte mit dem flüchtenden Trio fast Mitleid, als er es verfolgte und zu einem weiteren zappelnden Bündel verschnürte, das er im Baum aufhängte.
»Nun«, begann Max und lief vor den gefesselten, tobenden Wesen auf und ab. »Ich möchte nicht, dass dies hier länger als nötig dauert. Immerhin habe ich ein paar Wölfe in diesem Tal herumschleichen sehen.«
Die Kobolde stießen ein tiefes Jaulen aus und tauschten mit wachsender Panik Blicke aus. Sie hatten schreckliche Angst vor Wölfen, die sie angeblich mit größter Begeisterung jagten.
»Was willst du denn?«, erkundigte sich Hrunta.
»Ich will ein paar Fragen stellen«, erklärte Max ruhig. »Und ich will die Wahrheit wissen. Wenn ich also eine Frage stelle, werdet ihr alle gemeinsam antworten. Wenn einer von euch nicht antwortet, bleibt er im Baum hängen. Wenn er als Letzter antwortet, bleibt er im Baum hängen. Wenn einer eine andere Antwort gibt als die anderen, bleibt er im Baum hängen. Versteht ihr, wie es läuft? Die Antworten müssen schnell und wahrheitsgemäß kommen, sonst werde ich es wissen …«
Die Kobolde fluchten und schlugen schwach um sich, doch dann gingen sie schließlich auf Max’ Vorschlag ein. Eine Stunde lang bombardierte Max sie mit Fragen über ihren Clan, ihr Zuhause und das Tal. Er erfuhr, dass sie zum Broadbrim-Clan gehörten, der von dem ehrenwerten Plümpka als Häuptling geleitet wurde, und dass die Broadbrims alle anderen Kobolde aus dem Tal verscheucht
hatten. Diese vertriebenen Kobold-Clans, Sourbogs, Blackbacks und Greenteeth, hatten jenseits der Berge Zuflucht gesucht. Wie Max vermutet hatte, gab es keine Dryaden in der Nähe, dafür aber Wichtel, Satyrn und Faune. Sie wohnten in den Tälern im Süden, und am Pass im Norden, wo die Kobolde nicht zu jagen wagten, sollte sogar ein Troll hausen. Die Kobolde wussten, dass am Fuße der Berge
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