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Die schwarze Hand des Todes

Titel: Die schwarze Hand des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Booth
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oder hell erleuchtet, in Gegenden, in denen sich Frauen nach sechs Uhr abends nicht mehr auf die Straße trauten. Zuletzt war sie noch in einem Obdachlosenasyl nördlich der Universität gewesen.
    Aber Sheffield war kein Dorf. Und wenn sie Pech hatte, musste sie ihre Suchaktion womöglich noch bis Rotherham und Doncaster ausweiten. Es konnte Monate oder Jahre dauern, bevor sie auf etwas stieß. Doch was sie einmal angefangen hatte, führte sie auch zu Ende.
    Wieder stand der Mann auf der anderen Seite der Grosvenor Avenue. Offenbar beobachtete er ein erleuchtetes Fenster im ersten Stock. Zweifellos ein Spanner. Dem würde sie es zeigen.
    Fry schloss die Haustür auf und blieb eine Weile im Flur stehen. Dann schaltete sie das Licht aus und drehte die Birne heraus – für alle Fälle. Sie verließ das Haus durch die Hintertür, stieg über den Gartenzaun und schlich sich durch den Trampelpfad zwischen den Häusern zur Straße zurück.
    Der Mann stand mit dem Rücken zu ihr. Er trug eine schwarze oder dunkelblaue Jacke, hatte die Hände in den Taschen vergraben und ahnte nichts Böses. Ein Kinderspiel.
    Bei der ersten Berührung fuhr er hoch wie ein verschrecktes Kaninchen und drehte sich halb zu ihr um.
    »Was zum -!«
    Aber sie hatte ihn schon im Polizeigriff. Mit der anderen Hand drückte sie seinen Ellbogen nach hinten durch. Aus dieser Haltung konnte sie ihn mühelos auf die Knie zwingen, ihm Handschellen anlegen, mit ihm machen, was sie wollte. Der Gedanke schmeckte ihr.
    »Was treiben Sie denn hier?«, fragte sie.
    Er hielt sich ganz still. Aus der Nähe betrachtet war er eher schmächtig, trotz seiner dicken Jacke und der Schirmmütze. Mit zusammengepressten Lippen peilte er sie von der Seite her an. Sie verlieh ihrem Griff etwas mehr Nachdruck.
    »Was immer Sie vorhaben, tun Sie’s woanders, Bürschchen.«
    Er regte keinen Muskel; ihr war klar, dass er die kleinste Unaufmerksamkeit ausnützen wollte, um sich loszureißen. Wenn sie ihn zu fest gepackt hielt, würde einer von ihnen beiden nicht ohne Blessuren davonkommen – und wer das sein würde, stand außer Zweifel. Fry hatte keine Lust, sich mitten in der Nacht Erklärungen auszudenken, warum sie einem Verdächtigen den Arm gebrochen hatte, und am anderen Morgen womöglich alt auszusehen, wenn der Anwalt des Opfers sie wegen Körperverletzung verklagte.
    Sie rückte ein Stückchen von ihm ab und lockerte den Griff gerade so weit, dass er es merkte. Mit einem Ruck riss er sich los und preschte mit gesenktem Kopf um die nächste Ecke. Vermutlich hatte er sein Auto irgendwo außer Sichtweite geparkt.
    Fry ließ ihn laufen. Ihr Bein tat weh, und auch sonst hatte es keinen Sinn, ihm nachzurennen. Hauptsache, sie hatte diesem schrägen Vogel einen ordentlichen Schreck eingejagt. Er würde es sich künftig zweimal überlegen, Frauen im Dunkeln aufzulauern.
     
    Ben Cooper hatte Weenink wieder in Gang gebracht. Am Ende des Uferwegs bogen sie links in die Bargate Street. Auf der Kreuzung vor dem Beginn der Fußgängerzone war immer noch Verkehr.
    »Oh, oh, ich muss mal«, sagte Weenink.
    »Verkneif’s dir.«
    »Geht nicht.«
    Weenink zerrte an seinem Reißverschluss und torkelte zum Eingang des Drogeriemarkts.
    »O Mann.« Cooper stellte sich mit dem Rücken vor ihn hin und betete, dass kein Auto vorbeikäme. Der Urin rann in Strömen an seinen Schuhen vorbei auf das Pflaster.
    »Nun mach schon.«
    Weenink grunzte bloß. Cooper fluchte leise, als ein Streifenwagen an der roten Ampel hielt. Das grüngelbe Schachbrettmuster auf der Seite war das Zeichen der Verkehrspolizei. Die Besatzung konnte Cooper beim besten Willen nicht kennen. Außerdem hätte es sowieso nichts genützt.
    Ihm fiel eine Fahrt mit seinem Vater wieder ein, zur Zeit des großen Bergarbeiterstreiks – 1984 musste das gewesen sein. Damals war er vierzehn und hatte mit seinem Vater und Matt das Pokalspiel von Derby County gegen Aston Villa in Birmingham gesehen. Er erinnerte sich noch gut daran – und an den Zwischenfall bei der Heimfahrt auf der Ml.
    Vor ihnen auf der Innenspur fuhr ein langer Konvoi von Reisebussen aus London, voll besetzt mit Männern wie bei einem Betriebsausflug. Als der Wagen der Coopers den hintersten Bus fast eingeholt hatte, stiegen sämtliche Männer auf die Sitze und ließen die Hosen herunter. Durch die Fenster grüßten ihre weißen Hintern die Vorbeifahrenden wie plötzlich erblühte exotische Teichrosen.
    Ben und Matt hörten erst auf zu lachen, als ihr Vater

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