Die Schule der Magier 3 - Die Rückkehr des Bösen
Fersen und schließlich lichteten sich die Bäume und sie kamen an eine Wiese voller Haselnusssträucher und Geißblatt.
Cooper blickte über die Schulter zurück und rang nach Atem, der sich in der Luft kräuselte, während er abzuschätzen versuchte, wie weit sie geritten waren. Dann griff er in seine Tasche, holte ein Pergament hervor und breitete es aus.
»Gott sei Dank«, stieß er mit einem Blick auf die Dokumente hervor. »Es funktioniert – sogar im Galopp!«
Keuchend klopfte Max seinem Pferd auf den Hals, beugte sich vor und warf einen Blick auf das Pergament, das eine geografische Darstellung des soeben von ihnen durchquerten Geländes darbot, detailgetreu bis hin zu der vom Blitz getroffenen Eiche, die einsam auf der Lichtung stand. Auf der magischen Karte war ihr Weg mit der Kunstfertigkeit und wissenschaftlichen Genauigkeit eines meisterlichen Kartographen eingezeichnet worden. Wieder spornte Cooper sein Pferd an und schlug diesmal einen südwestlichen Kurs ein.
So wie das Land vor ihren Augen auftauchte, tauchte es auch auf der Karte auf, Meilen um Meilen felsiger Küstenlinie und dichter Wälder ohne jede Spur einer menschlichen Behausung. Sie ritten schweigend, nach verschiedenen Seiten Ausschau haltend nach Anzeichen von Menschen, Monstern oder Feinden. Soweit Max es beurteilen konnte, stellte Rowan den einzigen Außenposten von Zivilisation in dieser Ecke der Welt dar. Es war eine trübe, einsam machende Vorstellung.
Eine Woche lang ritten die beiden weiter und ihre Karte begann der von Cortés oder Cabot zu ähneln. In der Massachusetts Bucht gab es nichts Bemerkenswertes, keine Spur von Boston oder irgendwelchen menschlichen Behausungen. Cooper betrachtete die Karte und ritt weiter nach Westen, und Max machte sich tagelang ein Spiel daraus, seinem Schatten nachzujagen, wenn die Sonne hinter ihnen aufging und das wogende Gras in Gold verwandelte.
Im Laufe der Tage wurde es kühler, und Max fror morgens meistens, wenn er sich das Gesicht mit eiskaltem Wasser wusch und sich auf ihre Tagesetappe vorbereitete. Angesichts Coopers gewohnheitsmäßiger Schweigsamkeit beschäftigte er sich abends selbst und zeichnete die vielen Tiere, die er gesehen hatte. Er versuchte sich an Vögeln, Rehen, Eichhörnchen und sogar an einem jungen Schwarzbären, der stehen geblieben war, als sie vorbei kamen, die Nase in den Wind gehoben hatte und dann ins Unterholz davongestürmt war.
Weiter ritten sie nach Westen bis in die Berge, durch hohe Fichtenwälder und über Flüsse, die so schneidend kalt waren, dass sich die Pferde weigerten, daraus zu trinken. Als sie eines Abends an einem Berghang ihr Lager aufschlugen, lieh sich Max Coopers Bogen, um nach Wild zu suchen, das ihre langsam zur Neige gehenden Vorräte ergänzen sollte. Auf seiner Suche nach einer geeigneten Beute gewöhnten sich seine Augen schnell an die hereinbrechende Dämmerung.
Es gab Wild im Überfluss und nach knapp einer Stunde hatte Max seine Wahl getroffen. Ein Weißwedelhirsch graste an einem Hagedorn. Ohne sich der Gefahr, in der er schwebte, bewusst zu sein, präsentierte er sich im Profil und kaute ruhig sein Abendessen, während Max einen Pfeil auflegte und die Sehne spannte. Der Pfeil flog schnurgerade,
traf den Hirsch direkt ins Herz und ließ ihn zusammenbrechen, noch bevor er zwei Schritte tun konnte.
Max senkte den Bogen, ging zu dem Hirsch hinüber und vergewisserte sich, dass er tot war. Er zog den Pfeil heraus und machte sich daran, das Tier zu zerlegen, auszuweiden und das Fleisch zu säubern, das er zum Lager mit zurücknehmen wollte. Er arbeitete schnell und effizient und die Vorstellung, dass andere Tiere und Insekten sich über das freuen würden, was er nicht verwenden konnte, gefiel ihm. Weiter westlich im Tal leuchteten die Bäume ein letztes Mal rot und golden im Schein der Abendsonne auf, die hinter dem nächsten Berggrat unterging, und langsam versank die Landschaft im Dunkel. Max wischte sich die Hände am Gras ab, schulterte den Hirsch und machte sich auf den steilen, mühevollen Weg zurück zum Lager.
Doch etwas verstellte ihm den Weg.
Ein Mensch. Ein Junge.
Er war ungefähr so alt wie Max und hatte wirres dunkelbraunes Haar. Sein Hemd war zerrissen und seine Schuhe abgetragen, als hätte er seit Monaten oder Jahren im Freien gelebt. Max’ Herz machte bei der Entdeckung seines Mitmenschen einen Sprung, und er musste der Versuchung widerstehen, sich auf den misstrauischen Fremden zu stürzen und ihn zu
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