Die Schule der Magier 3 - Die Rückkehr des Bösen
nicht«, erwiderte Max, doch in diesem Moment kam Mum angerauscht und zog Mr McDaniels wieder auf die Tanzfläche, wo die Hexe einen wackeligen Tango begann.
»Lass uns ein Stück gehen«, schlug Julie vor und nahm Max am Arm. Mit einem warmen Apfelsaft in der Hand schlängelten sie sich zwischen den Partygästen hindurch zu
einem einigermaßen ruhigen Fleckchen auf den Klippen über dem Hafen von Rowan.
Max staunte, wie sehr die Docks und der Hafen gewachsen waren. An der Südküste waren Werften errichtet worden, deren Docks sich weit in den Hafen erstreckten, der jetzt von einer Mole geschützt wurde. Von den Schiffen, die bereits im Hafen vertäut waren, blinkten Lichter. Es waren etwa ein Dutzend Schiffe aus den vier dämonischen Königreichen und etwa halb so viele gehörten den Händlern aus Rowan. Im dunklen, stillen Hafen entdeckte Max Birgits Wache, eine felsige Landmarke, die angeblich an der Stelle stand, wo Brams trauernde Frau ins Meer hinausgewatet war. Einst war sie eine einsame Felssäule gewesen, ein markanter Punkt an Rowans Küste. Doch jetzt verschwand sie fast zwischen den Ladekais und dem Zollhaus, wo die Händler das Ausladen von Waren aus den fremden Königreichen, den fremden Städten und von den fremden Wesen aus weit entfernten Ländern überwachten. Max sah einen Vye unter dem Gewicht eines Kistenstapels eine Rampe hinuntertaumeln. Die Vyes durften den Campus nicht betreten, aber an den Docks gab es Dutzende von ihnen. Ihre Wolfssilhouetten zeichneten sich düster vor dem mondglänzenden Wasser ab.
»Nun, seid ihr auch artig?«, fragte eine leise Stimme.
Max wandte sich um und sah Cooper und Miss Boon. Sie trugen beide kein Kostüm.
»Was willst du denn darstellen?«, fragte Cooper mit einem Blick auf Max’ Verkleidung.
»Ehrlich gesagt habe ich keine Ahnung. Und Sie?«
»Einen Mann mit Selbstachtung.«
»Sehr witzig«, kommentierte Max das trockene Lachen des Agenten.
»Sieh mal, William«, sagte Miss Boon und wies nach Gràvenmuir
hinüber. Cooper betrachtete finster die Botschaft und die Stapel von Koffern und Kisten auf dem umzäunten Gelände.
»Heute Abend ist es so weit«, murmelte er. »Die armen Narren.«
Mit armen Narren meinte Cooper die Einwohner und Flüchtlinge aus Rowan, die Prusias’ Angebot, Land und Titel zu erwerben, angenommen hatten. Ihr weltlicher Besitz stapelte sich hinter dem Eisenzaun von Gràvenmuir. Max hatte niemandem von Connors Absicht, zu gehen, erzählt. Jetzt sah er das Gepäck an und fragte sich, ob auch Connors Koffer dabei war.
»Wie viele gehen?«, fragte Julie.
»Hunderte, nach der letzten Zählung«, erwiderte Miss Boon.
In diesem Augenblick erklang ein schreckliches, bekanntes Geräusch vom Meer her. Max stand das Bild des toten Jungen vor Augen.
Das Geräusch eines Dämonenhorns.
Der Ruf unterschied sich zwar von dem, den Max in den Bergen vernommen hatte, doch waren die gemeinsamen Wurzeln unverkennbar. Er sah wieder aufs Meer hinaus und von den Docks und Anlegestellen auf das schwarze Wasser, wo kleine Segelschiffe und Barken die Ruder ausfuhren oder Segel setzten, um dem einlaufenden Monster Platz zu machen.
Aus dem Nachtnebel erschien der Bug von Prusias’ Galeone und teilte das schwarze Wasser des Hafens von Rowan. Noch einmal erklang der schreckliche Ruf des Geisterhorns, das Tote hätte aufwecken können. Die Seidensegel wurden heruntergelassen und das große Schiff blieb stehen und ließ all die im Vergleich dazu winzigen Schiffe wie Spielzeuge in seinem Schatten auf und ab tanzen. Die Feier auf dem
Campus brach ab, als alle zu den Klippen liefen, um die Neuankömmlinge in Augenschein zu nehmen.
Wie zuvor ließen die Bugkanonen ein Feuerwerk los, das den Himmel in bunten Farben erstrahlen ließ. Noch mehr Hörner erklangen, ein Chor ohrenbetäubender Töne, und eine große Yacht wurde zu Wasser gelassen und zum Strand gerudert. Am Steuer stand Prusias.
»Meine Damen und Herren!«, rief eine kultivierte Stimme von Gràvenmuir. »Es ist so weit!«
Ein dürrer Gnom, gekleidet wie ein elisabethanischer Höfling, sprach die Menge hinter dem Zaun von Gràvenmuir aus an. Max vermutete, dass es sich um den berüchtigten Mr Cree aus den Werbeflyern handelte. In seinen behandschuhten Händen hielt er eine lange Schriftrolle. Flankiert wurde er von den großen vermummten Gestalten, die mit Prusias angekommen waren. Doch sie waren als stille, stets gegenwärtige Wächter an Gràvenmuirs Tor stehen geblieben. Max konnte ihren
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