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Die schwarze Hand des Todes

Titel: Die schwarze Hand des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Booth
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wollen wir hin?«
    »Hast du noch die Wanderkarten?«
    »Ja klar. Hier. Dark Peak oder White Peak?«
    »Hmmm … sonst ist mir ja eher düster zumute. Aber heute …«
    Sie blickte durchs Küchenfenster. Der Herbstwind wehte welke Platanenblätter durch den Garten.
    »Stimmt«, sagte Karen. »Da oben kann’s heute ganz schön wild werden. Gehen wir lieber auf Nummer sicher.«
    Im November fanden sich unvorsichtige Wanderer auf den ungeschützten Höhen des Dark Peak nicht selten schneidendem Wind und eisigen Regen- und Graupelschauern ausgesetzt. Beide Frauen schauderte es bei dem Gedanken.
    »Also dann irgendwo am White Peak. Da kommt man auch schneller hin.«
    »Fahren wir einfach los und schauen, wohin es uns verschlägt.«
    »Das machen wir. Schließlich haben wir heute nichts weiter vor.«
    »Und gehen noch irgendwo schön zu Mittag essen.«
    »Genau.«
    Karen wusste natürlich von den Attacken auf die Frauen im Ringham Moor. Der Mord an Jenny Weston hatte in allen Zeitungen gestanden, aber nach ein paar Tagen gab es schon wieder neue, spektakulärere Fälle aus anderen Landesteilen. Die Polizei hatte Warnungen ausgesprochen: Frauen sollten sich nicht unbegleitet im Moorgebiet aufhalten. Aber seither war einige Zeit verstrichen, ohne dass etwas passiert war. Und sie waren zu zweit. Da durften sie sich doch sicher fühlen.
    Beim Anziehen alberten sie herum wie zwei Schulmädchen vor einem Ausflug. Aus dem hintersten Eck des Handschuhfachs gruben sie eine alte Kassette mit Songs von Bruce Springsteen aus und sangen lauthals mit, wie damals vor fünfzehn Jahren, als sie im Vollgefühl ihrer Jugend das Leben genossen hatten.
    Marilyn brachte das Gespräch auf alte Bekannte. Ihre Gesellschaft hob Karens Stimmung merklich. Als in Ashbourne die Entscheidung anstand, wohin sie sich wenden sollten, bog sie links auf die A515 Richtung Ringham Moor ab.

23
    Diane Fry war zufällig in der Zentrale an der West Street, als der Anruf kam. Als Inspector Hitchens in der Tür erschien, wusste sie sofort, dass etwas passiert war. Die knisternde Atmosphäre, die aufkam, wenn in einem frustrierenden Fall endlich etwas voranging, war unverkennbar.
    »Was gibt’s?«, fragte sie.
    »Wieder ein Angriff auf eine Frau«, sagte Hitchens. »Beim Ringham Moor.«
    Fry schoss hoch. »Tot?«
    »O nein«, Hitchens gestattete sich den Anflug eines Lächelns. »Diese hier ist quicklebendig. Und schreit Zeter und Mordio.«
     
    Plötzlich war die Division E mit einem heißen Eisen befasst, das niemand anpacken wollte. Aus der Miene zu schließen, mit der sich Superintendent Prince zur Vormittagsbesprechung einfand, hatte ihn irgendein Untergebener zart an seine leitende Funktion erinnern müssen.
    Sogar Owen Fox und Mark Roper waren anwesend. Der Raum war gesteckt voll, die Luft überheizt und stickig. In geschlossenen Räumen wirkte Owen irgendwie fehl am Platz: ein bedächtiger, stets gedämpft sprechender Vertreter der älteren Generation mit zerrauftem Haar und Bart inmitten einer Horde selbstbewusster Jüngerer, die laut und aggressiv aufeinander einredeten.
    Noch etwas fiel Cooper auf: Owens rote Fleece-Jacke war so markant, dass er seine restliche Uniform nie richtig wahrgenommen hatte. Sie war einheitlich grau – Hemd, Hosen und Pullover. Ohne seine Jacke war der Ranger eine graue Maus.
     
    »Wenn es derselbe Täter war, ist ihm hier ein böser Schnitzer unterlaufen«, sagte Tailby hochzufrieden. »Denn diesmal war sein Opfer, Karen Tavisker, nicht allein unterwegs. Sie ging nur ein Stück voraus, während ihre Freundin sich ausruhte. Wäre ihm das klar gewesen, hätte er sich vermutlich nicht an sie herangewagt. Diesen Durchbruch haben wir demnach der mangelnden Kondition einer Mittdreißigerin zu verdanken.«
    Tailby zeigte auf die Karte mit den markierten Stellen der früheren Tatorte. Oberhalb von Ringham Lees verschwand ein Pfad in einem grün schraffierten Waldstück und führte dahinter weiter durch graue Dreiecke, die für Felsen standen.
    »Karen Tavisker wollte ganz bis zum Plateau oberhalb von Ringham Edge hinauf«, sagte er. »Ihrer Freundin, Marilyn Robb, wurde der Weg zu steil. Sie machte ungefähr an dieser Stelle Rast, während Tavisker weiterging. Unser Mann lauerte wahrscheinlich weiter vorne zwischen den Bäumen. Er muss einen Mordsschreck gekriegt haben, als er merkte, dass die zweite Frau nur ein paar Meter entfernt war. Ab da lief für ihn alles schief.«
    »Haben beide Frauen ihn gesehen?«, fragte Cooper.
    »Robb

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