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Die Schule der Nacht

Die Schule der Nacht

Titel: Die Schule der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Mia
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Furien einmal abgesehen, könnte sie niemals wirklich glücklich werden, solange sie nicht herausgefunden hatte, was mit ihrem Vater geschehen war und wer ihm das angetan hatte. Sie nahm einen tiefen Schluck von ihrem Cocktail und stellte das Glas dann entschlossen auf der Theke ab. Okay, Gabriel, dachte sie. Du fügst dich vielleicht in dein Schicksal – aber ich gebe nicht so schnell auf.
    Was hätte ihr Vater an ihrer Stelle getan? Er hätte die Ärmel hochgekrempelt und etwas unternommen, so viel war sicher. Ständig nach Ausreden zu suchen, um Entscheidungen hinauszuschieben und nicht handeln zu müssen, war der falsche Weg – das hatte sie von ›Hamlet‹ gelernt. Da sollte noch einmal jemand sagen, in der Schule würde man nichts fürs Leben lernen. Aber was konnte sie tun? Vielleicht sollte sie Fiona anrufen und sich mit ihr besprechen? Wenn da nur nicht dieser nagende Verdacht gewesen wäre, dass Davina sie möglicherweise auf ihre Seite gezogen haben könnte. Du musst auch mal jemandem vertrauen, sagte sie sich, während sie sich vorbeugte und eine Hand in ihren BH schob.
    »Darf ich dir vielleicht behilflich sein?«
    Benjamin hatte sich auf den Barhocker neben sie gesetzt.
    April stieß einen tiefen Seufzer aus. »Großer Gott, Ben! Mir wäre beinahe das Herz stehen geblieben.«
    »Ach, und da wolltest du es durch eine kleine Massage wiederbeleben?«
    Sie lächelte matt. »Hör zu, Ben, du bist wirklich süß, aber…«
    Benjamin unterbrach sie mit einem Nicken. »Schon gut. Ich habe mitbekommen, wie du dich mit Gabe gestritten hast. Ich… Wie soll ich sagen… Ich habe Gabriel wegen eines Mädchens noch nie so außer sich erlebt.«
    April runzelte die Stirn. »Was meinst du damit?«
    »Euer Streit im Garten war leider nicht zu überhören.«
    Sie schluckte. »Und was hast du gehört?«
    »Nicht viel, nur irgendetwas in die Richtung, dass du das alles nicht willst, dass du es satthättest, und wenn ich mich richtig erinnere, wurde noch der Satz ›Hör endlich auf, dich wie ein kleines Kind zu benehmen‹ gesagt. Oder besser gesagt geschrien.«
    April stöhnte innerlich auf. »Tut mir wirklich leid.«
    »Hey, das muss es nicht. Gabriel ist selbst schuld, wenn ihm nicht klar ist, was für ein zauberhaftes Geschöpf du bist. Umso besser für diejenigen, die es wissen.«
    April zog eine Augenbraue hoch. »Vielen Dank, der Herr.«
    »Es ist nicht an mir, dir irgendwelche Ratschläge zu geben, aber du solltest die Entscheidung treffen, die du für richtig hältst.«
    April nickte, trank einen letzten Schluck von ihrem Apple Pearl und schlug mit der flachen Hand auf die Theke. »Weißt du was? Du hast recht.« Dann glitt sie vom Barhocker, stolzierte davon und ließ einen völlig verdutzten Benjamin zurück, der ihr mit offenem Mund hinterherstarrte. Während sie sich zwischen den anderen Partygästen hindurchschob, zog sie verstohlen ihr Handy aus ihrem Ausschnitt.
    Gabriel und seine verdammte Prophezeiung können mich mal, dachte sie, genauso wie die Furien und ihr dämlicher Virus! Ich bin hier, um herauszufinden, wer meinen Vater getötet hat. Wenn er aus dem Weg geräumt worden war, weil er zu viele Fragen gestellt hatte, war es eigentlich nur logisch, dass der Anführer der Giftzähne ihr die nötigen Antworten liefern konnte. Und sie war sich ziemlich sicher, dass sie sich dafür an Mr Osbourne halten musste. Aber zuerst brauchte sie einen handfesten Beweis dafür, dass er tatsächlich das war, wofür sie ihn hielt. Sie schlüpfte durch die Terrassentür und lief die Stufen zum Pavillon hinunter. Die Tanzfläche war brechend voll, aus den Boxen dröhnte irgendein Discoklassiker aus den Siebzigern, zu dem alle die Arme durch die Luft schwenkten. Die perfekte Tarnung – sie musste nur mitmachen. April tanzte unauffällig zu der Stelle hin, wo Mr Osbourne gerade seine Frau im Kreis herumwirbelte, und drehte ihm den Rücken zu. Dann vergewisserte sie sich, dass der Blitz ausgeschaltet war, schob das Handy seitlich unter ihrem Arm hindurch und drückte auf den Auslöser. Anschließend tanzte sie zu den Tischen zurück, setzte sich auf einen freien Stuhl und spähte, das Handy zwischen den Falten ihres Kleids verborgen, so unauffällig wie möglich aufs Display. Das Bild zeigte… Nicholas Osbourne, wie er gerade die Arme über den Kopf hob und seine Frau anstrahlte.
    Wie konnte das sein? Er war doch ein Vampir – sogar der Anführer der Vampire! Aber ganz offensichtlich hatte sie sich geirrt. Mr Osbourne

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