Die Schule der Magier 3 - Die Rückkehr des Bösen

höflich nach ihren Unternehmungen in der großen weiten Welt. Cooper aber schwieg, sah sich in der Höhle um und betrachtete
die reflektierenden Pfützen und alten Schnitzereien, als sei ihre Anwesenheit an diesem Ort nur ein Traum.
    Doch seine Aufmerksamkeit kehrte zurück, als sie fertig gegessen hatten, denn da bat der Fomorianer, die gae bolga sehen zu dürfen. Max griff in Davids Tasche und nahm den gefalteten Wandteppich heraus, in den die vielen Scherben schwarzen Metalls und grauer Knochen eingewickelt waren. Er legte den Teppich auf den Tisch, und der Riese betrachtete die zersplitterte Waffe auf ähnliche Weise, wie David sie betrachtet hatte. Schließlich hob er den Teppich an und schüttete die Scherben in eine steinerne Schüssel.
    »Kommt mit«, forderte er sie auf und trug die Schale in eine benachbarte Höhle, in der eine Esse und ein Amboss standen und die jegliches Werkzeug, das ein Schmied benötigte, enthielt. Auf Befehl des Riesen wurde in der Schmiede Feuer gemacht, ein Feuer so hell, dass nur Max ihm nahe kommen konnte. Die anderen blieben im Eingang stehen und beobachteten den Fomorianer, der in seiner Schmiede umherging und die Alte Magie wirkte, die ihn selbst vor langer Zeit erschaffen hatte.
    Die Scherben der gae bolga kamen in einen Schmelztiegel, den der Riese mit bloßen Händen in die Flammen der großen Feuerstelle hielt. Doch der Fomorianer schien die Hitze des Feuers oder des Schmelztiegels nicht einmal zu spüren, leise sang er vor sich hin, während die Scherben schmolzen. Max sah, wie der Schatten des Riesen beim Singen über die Höhlenwände flackerte und mit seinen monströsen Hörnern und seiner Größe Prusias schrecklich ähnlich sah.
    Als der Gesang des Fomorianers endete und die Scherben geschmolzen waren, nahm er den Schmelztiegel aus dem Feuer und setzte sich auf eine Bank, um den Inhalt mit dem Finger umzurühren. Sein Blick glitt zu Max hinüber.
Der Riese bat ihn, näher zu kommen, und hob ihn hoch, sodass er auf seinem Knie stehen konnte.
    »Ich möchte, dass du das siehst, Verwandter«, sagte er. »Dies wird deine Waffe sein, und du musst wissen, was es ist, denn der tapfre Cúchulain wusste es nicht, und das brachte großes Leid über ihn.«
    Der Riese hielt den Schmelztiegel leicht schräg, sodass Max hineinsehen konnte. Max zuckte vor der Hitze zurück und der Schweiß brach ihm aus, aber er stellte sich auf die Zehenspitzen, und als er hineinblickte, sah er etwas völlig Unerwartetes.
    Denn im Schmelztiegel befanden sich keine scharfkantigen Scherben oder flüssiges Metall, sondern drei Zöpfe aus schwarzem Haar. Jeder der Zöpfe war länger als sein Arm und keiner davon war auch nur angesengt oder rauchte.
    »Wie kann das sein? Ist das wirklich die gae bolga ?« »Das ist sie«, erwiderte der Riese. »Die schrecklichsten Waffen werden nicht aus Metall und Holz gefertigt, sie haben feinere Bestandteile, und nur die Alte Magie kann sie vernichten oder neu erschaffen. Diese Zöpfe stammen von der Morrígan, einer Kriegsgöttin und dem Schrecken der Schlachtfelder.«
    »So haben es die Zwerge erzählt«, flüsterte Max. »Sie sagten, es sei ihre Waffe – dass sie ihr gehörte. Sie wollten sie nicht anfassen.«
    »Sie haben das Zeichen der Morrígan erkannt«, sagte der Riese. »Aber sie hat diese Waffe nie benutzt, sie wollte, dass sie in die Hände der Menschen fällt und Zwietracht unter ihnen sät. Ihre Kinder sind Unheil, Blut und Raserei, und sie wollte, dass sie gedeihen.«
    Er griff in den Schmelztiegel, nahm die Zöpfe heraus und legte sie sorgfältig nebeneinander auf seine große Handfläche.

    »Es ist wichtig, dass du eines wirklich verstehst«, sagte er. »Mit solch einer Waffe gibt es kein Zurück. Das hat Cúchulain zu seinem großen und immerwährendem Leidwesen erfahren müssen. Willst du wirklich, dass ich sie für dich schmiede?«
    Max dachte sorgfältig über die Worte des Riesen nach. In Wahrheit erschreckte ihn die Vorstellung, eine solche Waffe zu besitzen. Es hatte schon einige Gelegenheiten gegeben, bei denen Max seine Gefühle und seine Handlungen nicht mehr unter Kontrolle gehabt hatte – und das waren aufregende und zugleich erschreckende Momente gewesen, in denen die Alte Magie in ihm alles beiseitefegen wollte, was sich ihm in den Weg stellte.
    Genau das würde diese Waffe ihn tun lassen.
    Genau das wollte diese Waffe.
    Unter anderen Umständen hätte Max den Riesen vielleicht gebeten, sie zu vernichten. Aber die Walpurgisnacht war