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Die Schule der Magier 3 - Die Rückkehr des Bösen

Die Schule der Magier 3 - Die Rückkehr des Bösen

Titel: Die Schule der Magier 3 - Die Rückkehr des Bösen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henry Neff
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unterbrochen. Die Menge wandte ihre Aufmerksamkeit Mum zu, die sich in blinder Wonne wiegte und jauchzte: »Nur noch eine Hexe übrig und das bin ich! Die wundervolle, wunderschöne Bea!«
    Dann vollführte Mum plötzlich einen Karatehieb gegen einen unsichtbaren Gegner und setzte zu einem hohen Drehsprung an. Erst als Bob ihr auf die Schulter tippte, öffnete die Hexe die Augen und erkannte ihre missliche Lage.
Sie drehte sich zu der keuchenden Bellagrog an der Treppe um.
    Mum nahm ein Taschentuch und winkte zögerlich. »Gute Reise, Bel – und schick uns eine Postkarte!«
    Mum lachte leise, aber ihre Schwester nicht. Beide Koffer fielen schwer zu Boden.
    »Du musstest es übertreiben, nicht wahr?«, schäumte Bellagrog. »Konntest nicht die Klappe halten, was? Und zu glauben, dass ich dich hier lasse und die Kleinen hier ganz allein großziehe …«
    Mum begann zu zittern.
    »Oh nein«, stieß sie hervor und schloss die Augen. »Nein, nein, nein, nein …«
    »Hexenrecht!«, dröhnte Bellagrog. »Ich rufe es an, also schwing deinen fetten Hintern hier rüber und nimm die Taschen, aber sofort! Wieso schwitze ich mich eigentlich mit meiner eigenen Brut ab? Geht zu eurer Tante, Mädels!«
    Die Hexchen rutschten von ihrer Mutter herunter und rannten auf Mum zu, die aufstöhnte, als sie an ihrem Partykleid hinaufkletterten. Mehrere Leute begannen, Einspruch zu erheben, aber Bellagrog wischte diese Einwände beiseite, indem sie das Hexenrecht zitierte, als sei es ein Zauberspruch, ein Brauch, der nicht infrage gestellt werden konnte.
    Mum taumelte auf ihre Schwester zu, die Hände flehend erhoben. »Bitte, Bel!«, jammerte sie. »Sei doch vernünftig! Ich habe nicht gepackt! All meine Sachen sind in meinem Schrank!«
    »Keine Sorge, meine Liebe«, knurrte Bellagrog, »ich habe genug wollene Wäsche für uns beide mit. Und jetzt steig ein, wir wollen die guten Lords und Ladys doch nicht warten lassen.«
    »Aber Bel …!«

    »Hexenrecht, Bea!«
    Diese letzte Verkündung hallte mit schrecklicher Endgültigkeit wider. Mum ging zwar schneller, doch ihre Bewegungen waren unnatürlich steif, als ob sie eine unsichtbare Kraft gegen ihren Willen weiterzog. Mum nahm das Gepäck und Bellagrog kicherte triumphierend.
    »Aufgepasst, Welt!«, rief sie. »Hier kommen die Shropes!«
    Sie klatschte in die Hände und verschwand die Treppe hinunter. Mum folgte ihr, unfähig, auch nur einen Abschiedsblick auf Bob oder die Schule zu werfen, die sie so liebte.

KAPITEL 13
    Wo der Bach schmaler wird

    D as düstere Ende des Samhain-Festes hatte viele Bewohner von Rowan schockiert und traurig gemacht. Alles in allem gingen etwa sechshundert Seelen an Bord von Prusias’ Galeere und segelten Richtung Osten, angelockt von den Versprechen, Land und Titel zu erhalten. Doch das war es nicht, was Max besonders schockierte, er hatte genug Geschichtskenntnisse, um zu wissen, dass manche Menschen die Gelegenheit, Land und Titel zu erhalten, immer ergreifen würden. Was ihn am meisten schockierte, war, wie schnell diese Menschen vergessen wurden.
    Dabei war vergessen vielleicht ein zu krasses Wort. Man hatte sie geliebt und ihre Familien und Freunde vermissten sie, wie man es erwarten konnte. Aber Max wusste, dass da etwas Heimtückisches wirkte – ein Verblassen in der Erinnerung. Die meisten Menschen erinnerten sich zwar an die, die abgereist waren, aber die Erinnerungen waren verschwommen, als ob ein grundlegendes Band zwischen ihnen durchtrennt oder betäubt worden war. Ihre Äußerungen schienen sich eher auf entfernte Vorfahren als auf nahe Familienangehörige zu beziehen. Wenn man nachfragte, erinnerte man sich liebevoll an einen Freund oder
Verwandten, der einst auszog, um in der Ferne sein Glück zu suchen.
    Und so hörten die Geschichten auf.
    Die Leute schrieben nicht ein einziges Mal, nachdem sie abgereist waren. Wochen waren vergangen und viele Handelsschiffe waren gekommen und gefahren, doch nie brachte eines davon Briefe aus Blys. Und nur wenige, die in Rowan zurückgeblieben waren, waren darum böse. Immerhin gingen in Blys große Dinge vor sich und so war der Adel selbstverständlich viel beschäftigt. Das kleine Rowan war ganz nett, aber im Vergleich zu dem mächtigen Blys jenseits des Ozeans nur ein provinzieller Vorposten. So war es schon immer gewesen …
    Die letzte Einstellung fand Max besonders verwirrend. Die vier Königreiche Blys, Jakarün, Zenuvia und Dùn hatten nicht nur Eingang ins Lexikon gefunden, sondern sie waren

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