Die Schule der Magier 3 - Die Rückkehr des Bösen
könnte auch älter sein als YaYa. Seit Urzeiten trainiert sie die Krieger.«
»Hmm.« Julie bückte sich, um Nick zu streicheln, der ihr um die Füße schlich. Als sie weitersprach, klang sie verdächtig gelassen. »War sie hübsch?«
»Sehr«, antwortete Max und dachte daran, wie er sie zuletzt gesehen hatte, eine Frau mit rabenschwarzen Haaren auf den Elfenbeintürmen von Rodrubân. Selbst in ihrer Silhouette hatten sich ihre Kraft und ihre Trauer in feinen Nuancen von Haltung und Gesten gezeigt. »Sie war sogar schön.«
Es entstand eine peinlich verlegene Stille. Dann seufzte Julie schließlich, zog Nicks Kopf zu sich heran und küsste seine Otterschnauze. Sie lachte.
»Wirklich, Max«, meinte sie, »du solltest mehr Zeit mit Sir Alistair verbringen. Wenn du schon nicht vernünftig genug bist, zu lügen und sie eine alte vergammelte Schraube zu nennen, dann solltest du sie zumindest lediglich als ›süß‹ bezeichnen. Süß ist in Ordnung. Süß ist harmlos.«
»Verstehe«, sagte Max. Er streichelte die Schnurrhaare des Lymrill-Weibchens und versuchte, das Thema zu wechseln. »Ich glaube, wir sollten dir einen Namen geben. Wie sollen wir sie nennen, Julie? Ich glaube, sie sollte Eva heißen – du weißt schon, weil sie möglicherweise das einzige Weibchen ist.«
»Nick und Eva?«, murmelte Julie. »Wohl kaum. Ich wäre für Circe.«
Max durchforstete sein Gedächtnis und erinnerte sich
an die Zauberin auf der Insel im Odysseus – diejenige, die Männer in Schweine verwandelte. Er fragte sich, ob Julie ihm damit etwas sagen wollte.
»Schön«, stimmte er zu. »Dann also Circe.«
Als ob sie ihrem neuen Namen zustimmte, stieß Circe Max mit der Schnauze an und rollte sich zu einem Ball zusammen. Nick, der herbeigetrottet war, um an ihrem angelegten Ohr zu knabbern, wurde ignoriert.
»Nun«, fuhr Julie fort. »Möchtest du mir sonst noch etwas über diese Scathach erzählen? Besser jetzt als morgen beim Mittagessen, wenn all meine Freundinnen zuhören, um Tratsch aufzuschnappen.«
»Ich werde gar nicht über Scathach oder irgendetwas reden, was in den Sidh passiert ist«, erklärte Max bestimmt. »Und morgen kann ich sowieso über gar nichts reden, weil ich bei Sonnenaufgang für ein paar Wochen weg muss.«
Julie stand im goldenen Schein der Laterne und zupfte an einem schmalen Armreifen. »Du machst Witze!«, stieß sie kaum hörbar hervor.
»Ich wünschte, es wäre so«, seufzte Max. »Der Rote Dienst zieht aus, um das Gebiet von Rowan zu erkunden. Wir können nicht sicher sein, ob die alten Karten stimmen. Im Moment sieht alles unentdeckt aus.«
»Aber was ist mit der Schule?«, protestierte Julie mit einem ungläubigen Lachen. »Was ist mit dem Unterricht, den du selbst geben sollst?«
»Ich hole alles nach, wenn ich wieder da bin.«
Julie biss sich auf die Lippe und sah sich um, als suche sie nach einem möglichen Schlupfloch. Als sie ihn schließlich ansah, wirkten ihre Augen matt.
»Und wann wolltest du mir das sagen?«, fragte sie steif.
»Heute Abend«, erwiderte Max leise. »Sei bitte nicht böse. Ich habe es selbst eben erst erfahren.«
»Ich verstehe.« Julie umarmte ihn. Ihre Wange war warm und feucht und verweilte einen Augenblick an seiner, bis sie sich schließlich von ihm löste. »Soll ich dir die Laterne hier lassen?«
»Nein«, meinte Max. »Nimm du sie mit.«
Sie nickte und ging, die Laterne in der Hand schwenkend. Ihr warmes gelbes Licht wurde immer schwächer, bis es hinter ein paar Pappeln schließlich ganz verschwand. Max kniete sich hin, drückte Nick und Circe an sich und lauschte einfach nur dem Wald. Der Mond stand hoch, es war Nacht geworden und die Lymrills hatten Hunger.
»Gute Jagd, ihr zwei«, wünschte ihnen Max, leerte seine Taschen und legte ein paar kleine Metallbarren ins taufeuchte Gras. Dann schritt er den Hügel hinauf, wo die Bäume lichter wurden und er einen weiten Blick über die Ebene unter sich hatte.
Bei Sonnenaufgang saß Max auf einem Schemel in der Hauptküche von Rowan, rührte in seinem Haferbrei und betrachtete geistesabwesend die Kaffeetasse, die Scott McDaniels ihm vorgesetzt hatte.
»Wenn du ein paar Minuten warten kannst, gibt es frische Milch«, sagte sein Vater und wusch sich die Hände in einer Schüssel. Seufzend ließ er sich seinem Sohn gegenüber auf einen Schemel sinken und betrachtete die handgeschriebene Liste der Rezepte für den Tag. Hinter ihm schloss sich eine Tür, und als Max sich umdrehte, sah er Bob mit
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