Die Schule der Magier 3 - Die Rückkehr des Bösen
die raue, klangvolle Stimme der Hexe über die tosende Brandung hinweg hören konnte.
»Kleine Kartoffeln, ein oder zwei,
Karotten und Sellerie sind auch dabei.
Eine Prise Salz in den Topf.
Lasst ihn uns kochen, den Rasmussen-Tropf!
Einmal ist er uns doch glatt entsprungen.
Dass wir ihn nie vergessen, haben wir ihm gesungen.
So schürt das Feuer, frischauf umgerührt!
Rache ist ein Mahl, das man schön heiß serviert!«
Mum und Bellagrog hakten sich unter, stießen mit ihren Weingläsern an und begannen das Lied von vorne. Als eines der Hexchen eine Kartoffel in den Topf warf, dass es spritzte, lachten sie auf. Der Gedanke, dass Rasmussen, in handliche Stücke geschnitten, in diesem Topf kochte, verursachte Max Übelkeit. Unter einem Baum hockend, überlegte er, was er tun sollte.
Wenn er die Hexen verriet, würde wahrscheinlich die gesamte Shrope-Familie aus Rowan verstoßen. Es würde ihm zwar nichts ausmachen, wenn Bellagrog und die fiesen Hexchen verschwinden würden, aber ihm lag eine Menge an Mum. Sie war zwar eine Hexe, aber sie war seine Hexe. Und Bobs.
Max sah wieder zum Topf hin. Vielleicht war das Unglück schon geschehen, aber er musste ja nicht daneben sitzen und zusehen, wie die Hexen ihr Festmahl genossen. Er streckte die Hand aus, konzentrierte sich auf das Feuer und nahm dessen knisternde Energie in seinem Körper auf. Die singenden, springenden Hexen bemerkten zunächst nicht, dass ihr Kochfeuer langsam ausging und sich die Flammen in den Holzstapel zurückzogen. Als nur noch ein dünner Rauchfaden aufstieg, hörte Bellagrog auf zu singen.
»Oi!«, schrie sie. »Habt ihr nicht gehört, ihr Winzlinge?
Ich sagte, ihr sollt das Feuer schüren! Dieser Topf ist so kalt wie Großmutters Grabstein! Holt Holz und heizt ihn wieder an!«
Während Max noch darüber nachdachte, wie er mit der Situation am besten umging, machten sich einige Hexchen daran, weiteres Feuerholz von einem ordentlichen Stapel neben der Hütte zu holen. Ein anderes hielt einen Stock in eine Laterne, bis er zu rauchen begann und Feuer fing. Mum wandte sich währenddessen dem zweiten Teil der Zubereitung zu und schälte professionell weitere Karotten und Kartoffeln, die sie mit geschicktem Schwung des Handgelenks ins Wasser warf.
Das Platschen war erwartet worden – was folgte, allerdings nicht.
Eine der Kartoffeln kam wieder aus dem Topf geflogen.
Sie eierte schwerfällig durch die Luft und Bellagrog sah sie auf die Erde kullern. Doch die Kartoffel blieb nicht lange allein, denn aus dem Topf schoss weiteres Gemüse – Karotten, Zwiebeln und sogar eine ganze Knoblauchknolle – als ob sich der Eintopf heftig übergeben müsste. Bellagrog nahm einen großen Suppenlöffel in die Hand und prüfte grinsend sein Gewicht. Dann watschelte sie zum Topf und sah hinein.
»Bwahahahaha!«, dröhnte sie los. »Jetzt sieh dir das an, Bea! Der Doc lebt doch tatsächlich immer noch! Na, das ist ja mal ein willensstarker Bursche. Aber ich kann auch willensstark sein!«
Max war entsetzt. Bellagrog konnte dem immer noch lebendigen und sich wehrenden Ingenieur drei heftige Schläge verpassen, bevor Max sie am Handgelenk packte. Die Hexe sah ihn nur erschrocken an, als er ihr den Suppenlöffel entwand und fortwarf.
»Hilf mir, Bea«, grollte er, stieß Bellagrog beiseite und sah in den Topf.
Dort saß Dr. Rasmussen eingeklemmt, gefesselt und geknebelt und bis zur Nasenspitze in Hühnerbrühe. Er schien fast verrückt vor Angst, sah zu Max auf und versuchte zu schreien, doch es kamen nur ein Haufen Blasen hervor, die die Karottenscheiben auf und ab tanzen ließen.
»Immer schön langsam, mein Lieber«, flötete Bellagrog hinter ihm. »Hier passiert nichts außer einer Sache, die die Shrope-Familie angeht …«
»Bellagrog! Leg sofort das Messer weg, bevor ich wirklich böse werde!«, knurrte Max, als er den drohenden Schatten der Hexe erblickte. Die aufgedunsene Hexe fluchte und hängte das Messer wieder an ihren Gürtel.
»Max, nicht böse sein«, flehte Mum.
»Böse?«, donnerte Max sie an und wirbelte zu ihr herum. »Ihr kocht ihn lebendig!«
»Nun ja, er ist so zäh«, erklärte Mum. »Man muss ihn zwei Stunden lang leicht köcheln lassen, bevor …«
Max unterbrach ihre Erklärung mit einer Handbewegung und wandte sich zu dem halbgaren, panischen Gefangenen, dessen Haut so rot glänzte wie die eines gekochten Hummers. Er kreischte laut, als Max ihn aus der Brühe hob.
»Es tut mir leid«, flüsterte er. »Ich weiß, dass es
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