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Die schwarze Hand des Todes

Titel: Die schwarze Hand des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Booth
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großer Verzweiflung bereits Ähnliches hatte murmeln hören.
    Auf der dritten Seite fand sich ein interessanter Zusatzartikel. Ein Reporter und ein Fotograf waren auf zwei junge Männer in einem alten VW-Bus gestoßen, die in einem aufgelassenen Steinbruch beim Ringham Moor kampierten, und hatten eine neue Spur gewittert.
    »Schau dir das Bild an. Calvin Lawrence sieht aus wie der Massenmörder in Person«, sagte Fry.
    »Und Stride wie ein Geisteskranker.«
    »Der Junge gehört auch zum Psychiater. Hast du seinen Lebenslauf gelesen? In einem seiner periodisch auftretenden Anfälle von akuter Depression hat er sein Studium hingeschmissen.«
    »Deshalb ist er noch lange nicht geisteskrank«, sagte Cooper.
    »Simon Bevington hat bereits zweimal versucht, sich umzubringen. Was heißt, dass man ihn besser nicht unbeaufsichtigt herumlaufen lassen sollte. Der Typ ist völlig durchgeknallt.«
    »Er stellt höchstens für sich selbst eine Gefahr dar. Außerdem steht er sehr wohl unter Aufsicht. Ich würde sagen, Cal kümmert sich weit besser um ihn, als jedes Heim es könnte. Das ist echte Fürsorge. Jemand, der für ihn da ist, bedingungslos.«
    »Schön für ihn.«
    »Er ist nicht gefährlich, Diane. Er sieht die Welt bloß anders als die meisten. Anders, das trifft es.«
    »Ja, ja. Anders, so wie der Yorkshire Ripper. Er ist durchgeknallt, Ben.«
    »Nein, einfach bloß eigenartig. Meine Mutter würde sagen, er ist ein bisschen überspannt.«
    Fry schnaubte wütend. »Für einen Bullen bist du ganz schön verdreht, Ben. Glaubst du wirklich, dass es hier auf Erden Engel in Menschengestalt gibt?«
    »Na ja …«, sagte Cooper. »In gewisser Weise ist er wohl so was Ähnliches.«
    »Wie bitte?«
    »Unschuldig. Der Wirklichkeit entrückt. Ein ätherisches Wesen.«
    Fry starrte ihn fassungslos an. »An Durchgeknallten herrscht hier in der Gegend offenbar kein Mangel«, sagte sie. »Manchmal sitzen die wahren Irren direkt vor einem.«
    Cooper las über ihre Schulter hinweg den Artikel. »Stride hat also behauptet, die Klangmobiles und die Baumskulpturen würden die rachedurstigen Geister des Moors fern halten.«
    »Warum drucken die so einen Mumpitz?«
    »Weil für sie eine witzige Schlagzeile dabei herausspringt: ›Hals- und Steinbruch: Schrottkunst will beGEISTern.‹«
    »Ein echter Geistesblitz. Immerhin schreiben sie nichts von Simon Bevingtons Vorgeschichte.«
    »Stimmt«, sagte Cooper. »Aber es reicht wohl auch so.«
    »Vielleicht ziehen die beiden nach dem ganzen Geschrei um den Steinbruch freiwillig Leine. Kein großer Verlust, wenn du mich fragst.«
    »Und dabei sind das genau die Menschen, die wir schützen sollten.«
    »Hä? Was soll denn das jetzt wieder?«
    »Denk nach. Der Eid, den wir abgelegt haben. ›Ich versichere feierlich meinen aufrichtigen Willen …«‹
    »Jaja, schon gut.«
    »›… die Untertanen Ihrer Majestät vor Verletzungen ihrer Person und ihres Besitzstandes zu schützen.«‹
    »Ben, weißt du eigentlich, dass du der einzige Bulle im ganzen Land bist, der später als zwei Minuten nach der Vereidigung den Wortlaut noch zusammenbringt?«
    »Vielleicht habe ich ihn ja gestern nachgelesen.«
    »Egal, aber was hat das nun eigentlich mit diesen zwei Freaks im Bus zu tun?«
    »Ich glaube, dass sie in Gefahr schweben. Genau wie die anderen.«
    »Welche anderen?«
    »Jenny Weston und Maggie Crew, zum Beispiel. Will Leach und sein kleiner Bruder Dougie. Ihre Mutter. Und auch ihr Vater, in gewisser Hinsicht. Sie und alle anderen unterstehen unserer Verantwortung.«
    »Ben, du verrennst dich da in etwas. Du bist nicht zu König Artus’Tafelrunde berufen. Die Zeiten der schimmernden Rüstungen sind vorbei. Und du heißt auch nicht Sir Galahad.«
    Cooper schüttelte den Kopf. »Vielleicht bin ich verschroben und von vorgestern. Aber ich könnte mir nicht mehr in die Augen sehen, wenn ich aufhören würde, für die Schutzlosen einzutreten. Guter Witz, was?«
    Er schlurfte durch den Kies davon, der helle Spuren auf seinen Schuhspitzen hinterließ.
     
    Er wusste noch genau, wie er als kleiner Junge jedes Mal, wenn sein Vater einsatzbereit in Uniform vor ihm stand, den Eid lesen wollte, der hinten auf dem Dienstausweis abgedruckt stand. Wahrscheinlich hatte er seinen Vater damit furchtbar genervt. Doch damals war ihm jener Satz so unsagbar edel und bedeutsam erschienen wie das Ehrengelübde eines wahren Helden. Als überaus phantasiebegabtes Kind hatte er ihm schier abergläubische Furcht und Achtung

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