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Die Schule der Magier 3 - Die Rückkehr des Bösen

Die Schule der Magier 3 - Die Rückkehr des Bösen

Titel: Die Schule der Magier 3 - Die Rückkehr des Bösen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henry Neff
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wehtut … aber vielleicht versuchen Sie trotzdem, nicht so zu schreien.«
    Doch das half nichts. Auch abgekühlt war Rasmussen so rosa, nackt und untröstlich wie ein Neugeborenes. Sobald Max ihm den Knebel abgenommen hatte und ihn auf den Boden setzte, um die Fesseln zu lösen, begann er zu heulen. Schon die geringste Berührung ließ ihn zucken und jaulen.
    »Ich … ich will, dass sie alle verhaftet werden!«, rief Rasmussen zähneklappernd und klammerte sich an Max. Von
seiner Haut stiegen Dampfwolken auf. »Auch die Kleinen da – das sind die Allerschlimmsten!«
    »Shhhht«, machte Max und versuchte sanft, seinen Arm wegzuschieben.
    »Sie haben mich überfallen!«, schluchzte Rasmussen. »Kurz vor der Versammlung …«
    »Shhhhht«, machte Max erneut und half ihm auf die Beine. »Ich bringe Sie zurück zum Herrenhaus. Ganz vorsichtig. Einen Schritt nach dem anderen. So ist es gut.«
    »Du mischst dich in Angelegenheiten der Shrope-Familie!«, polterte Bellagrog mit zornrotem Gesicht. »Lass mich dich nicht auf die Liste setzen, Max!«
    »Vergiss die Shrope-Angelegenheiten und zum Teufel mit der Liste!«, entgegnete Max. »Ihr könnt von Glück sagen, wenn ihr nicht von der Schule gejagt werdet, wenn die Direktorin davon erfährt!«
    »Bel hat mich dazu angestiftet«, jammerte Mum und wrang die Hände hinter dem Rücken.
    »Halt die Klappe, Bea!«, verlangte Bellagrog und versammelte ihre Hexchen um sich. Die stämmigen, wilden Dinger sagten nichts, sondern hängten sich an die gestärkten Röcke ihrer Mutter und starrten Max nach, der Dr. Rasmussen stützte. Als er ihn die Küste entlang führte, zerriss Bellagrogs vor erstickter Wut fast unverständliche Stimme die Nacht:
    »Das ist noch nicht vorbei, Rasmussen! Die Shropes vergessen nie etwas!«
    Der entsetzte Ingenieur stieß einen Schrei aus und watschelte schneller.
    Bis Rasmussen auffiel, dass er nackt war, hatten sie das Herrenhaus schon fast erreicht.

    Als Max seinen verbrühten, halb bewusstlosen Patienten in der Obhut der Muhmenhoven zurückgelassen hatte, dämmerte es bereits. Er war erschöpft, aber immer noch viel zu aufgedreht, um schlafen zu können. Daher strich er durch das stille Haus und glitt wie ein Schatten durch die weitläufigen Räume und gemütlichen Salons. Gelegentlich begegnete er einem Domovoi oder einem anderen Schlaflosen, aber ansonsten war es ruhig in dem großen, verwinkelten Haus. Das Herrenhaus hatte das neueste Kapitel seiner Existenz noch nicht aufgeschlagen. Direkt gegenüber vom Herrenhaus, hinter ein paar hundert Metern Rasen und Gärten, erhob sich Gràvenmuir.
    Max ging hinaus und betrachtete es von der Treppe aus. Wie ein großer schwarzer Geier hob sich das Gebäude vor den Klippen ab. Es war ein dunkles, gotisches Gemäuer, dessen Zinnen und steile Dächer wie eine vielzackige Eisenkrone in den Himmel ragten. Die Steine waren verwittert und um die Türme rankte sich schwarzer Efeu, als hätte es schon seit Jahrhunderten dort an der sturmgepeitschten Küste gestanden. Dagegen erschienen die Gebäude von Rowan, strahlend und neu errichtet, wie Neuankömmlinge. Gràvenmuir war außen dunkel, doch aus den Fenstern strahlte Licht und das Innere leuchtete im grauen Morgenlicht wie flüssiges Gold. Durch die weit geöffneten Türen des Gebäudes fiel Licht auf den Rasen. Allem Anschein nach hatte die Botschaft der Dämonen geöffnet.
    Max machte auf dem Absatz kehrt und schloss die schweren Türen des Herrenhauses hinter sich.
    Er ging die Wendeltreppe hinauf und weiter durch viele lange Gänge, bis er die Bacon-Bibliothek erreichte. Die Tür stand offen und von drinnen erklangen eifrig kratzende Geräusche, als ob die gesamte Schülerschaft von Rowan sich panisch bemühte, schnell noch das letzte Examen niederzuschreiben.
Als er hineinsah, bot sich Max ein höchst seltsamer Anblick.
    In der Luft über den Tischen schwebten Hunderte von schlanken schwarzen Federn. Vor jeder Feder befand sich ein Stapel Pergament, ein Tintenfass und ein Buch, dessen Seiten sich von selbst umblätterten. Von unsichtbarer Hand geführt, kopierten die Federn die Bücher wie koffeingedopte Schreiber. Auf einem der Tische saßen zwei Hochlandhasen und unterhielten sich leise im Schein eines Kerzenstummels.
    »Ich weiß nicht, warum wir bleiben müssen, Dalrymple«, beschwerte sich ein junges braunes Exemplar mit flauschigen Ohren. »Die Federn arbeiten doch sehr gut allein!«
    »Aber ab und zu muss ihnen jemand neue Tinte geben«, erklärte

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