Die Schule der Magier 3 - Die Rückkehr des Bösen
Rasmussen verlegen. »Ich wollte nicht, dass etwas so Sensibles auf diese Weise öffentlich gemacht wird.« Er sah Max direkt an. »Ich danke dir für deine ehrliche Aussage, junger Mann. Du hast die Wahrheit gesagt und ich weiß deine Loyalität zu schätzen.«
»Wenn Sie so dankbar sind, warum liefern Sie uns dann nicht diese Klone aus?«, fragte Mr McDaniels.
»Ich … dazu bin ich nicht befugt«, stammelte Dr. Rasmussen ehrlich überrascht. »Wenn es nach mir ginge, würde ich darüber nachdenken, aber meine Kollegen …« Er verzog entschuldigend das Gesicht und zuckte mit den Schultern, als sei etwas Derartiges völlig indiskutabel.
»Elendes Wiesel«, knurrte Mr McDaniels. »Und? Macht die Werkstatt aus meinem Sohn eine Armee?«
Max verzog das Gesicht, denn jeder Reporter in Hörweite
schrieb das Gespräch eifrig mit, dessen Lautstärke stetig anschwoll. Dr. Rasmussens Gesicht verdüsterte sich, als er offenbar eine passende Antwort herunterschluckte. Dann gewann er seine trockene, arrogante Haltung wieder und erwiderte lediglich, dass dies Geheimsache sei, und drehte ihnen den Rücken zu.
Max versuchte, sich auf Mum und ihre bevorstehende Verurteilung zu konzentrieren, doch Rasmussens Gerede über die Klone hatte ihn zutiefst erschüttert. Konnte man einen Menschen mit seinem Erbe klonen? Konnte man Alte Magie in einem Reagenzglas duplizieren?
Doch als die Geschworenen wieder ihre Plätze einnahmen, verdrängte er alle anderen Gedanken. Bob stieß Mum an und die Hexe stand auf, um ihr Urteil entgegenzunehmen. Sie blinzelte die Tränen weg, strich sich die strähnigen Haare zu beiden Seiten und glättete ihren Knoten. Rasmussen beugte sich mit erwartungsvollem Stirnrunzeln vor und der Sprecher der Geschworenen, ein Magier mittleren Alters, erhob sich und verlas das Urteil.
»In der Sache Rasmussen gegen Shrope befinden die Geschworenen die Angeklagte Bea Shrope für schuldig in allen Punkten der Anklage und verurteilen sie hiermit zum Exil.«
Ein Stöhnen war zu hören. Mum klammerte sich an Bobs Arm und schloss die Augen.
»Allerdings«, fuhr der Sprecher fort, »angesichts der Ehrlichkeit der Angeklagten, ihrer eindeutigen Reue und der Schwere der dem Verbrechen vorangegangenen Provokation hat die Jury sich entschieden, die Strafe zur Bewährung auszusetzen und Miss Shrope für fünf Jahre unter die Aufsicht eines Bewährungshelfers zu stellen.«
Mit Ausnahme von Hannah und Dr. Rasmussen wurde das Urteil von den Anwesenden beklatscht. Max stand auf
und jubelte mit den anderen, während Mrs Richter das Verfahren für beendet erklärte. Mum blieb allerdings immer noch stocksteif stehen und schwieg verwirrt. Als die Geschworenen ihre Plätze verließen, riskierte die Hexe einen Blick auf Bob.
»Was heißt das?«, flüsterte sie.
»Das heißt, dass Mum zu Hause bleiben kann«, erwiderte der Oger und strich ihr über das fettige Haar.
KAPITEL 12
Hexenrecht
A m frühen Abend wurde es Zeit für das Samhain-Fest, und Max begann, sich auf sein Kostüm zu konzentrieren. In Rowan wurde es im Andenken an Solas das Samhain-Fest genannt, doch die Bewohner hatten für diesen Kalendertag viele verschiedene Namen: Halloween, Allerheiligen, Día de los Muertos, Dia de Finados, Feralia. Aber wie er auch hieß, an diesem Feiertag waren Kostüme eine wichtige Tradition, um die Toten zu ehren, böse Geister zu vertreiben und die Ernte zu feiern.
Wie viele andere ältere Schüler hatte auch Max nicht die Absicht gehabt, ein Kostüm zu tragen. Doch als er fort gewesen war, hatte ihm Julie einen Zettel unter der Tür hindurchgeschoben und ihn angefleht, es doch zu tun, weil es ein »ungeheurer Spaß« werden würde. Dummerweise konnte Max nur schlecht improvisieren und hatte bereits zwei sehr gute Laken vernichtet, bevor ihn Connor darauf hinwies, dass ein Geist eine jämmerliche Verkleidung war. Also musste Max in die Stadt rasen und sich mit den anderen Nachzüglern um die Reste streiten.
Bei seiner Rückkehr fand er das Observatorium verlassen vor, daher konnte er sein Kostüm in Ruhe begutachten. Er
legte die einzelnen Teile aufs Bett und fand, dass Kostüm dafür nicht gerade die passende Bezeichnung war, denn das würde bedeuten, dass die einzelnen Teile zusammenpassten. Während er die völlig unterschiedlichen Kleidungsstücke betrachtete, versuchte er, sich eine mögliche Kombination auszudenken, die wenigstens irgendwie cool aussehen könnte. Als der Alte Tom sieben Uhr schlug, war er hoffnungslos zu
Weitere Kostenlose Bücher