Die Schule der Magier 3 - Die Rückkehr des Bösen
und scherzte mit ihren Nebenmännern, die unwillkürlich lächeln mussten.
Sobald Max aufgesessen war, folgte der Rote Dienst Cooper in die dichten Wälder, die die Südgrenze des Schulgeländes bildeten. Dort gelangten sie an ein großes Torhaus aus weißem Stein, das in eine fast zwanzig Meter hohe Mauer eingelassen war. Cooper rief die Wachen an – Magier, die aus vergitterten Fenstern sahen -, und der Rote Dienst wartete, während sich Rowans neue Tore zum allerersten Mal öffneten. Sie gingen nach innen auf, und es fielen ein wenig Schutt und Efeu herunter, die von Davids Abwehrzauber zeugten, den er in jeden Balken, jeden Abschnitt und jede Niete gewoben hatte. Ächzend knirschten die Tore weiter auf.
»Was erwartet uns wohl da draußen?«, flüsterte Max.
»Diyu?«, kicherte Xiùmĕi und klopfte ihm mit einem blumengeschmückten
Schwert aufs Knie. »Acheron vielleicht? Also ich tippe auf Bäume.«
Max musste lächeln, aber sein Herz schlug schneller, als sich die Tore öffneten. Er spürte, wie Angst in ihm aufstieg, und für einen Augenblick stellte er sich vor, dass hinter den Toren von Rowan gar nichts war – nur ein riesiger Abgrund, der sich in die Ewigkeit erstreckte.
»Ich wünschte, du würdest mit mir kommen, junger Hund«, gestand Xiùmĕi kichernd und tätschelte Max’ Pferd. »Mein Schwertarm ist nicht mehr so stark wie früher.«
»Wir sollen doch nur beobachten und berichten«, versuchte Max, sie zu beruhigen.
»Sag das dem Feind«, erwiderte sie und lockerte das rasiermesserscharfe Jiang in der Scheide.
Max stellte fest, dass sie recht hatte – jenseits von Rowans Schwelle lauerten keine verlorenen Seelen oder die sprichwörtlichen Feuerseen, sondern lediglich ein schweigender, in Nebel gehüllter Wald. Der Pfad, der vom Campus zum Tor führte, endete an der Schwelle. Dahinter gab es nur noch Wildnis.
Dies blieb auch so, nachdem ihre Pferde wiehernd die Schwelle überschritten hatten und den langsamen Marsch nach Westen zur Stadt Rowan begannen. Während sich sein Araber durch das hohe Gras und über blumenbewachsene Anhöhen kämpfte, stellte Max sich in die Steigbügel, um einen Blick auf die schindelgedeckte Kirche oder das Grove, ein gemütliches Lokal auf dem Hügel südöstlich der Stadt, zu erhaschen.
Aber es gab nichts zu erhaschen. So weit Max’ Auge reichte, sah er nichts als Wald. Sie ritten langsam, vorsichtig und die Hufe ihrer Pferde hinterließen feine Spuren im Nebel, die sich hinter ihnen wieder füllten und wie ein weißer Schleier hinter ihnen herzogen. Doch es war kein verwunschener
Wald aus einem Märchen. Eichhörnchen sprangen zwischen den Ästen herum, und die Vögel stimmten einen vielstimmigen Chor an, als die Reiter sich ihren Weg zwischen den alten, knorrigen Bäumen hindurch suchten.
Nach etwa zehn Minuten sah Max, dass Cooper seinen Appaloosa an einer kleinen Lichtung voller Efeu und Veilchen angehalten hatte. Der Agent zog die Zügel an und stieg ab. Er grub im Unterholz, legte den Kopf schief und betrachtete etwas, dann rief er die anderen zu sich.
»Erkennt jemand das hier?«, fragte er und deutete auf eine scharfe Steinspitze, die aus dem Boden ragte.
Niemand antwortete, bis ein junger Mann mit rotbraunen Koteletten lachte und mit einer spitzen Axt nach dem Stein stieß.
»Das ist doch das Schwert von der Statue auf dem Marktplatz!«
»Richtig, Danny«, sagte Cooper und kratzte sich nachdenklich an der Mütze. »Kein gutes Zeichen, tut mir leid. Wisst ihr noch, wo diese Statue gestanden hat? Und die Bäckerei müsste genau …« Er sah sich um, machte dann auf dem Absatz kehrt und deutete entschieden auf eine dichte Gruppe von Eschen. »…da sein. Wir sind mitten in der Stadt, nur dass sie … verschluckt wurde.«
Max erschrak. Er hatte so etwas schon vermutet – und sich davor gefürchtet -, doch er hatte immer noch die leise Hoffnung gehegt, dass Rowans Quarantäne nur eine paranoide Vorsichtsmaßnahme gewesen war. Seine Hoffnungen hatten sich nicht erfüllt.
»Na gut«, sagte Cooper und stieg wieder in den Sattel. »Ben und Natasha bleiben hier und untersuchen den Ort. Der Rest reitet weiter wie verabredet. Wir sehen uns an Samhain.«
Mit diesen Worten winkte er Max zu und spornte sein
Pferd zu einem beängstigenden Tempo durch den Wald an. Er suchte sich mit einer solchen Geschicklichkeit seinen Weg durch die Bäume, dass Max, selbst ein ausgezeichneter Reiter, Schwierigkeiten hatte, mit ihm mitzuhalten. Doch er blieb ihm auf den
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