Die Schule der Magier 3 - Die Rückkehr des Bösen
überbelichtetes Foto.
»Das war meine Lieblingskarte«, erklärte David. »In Colorado habe ich früher Baseballkarten gesammelt. Wir hatten nicht viel Geld, aber die Karten waren billig und man
bekam auch noch Kaugummi zu jeder Packung. Immer, wenn ich einen Dollar übrig hatte, bin ich mit dem Rad zu Twills Tabak- und Gemischtwarenhandel gefahren«, erinnerte er sich mit nostalgischem Lächeln. »Wahrscheinlich gibt es ihn schon lange nicht mehr. Aber ich liebte die Vorfreude. Ich habe meinen Dollar ausgegeben und bin so schnell wie möglich an einen Ort am Fluss geradelt, wo ich allein war und fern von den Sorgen zu Hause. Ich habe die Packungen aufgemacht und Kaugummi gekaut und mir jede Karte angesehen, als ob sie mein Vermögen wären. Die meisten Karten waren wertlos, bis ich auf die hier gestoßen bin …«
»Ist sie wirklich wertvoll?«, fragte Max.
»Nein«, lachte David. »Vielleicht zehn Dollar – aber das war besser als alles, was ich je gefunden hatte. Bei uns zu Hause war immer das Geld knapp. Meine Mutter konnte nicht arbeiten und die Nachbarn haben sie ausgenutzt. Sie wussten, wann sie ihren Scheck bekommt, und kamen immer mit irgendeiner Geschichte an, dass sie nur dieses eine Mal Geld borgen müssten. Aber es war nie nur ein Mal. Und sie haben es nie zurückgezahlt.«
»Warum?«, fragte Max. »Warum hat sie ihnen immer wieder Geld gegeben?«
David starrte die Karte an. »Meine Mutter ist behindert, Max«, erwiderte er langsam. »Ihr IQ ist kaum höher als sechzig. Es war nicht schwer, sie zu betrügen.«
Max nickte verständnisvoll, aber innerlich schrak er zurück. David sprach nur äußerst selten von seinem früheren Leben, doch er hatte seine Mutter einmal erwähnt und gesagt, dass sie sich nicht wirklich um ihn kümmern konnte. Max hatte immer angenommen, dass sie sehr krank war oder Alkoholikerin.
»Nun«, fuhr David fort. »In einem Sommer ist einer der
Nachbarn gekommen, ein Mr Bailey, und hat Mum einen kaputten Wasserkocher verkauft. Ich hatte Angst vor Mr Bailey und habe mich hinter dem Sofa versteckt und gesehen, wie er ihr Portemonnaie durchsucht und ihr Geld gezählt hat. Er hat ihr gesagt, es sei ihr Glückstag, denn der Kocher sei zweihundert Dollar wert, aber er würde ihn ihr für die dreiundneunzig überlassen, die sie hatte. Nun, Mum gab ihm das Geld, und Mr Bailey hat gelacht und gesagt, sie sei ein kluges Kind.«
»Das ist ja schrecklich, David«, fand Max.
David nickte nur. »Das war unser ganzes Geld und der Scheck von der Wohlfahrt kam erst eine Woche später«, erzählte er. »Wir hatten nichts mehr zum Essen im Haus. Am nächsten Tag habe ich gesehen, wie sie den Kühlschrank aufgemacht hat, die Stirn runzelte und in ihre Handtasche gesehen hat. Sechs oder sieben Mal. Sie hat nie begriffen, dass das Geld weg war und wir kein Essen mehr kaufen konnten. Die nächste Woche war schrecklich. Sie hatte solchen Hunger, dass sie einfach schluchzend auf dem Boden liegen blieb. Wenn sie dann endlich einschlief, nahm ich die Baseballkarte hervor und betrachtete sie unter der Lampe. Ich hätte sie verkaufen können, Max. Mr Till hätte mir zehn Dollar dafür gegeben. Aber ich tat es nicht.«
»Was hast du dann getan?«, wollte Max wissen.
»Wenn es dunkel war, habe ich die Mülltonnen der Nachbarn durchsucht«, erzählte David und legte die Karte mit dem Bild nach unten auf den Tisch. »Ich habe meiner Mutter Hundefutter zu essen gegeben, aber diese Karte musste ich unbedingt behalten.«
Keiner von ihnen sprach, während David die Karten wieder in die Schachtel legte.
»Jeder von uns tut Dinge, für die er sich schämt«, brach David schließlich das Schweigen. »Es war falsch von dir,
dass du in meine Privatsphäre eingedrungen bist. Von mir war es falsch, diese Karte zu behalten. Mir tut leid, was ich getan habe. Ich weiß, dir tut es auch leid.«
Max sah seinen Zimmergenossen scharf an. »Ehrlich gesagt, David, mir tut es nur leid, dass du mich erwischt hast. Ich möchte gerne wissen, was du tust.«
»Und ich würde es dir gerne sagen«, gab David zurück. »Aber ich werde es nicht tun.«
Max runzelte die Stirn und suchte im Gesicht seines Freundes nach einem Anzeichen dafür, dass der Panzer Risse hatte, dass er zumindest den Willen hatte, es ihm zu erzählen. Aber da war nichts.
»Ich habe Prusias kennengelernt«, erzählte Max ernst. »Du weißt ja sowieso immer alles, daher nehme ich an, dass du auch schon von der Botschaft da draußen weißt.«
»Ja«, gab
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