Die Schule der Nacht
fragte April.
»Das käme so ziemlich auf das Gleiche hinaus. Es ist kein Geheimnis, dass ich die Ravenwood School großzügig unterstütze, aber das wird nur deswegen toleriert, weil meine eigenen Kinder auf diese Schule gehen. Andernfalls würden die politisch eher links orientierten Zeitungen mich und das Unternehmen sicherlich beschuldigen, die begabtesten jungen Köpfe des Landes einer Gehirnwäsche zu unterziehen und ihre besten Ideen zu klauen.«
»Wir jungen Menschen sind ja auch tatsächlich leicht zu beeindrucken und zu manipulieren«, sagte Caro und zwinkerte April zu.
»Aber ist es in der Wirtschaft nicht ohnehin normal, dass man sich die besten Leute holt und ihre Ideen stiehlt?«, warf April ein.
»Das vielleicht schon«, entgegnete Mr Osbourne lachend. »Aber Gehirnwäschen führen wir in der Regel nicht durch.«
Der Kerl ist verdammt clever, dachte April. Natürlich hatte sie vom mutmaßlichen Vampir-Regenten nichts anderes erwartet, doch Davinas Vater war so aalglatt wie ein Politiker, was ihn umso gefährlicher machte.
»Aber Caro würden Sie doch bestimmt vom Fleck weg für Ihr Unternehmen engagieren, oder etwa nicht, Mr Osbourne?«, sagte April. »Sie gehört schon jetzt zur geistigen Elite des Landes und wird in Harvard studieren.«
»Am Massachusetts Institute of Technology«, korrigierte Caro sie. »Oder in Cambridge.«
Nicholas Osbourne schmunzelte. »Machen Sie erst einmal Ihren Abschluss, dann können wir uns gerne weiter darüber unterhalten«, sagte er und tätschelte Caros Hand. »So, meine Damen, wenn Sie mich jetzt bitte entschuldigen würden – ich muss unbedingt auf dieses Lied von Duran Duran tanzen. Wir sehen uns bestimmt später noch einmal.«
»Dieser Mann ist das leibhaftige Böse«, raunte Caro, als er weg war. »Jede Wette, dass er der Regent ist.«
»Was macht dich so sicher? Nur weil er auf Duran Duran steht?«
»Ich hab ihn nach seinen Konkurrenten gefragt und ob er jemals eine Fusion in Betracht ziehen würde, und da hat er ein Gesicht gemacht, als würde er ihnen eher die Kehle rausreißen, als sich mit ihnen zusammenzutun. Er ist nicht der Typ Mann, der sich von irgendwem das Ruder aus der Hand nehmen lassen würde.«
»Aber nur weil er ein klassisches Alphatier ist, macht ihn das doch noch lange nicht zum Supervampir, Caro.«
»Haben wir in diesem Fall nicht gesagt, schuldig, bis die Unschuld bewiesen ist? Was sind das denn plötzlich für Zweifel?«
April beugte sich zu ihr vor, um auszuschließen, dass sie trotz der lauten Musik irgendjemand hören konnte. »Ich bin eine verdammte Furie, schon vergessen? Das heißt, ich wäre diejenige, die ihn töten müsste. Nicht dass ich irgendeine Idee habe, wie ich das anstellen sollte, schließlich kann ich nicht einfach anfangen, alle verdächtigen Partygäste zu küssen. Aber falls ich jemanden umbringen muss, will ich mir wenigstens absolut sicher sein, dass es den Richtigen trifft.«
»Okay, okay«, sagte Caro beschwichtigend. »Ich wollte ja bloß helfen.«
»Das weiß ich doch. Sorry, meine Nerven liegen im Moment etwas blank. Sag mal, wo steckt eigentlich Simon?«
»Schmeißt sich an alles ran, was zwei Beine hat. Ich hab ihn gefragt, was er auf einmal an den ganzen Rugby-Typen findet, und er meinte, die Jungs wären total in Ordnung, wenn man sie erst einmal kennengelernt hätte, und dass man sich ganz köstlich mit ihnen amüsieren könnte.« Caro verdrehte die Augen. »Als ich dann versucht habe, ihm zu erklären, in welcher Gefahr er schwebt, hat er mir vorgeworfen, dass ich überall nur noch Verschwörungen sehe und anscheinend langsam paranoid werde. Ich kann ihn sogar verstehen. Er hat ja keine Ahnung, dass sie Vampire sind, deshalb klingen meine Warnungen für ihn wahrscheinlich wirklich ziemlich durchgeknallt.«
»Das tut mir leid«, sagte April. Sie wusste, wie sehr es Caro fertigmachte, dass Simon zur »dunklen Seite« übergelaufen war.
»Ich sollte endlich aufhören, mir den Kopf über ihn zu zerbrechen. Er ist schließlich nicht mein Freund.« Caro zuckte traurig mit den Achseln. »Apropos… ich glaube, das war mein Stichwort, den Rückzug anzutreten…« Sie deutete mit einer leichten Kopfbewegung zur anderen Seite des Raumes.
Als April den Blick hob, spürte sie, wie ihr Herzschlag sich beschleunigte. Gabriel starrte direkt zu ihr rüber.
»Kein Wunder, dass er dich so anstarrt«, flüsterte Caro. »Du siehst heute Abend wunderschön aus. Aber sei nett zu ihm, okay? Immerhin ist er
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