Die Schule der Magier 3 - Die Rückkehr des Bösen
stehen.
Sie neigte sich zu Max und flüsterte ihm ins Ohr: »Nach dem Freudenfeuer war ich böse, weil du nicht gekommen bist. Deshalb bin ich mit Camille spazieren gegangen und habe Nick bei dem markierten Baum gesehen. Ich habe ihn gerufen, aber er hat mich ignoriert. Das fand ich komisch – normalerweise kommt er sofort an, wenn ich rufe. Ich bin ihm gefolgt – ich dachte, er sei vielleicht krank. Na ja, er hat ein paar Mal geschnüffelt und ist herumgelaufen und dann auf einmal blitzartig diesen Baum hinaufgerast.«
»Geht es ihm gut?«, fragte Max mit wachsender Besorgnis.
»Sieh selbst.« Julie wies auf einen dicken Ast etwa sechs Meter über ihnen.
Max sah hinauf und entdeckte den schwachen Glanz von scharfen, glitzernden Stacheln zwischen den Zweigen. Als er rief, hörte er ein vertrautes Jaulen. In den Zweigen raschelte es, dann regneten Rindenstücke und alte Rattenschwänze herunter. Julie schob den Schutz ihrer Laterne hoch und ließ den Lichtstrahl in den Baum leuchten.
Max keuchte auf, als er sah, dass dort nicht ein, sondern zwei Augenpaare angestrahlt wurden.
»Dem geht es besser als gut«, lachte Julie. »Er ist verliebt!«
Max betrachtete eine ganze Minute lang mit großem Vergnügen den Anblick, den zu sehen er nie zu hoffen gewagt hatte. Neben Nick saß ein zweites Lymrill, ein silbernes Weibchen, das so schön und hell glänzte wie der Mond.
KAPITEL 8
Hier sind Monster
N ick raste den Baum mit dem Kopf voran hinunter, sprang die letzten Meter und landete mit einem dumpfen Aufprall auf dem Boden, um im Kreis um Max und Julie herumzujagen. Er legte seine Stacheln zu einem glänzenden Fell an und strich ihnen mit katzenhafter Zuneigung um die Beine, wobei er gelegentlich nach dem Weibchen Ausschau hielt, das noch oben zwischen den Zweigen hockte. Jaulend stellte sich Nick auf die Hinterbeine und hakte seine Klauen in Max’ Pullover, dass der Stoff zerriss.
»Hey!«, beschwerte sich Max und hieb vergeblich nach dem kräftigen Tier.
»Ich glaube, er will ihr zeigen, dass du zur Familie gehörst«, lachte Julie.
Das weibliche Lymrill jaulte ebenfalls und kam vorsichtig den Baum hinunter. Während sie Max beschnüffelte, beleuchtete Julie sie mit der Laterne. Das Licht fiel auf eine glatte, schlanke Gestalt, die an ein Wiesel erinnerte. Anders als bei Nick, dessen Stacheln kupfern waren, waren ihre am Körper bronzefarben und wurden zu den Spitzen hin silbern. Sie stellte die nadelspitzen Stacheln abwechselnd auf
und glättete sie wieder, während sie sich an die Menschen gewöhnte. Ihre bernsteinfarbenen Augen sahen zu Max auf, dann ließ sie sich auf die Hinterbeine nieder und stieß ein leises Knurren aus, wobei sie ihren Schwanz wie eine Rassel schwang, genauso, wie Nick es vor Jahren getan hatte. Max wappnete sich für das, was seiner Meinung nach als Nächstes passieren würde.
Und tatsächlich schoss der schmale Kopf vor und biss ihm in die ausgestreckte Hand, dass Blut floss.
»Autsch!«, rief Max und schüttelte seine verletzte Hand.
»Warum hat sie das denn gemacht?«, wunderte sich Julie und trat näher, um die blutende Wunde zu betrachten.
»Damit ich weiß, dass sie es kann«, erwiderte Max. »Nick hat das auch gemacht, als er mich ausgewählt hat.«
»Das sieht schlimm aus«, fand Julie und pflückte ein paar wilde Hagebutten von einem Busch. Sie zerdrückte sie zwischen den Händen und begann, einen Heilungszauber zu sprechen, doch Max hielt sie auf.
»Schon gut«, sagte er, hielt die Hand hoch und wackelte mit den Fingern. »Alles in Ordnung.«
»Das verstehe ich nicht«, gestand Julie und betrachtete im Schein der Laterne ungläubig seine Hand. »Da waren mindestens vier tiefe Löcher. Wie hast du das gemacht?«
»Was soll ich sagen?«, scherzte Max und streichelte das Lymrill-Weibchen, das jetzt zufrieden an seinem Schuhband knabberte. »Ich heile eben schnell.«
Julie sah die blasse Narbe an, die sich in einer dünnen, feinen Linie von Max’ Wangenknochen bis zu seinem Kinn zog.
»Und warum ist das nicht verheilt?«, wollte sie wissen.
»Weiß ich nicht«, meinte er achselzuckend. »Das habe ich beim Training in den Sidh bekommen. Scathach hat mich erwischt, als ich nicht aufgepasst habe.«
»Und wer ist Scathach?«, verlangte Julie mit hochgezogenen Augenbrauen zu wissen.
»Eine Frau«, antwortete Max. »Sie wohnt in Rodrubân.«
»Wie alt ist sie?«
»Keine Ahnung«, lachte Max. »Die Zeit läuft da anders als hier. Sie sieht jung aus, aber sie
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