Die Schule der Magier 3 - Die Rückkehr des Bösen
bin mir darüber im Klaren, dass du sowieso Bescheid weißt.«
David nickte. »Dann lege ich die Karten auf den Tisch«, bot er an. »Scott McDaniels ist nicht dein Vater. Und du bist nicht Cúchulain, aber ein Verwandter von ihm. Du und Cúchulain, ihr seid Brüder, auch wenn der Altersunterschied beträchtlich ist. Ihr beide seid Söhne von Lugh dem Langhändigen, Hochkönig der Tuata Dé Danann.«
Max kämpfte mit widerstreitenden Gefühlen. Einerseits war er erleichtert, dass David es wusste, dass er sein Geheimnis mit irgendjemandem teilen konnte. Aber er hatte auch Angst, Scott McDaniels könnte die niederschmetternde Wahrheit erfahren, dass Max nicht sein Sohn war. Und außerdem verspürte er Zorn. Seit Jahren rang er um seine Identität. Hatte David die ganze Zeit die Antwort auf seine Fragen gehabt?
»Wenn du all das weißt, warum hast du nicht schon früher etwas gesagt?«, flüsterte er.
»Die Vergangenheit eines Menschen ist seine Privatsache«, antwortete David. »Ich war mir erst sicher, als du die Brücke in Rodrubân überqueren konntest und ich nicht.«
Max erinnerte sich daran und plötzlich wich sein Ärger einer wesentlich fröhlicheren Stimmung.
»Aber das ist doch gut!«, rief er und klatschte in die Hände. »Das heißt wenigstens, dass ich kein Dämon bin!«
»Beruhige dich«, riet ihm David. »So einfach ist das nicht. Dein Familienstammbaum ist ein wenig … kompliziert.«
Max dachte an seine Träume und den großen Wolfshund mit seiner immer wiederkehrenden Frage: »Was führst du im Schilde? Antworte schnell oder ich verschlinge dich!«
»Ich will wissen, was ich bin«, stieß Max hervor. »Bin ich menschlich?«
»Nein«, antwortete David. »Zumindest nicht ganz. Lugh ist ein Gott, der in den Hügeln der fernen Sidh schlummert. Wenn wir sagen, du bist ein Halbgott, fühlst du dich dann besser?«
»Auf jeden Fall besser wie als Dämon«, fand Max.
»Sind die denn so anders?«, fragte David.
»Was soll das denn schon wieder heißen?«, rief Max und funkelte seinen Zimmergenossen böse an.
David legte die Hand auf ein Buch mit keltischen Mythen und las laut vor:
Sein lang gezogener Schrei hallte wie die Schreie von hundert Krie” gern: Es war, als erklänge der Schrei von Dämonen und Teufeln und Kreaturen der Erde sowie Geistern der Luft aus seinem Helm, vor ihm, über ihm und um ihn herum, wenn er auszog, das Blut von Krie” gern und Helden zu vergießen … Der erste Anfall verwandelte Cúchu” lain in ein Ungeheuer, schrecklich und gestaltlos, wie es noch keines ge” geben hatte. Seine Glieder und Gelenke, jeder Knöchel und jedes innere und äußere Körperteil von Kopf bis Fuß erbebte wie ein Baum in der Flut … Vor Zorn richtete sich das Haar auf seinem Kopf auf. Der Heldenschein erglühte auf seiner Stirn … Aus der Mitte des Schädels schoss ein Strahl schwarzen Blutes … So zog er aus, um seine Feinde zu finden, und er fand sie.
»Hört sich das nicht ganz nach der Beschreibung eines Dämons an?«, fragte David leise.
»Diese Geschichten sind doch übertrieben«, widersprach Max. »Cúchulain war blutrünstig. So bin ich nicht. So etwas tue ich nicht.«
»Nein«, versicherte ihm David. »Das tust du nicht. Aber dich belastet auch das moderne Gewissen. Für Max McDaniels ist Töten ein notwendiges Übel. Doch zu Cúchulains Zeiten war der Weg zu Ruhm und Ehre mit dem Blut der Feinde getränkt. Du bist nicht aus anderem Material, du lebst nur in einer anderen Zeit.«
Max hüllte sich in dumpfes Schweigen, daher fuhr David fort: »Weißt du noch, was letztes Frühjahr passiert ist? Als du dich dem Feind im Sanktuarium gestellt hast?«
»Erinnere mich nicht daran«, verlangte Max düster. Die Geschichte kam ihm wie ein Traum vor. In dem dunklen Abgrund hatte er geschrien. Da war ein Licht gewesen, ein grelles Licht, heller als die Sonne. Und dann war er über die Feinde hergefallen, die vor ihm flohen. Es war eine schwer fassbare Erinnerung, nur Fetzen wilder, brutaler Gewalt. Flüchtende Vyes, die sich bemühten, aus der Schlucht zu entkommen und sich vor dem Raubtier darin zu retten … War Max zu einem Ungeheuer geworden?
»Du kannst nicht beides haben«, erklärte David. »Du kannst nicht nach der Wahrheit suchen und dir dann das Passende davon herauspicken. Wenn du wissen willst, was und wer du bist, musst du schon das ganze Paket annehmen.«
»Das will ich«, sagte Max. »Ich bin kein Dämon, David. Ich bin Lughs Sohn und Cúchulains
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