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Die schwarze Hand des Todes

Titel: Die schwarze Hand des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Booth
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verärgert ausscherte und zum Überholen ansetzte. Vielleicht war sein erster Impuls gewesen, den Fahrer auf die Seite zu winken. Aber Sergeant Cooper war nicht im Dienst, und sie befanden sich nicht einmal in seinem Zuständigkeitsbereich, sondern irgendwo in Nottinghamshire.
    Ben spürte, dass sein Vater schwankend wurde. Er nahm kurz den Fuß vom Gas, trat dann wieder voll durch und überholte den Konvoi so zügig wie möglich. Die beiden Jungen blieben still. Im Vorbeifahren sahen sie die Uniformen, und die Aufkleber an allen zehn Frontscheiben. Londoner Polizei kam als Verstärkung, um die massenhaft zusammengezogenen Streikposten vor den Bergarbeitergruben von Nottinghamshire in Schach zu halten. Es waren die Hüter von Recht und Ordnung, die hier über die Straße rollten.
    Der Streifenwagen war längst weitergefahren, als Weenink aus dem Eingang wieder auftauchte.
    »Hast du noch’n Bier zu Hause?«, fragte er.
    »Was hast du denn nun eigentlich angestellt, Todd?«
    Von der Kälte ernüchtert, sprach Weenink in schärferem Ton. »So was passiert laufend, Ben. Du bist selber kein Unschuldslamm, auch wenn du immer so tust. Du weißt doch Bescheid. Ich wette, du hast es auch schon gemacht.«
    »Ich habe keine Ahnung, wovon du redest.«
    »Ich rede davon, dass man hier und da Beweismaterial ein bisschen frisiert. So was kommt vor. Weiß doch jeder. Und es tut keinem weh, solange man sich nicht erwischen lässt.«
    »Aber –« Ben Cooper raffte in Gedanken all die Gründe zusammen, warum dergleichen einfach undenkbar war. Wörter wie Gerechtigkeit und Rechtschaffenheit, Verantwortung und Ehre kamen ihm in den Sinn. Begriffe wie Loyalität, Ehrlichkeit und Wahrheit. Und Selbstachtung. Er betrachtete Todd Weenink und wusste plötzlich, dass er sich den ganzen Sums sparen konnte.
    »Warum erzählst du mir das überhaupt?«
    »Weil du mich gefragt hast. Und weil ich weiß, dass du mich nicht verpfeifst.«
    »Wieso bist du dir da so sicher?«
    Weenink zwinkerte ihm zu. »Weil du so loyal bist und weil du deine Prinzipien hast. Du verrätst mich nicht, Ben, das weiß ich. Das verstößt gegen deine Moralvorstellungen. Auch wenn’s in der Heiligen Scheißschrift anders steht.«
    »Hast du die echt gelesen?«
    Das Handbuch zur Polizistenausbildung las kaum einer, der schon eine Weile im Dienst war und wusste, worauf es wirklich ankam, weder Cooper noch sonst wer. Todd Weenink war dafür auf jeden Fall schon zu lange dabei. Die Heilige Scheißschrift lasen nur grüne Jungs im ersten Jahr und in Ehren ergraute Vorgesetzte.
    »Du weißt, was dabei rauskommt, Todd. In den Augen der Öffentlichkeit bist du der letzte Abschaum. Ein Bulle auf Abwegen kriegt kein Pardon.«
    »Aber ich habe doch bloß –«
    »Ich will’s gar nicht wissen.«
    »Eben wolltest du noch.«
    »Ich habe mir anders überlegt.«
    »Ach, fick dich.«
    Weenink torkelte ein paar Meter weiter und hielt sich schließlich an einem Laternenpfahl fest. Keine Frage, bei ihm war Hopfen und Malz verloren. Ein einfacher Regelverstoß war etwas anderes, als das Gesetz zu brechen. In diesem Punkt konnte Weenink weder auf die Hilfe von Cooper noch von irgendjemand sonst rechnen. Ganz egal, zu wie viel Loyalität man einem Kollegen gegenüber verpflichtet war; egal, ob man andere kannte, die vor ähnlichen Situationen standen – oder ob man selbst zu Zeiten in Versuchung gewesen war. Weenink hatte einen Fehler gemacht, und er allein würde dafür geradestehen müssen. Die Geier schliefen nicht.
    Seufzend hievte Cooper seinen Freund hoch und schleppte ihn, halb geschultert, bis zur Ampel an der Straßenecke. Hoffentlich kam bald ein Taxi vorbei. Die Nacht wollte schier kein Ende nehmen.
     
    Am nächsten Morgen verhieß der Himmel schon um acht Uhr früh beste Aussichten für eine Wanderung im Moor.
    Die beiden Frauen saßen im Morgenmantel bei ihrer zweiten Tasse Kaffee am Frühstückstisch. Vor lauter Schwatzen hatten sie kaum bemerkt, dass Karens Mann, Nick Tavisker, schon zur Arbeit gegangen war.
    »Dann sollten wir wohl mal so langsam«, sagte Karen.
    »Ja klar. Bloß noch ein Minütchen.«
    »Was für ein Lotterleben.«
    »Mir doch egal«, sagte Marilyn.
    »Mir auch.«
    Marilyn Robb und Karen Tavisker waren seit Jahren befreundet. Marilyn war vor einem Jahr aus beruflichen Gründen mit ihrem Mann nach Herfordshire gezogen. Nun kam sie ihre Freundin besuchen – und wollte sofort nach alter Tradition mit ihr eine Wanderung im Peak District unternehmen.
    »Wo

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