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Die Schule der Magier 3 - Die Rückkehr des Bösen

Die Schule der Magier 3 - Die Rückkehr des Bösen

Titel: Die Schule der Magier 3 - Die Rückkehr des Bösen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henry Neff
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Wind hatte sich gelegt und kein einziger Vogelruf störte die Stille. Es war ein äußerst seltsames Gefühl. Max hatte eine derartige Stille bisher nur einmal erlebt – vor dem Angriff auf Rowan. Er wandte sich leise um und seine Schritte klangen auf dem Fels unnatürlich laut. Sein Herz schlug wie eine Kesselpauke.
    Der Riese war ganz in der Nähe.
    Es verging fast eine Stunde – eine Stunde äußerster Stille und betäubender Anspannung. Aber der Riese zeigte sich nicht, und Max entschied, dass es am besten war, sich zurückzuziehen. Er nahm das schwere Lymrill auf den Arm und stieg vom Gipfel hinunter. Er warf keinen Blick zurück auf die Landschaft hinter sich, doch auf dem ganzen Weg zurück zum Lager hatte er das Gefühl, es folge ihm etwas wie der Geist von Eurydike.
    David war noch wach, als Max und Nick wieder im Lager eintrafen. Der Zauberer von Rowan saß im Schneidersitz vor einem augenscheinlich riesigen Haufen uralter Papiere. »Wie war dein Spaziergang?«, erkundigte er sich.
    Jeder einzelne Nerv in Max flehte ihn an, sich umzudrehen, aber er sah starr geradeaus und seine Stimme klang unnatürlich ruhig. »David, ist da etwas hinter mir?«
    David erstarrte und er weigerte sich, Max’ Blick zu erwidern.
    »Hinter dir ist nichts als der Wald und die Sterne und das Haus eines Freundes«, antwortete er. »Komm, setz dich ans Feuer und leg deine Furcht ab.«

    Es war eine merkwürdige Antwort und mit so sonderbarer Betonung geäußert, dass Max glaubte, sie gehöre zu einer Art Beschwörung. David sah nicht auf, während er die Worte sprach, aber er wies steif auf Max’ Schlafplatz und forderte ihn mit einer Handbewegung auf, sich zu setzen.
    David starrte weiter ins Feuer und sprach mit weicher und beruhigender Stimme. »Habe ich dir je von Väinamöinen und seinem magischen Lied erzählt?«
    »Nein.«
    »Es ist eine schöne Geschichte«, meinte David. »Und es ist wichtig, sich an ihre Lehre zu erinnern. Denn Väinamöinen war ein Zauberheld und er war weise und demütig. Seine Taten waren so groß, dass alle Menschen im Norden von ihnen sprachen und sich darüber freuten. Die einzige Ausnahme war ein junger, stolzer Zauberer, der neidisch auf Väinamöinen war und es leid war, dass ihn die anderen ständig priesen. Daher machte er sich eines Tages auf, um den berühmten Zauberer herauszufordern. Als er ihn gefunden hatte, beschimpfte er ihn. Trotz der Unhöflichkeit des jungen Mannes erklärte sich der geduldige Alte bereit, ihn anzuhören und seine Weisheit unter Beweis zu stellen. Doch als der junge Mann sprach, hatte er lediglich dies zu sagen:
    Nah der Decke ist das Rauchloch,
Flammenfang ist nah am Herde.
Lustig ist der Robbe Leben,
wälzt im Wasser sich der Seehund,
frisst die Lachse, die ihm nahen,
schnappt zur Seite sich die Schnäpel.
Sollte das noch nicht genügen,
weiß ich auch noch andres Wissen.
Eine Sache weiß ich sicher:

Mit dem Rentier pflügt das Nordland,
doch der Süden mit der Stute.
    Väinamöinen lächelte nur und bat seinen Widersacher, von tiefgründigeren Dingen zu sprechen. Dieser versuchte es und erzählte von Magie und von Meeresgischt, aber seine Kenntnisse waren spärlich. All diese Dinge hätte der weise Väinamöinen wohl ertragen, hätte der Jüngere sich nicht letztlich damit gebrüstet:
    Noch entsinn ich mich der Zeiten,
als ich ackerte die Meere,
einst des Meeres Höhlen hackte,
grub die Grotten für die Fische.
Tiefer senkt’ des Meeres Gründe,
seichte Binnenseen setzte,
Berge aus dem Boden türmte,
große Felsgebilde formte.
Auch war ich der Männer sechster,
war der siebente der Helden,
als die Erde ward erschaffen,
als die Welt gestaltet wurde,
aufgestellt des Himmels Stützen,
man den Himmelsbogen hochtrug,
seine Wege wies dem Monde,
auf die Bahn die Sonne brachte,
seine Stelle zeigt’ dem Bären,
Sterne übern Himmel streute.
    Da wurde der alte Zauberer zornig und sagte, der junge Mann sei ein Fürst der Lügen. Und hütet euch vor dem Zorn der Geduldigen, denn als Väinamöinen seine Weisheit entfaltete und seine Lieder sang, flogen die Pfeile des jungen
Zauberers auf wie Falken, sein Pferd wurde zu Stein und die Erde tat sich auf, um den jungen Burschen zu verschlingen, bis nur noch sein Kopf heraussah, um um Vergebung zu bitten …«
    Davids Stimme verklang und er legte seine Papiere beiseite. Max blieb ebenfalls ruhig und still sitzen und heftete seinen Blick auf das Feuer, das im Laufe der Stunden zu Glut verbrannte, die

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