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Die schwarze Hand des Todes

Titel: Die schwarze Hand des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Booth
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auch«, sagte Fry.
    »Das freut mich. Es tut ihr bestimmt gut, sich mit anderen Dingen zu beschäftigen.«
    »Aber heute ist sie nicht in der Kanzlei.«
    »Nicht? Sie ist aber um die übliche Zeit aus dem Haus gegangen.«
    »Hat sie den Wagen genommen?«
    »Ich denke schon. Genau weiß ich es allerdings nicht.«
    »War sie allein?«
    »In letzter Zeit ist sie immer allein.«
    »War das früher anders?«, wollte Fry wissen.
    »Tja, wissen Sie, wir wohnen ja alle erst seit ein, zwei Jahren im Derwent Court – nachdem es eben in Eigentumswohnungen umgewandelt wurde. Wie sie vorher gelebt hat, dazu kann ich Ihnen nichts sagen.«
    Mrs Deans Appartement wirkte völlig anders als das von Maggie Crew, obwohl der Grundriss der gleiche war. Es war wohnlicher – mit dicken Veloursteppichen, jeder Menge Lampen und Spiegeln und zahllosen kleinen, persönlichen Gegenständen.
    »Hat sie keine Angehörigen, die sie gelegentlich besuchen kommen?«, fragte Fry. »Kinder vielleicht?«
    »Nein, keine Kinder. Sie war nie verheiratet, soweit ich weiß. Aber sie hat eine Schwester.«
    »Richtig, ja. Wie steht es mit ihr?«
    »Sie ist länger nicht mehr hier gewesen. Manche Leute kommen einfach nicht damit zurecht – mit so einer Entstellung, meine ich. Sie haben Angst, das Falsche zu sagen oder zu sehr hinzustarren. Ich bilde mir ein, ich würde nicht so reagieren, wenn einem meiner Freunde so was zustieße. Ich würde versuchen zu helfen, so gut ich könnte – geht es Ihnen nicht so?«
    Fry zögerte mit einer Antwort. Mrs Dean spürte ihre Unsicherheit.
    »Es sieht natürlich wirklich furchtbar aus. Nicht gerade ein appetitlicher Anblick, wenn man zum Tee eingeladen ist. Wollen Sie sich nicht doch setzen?«
    »Nein, danke.«
    »Trotzdem, man sollte doch meinen, dass die Schwester sich mal die Mühe macht und herkommt. In solchen Zeiten braucht man seine Familie am nötigsten, nicht bloß, wenn es einem gut geht. Habe ich Recht?«
    »Zweifellos«, sagte Fry, obwohl sie das schwerlich beurteilen konnte. »Sie haben Ms Crew also seit heute Morgen nicht mehr gesehen?«
    »Ich habe sie gegen zehn weggehen hören«, sagte Mrs Dean.
    »Gesehen haben Sie sie nicht?«
    »Nein. Aber ich bin mir sicher, dass sie es war. Wenn man so eng aufeinander lebt, werden einem die Geräusche mit der Zeit vertraut. Ich weiß, wie sie die Tür zumacht und wie sie durch den Flur geht.«
    »Und gab es vielleicht auch unvertraute Geräusche? Von irgendeinem Besucher bei Ms Crew, jemand, den Sie nicht kennen?«
    »Ich glaube nicht. Mir ist nichts aufgefallen.«
    »Niemand, der ums Haus herumlungert?«
    »Nein.«
    Fry sah zum Fenster. Der Blick war der gleiche wie aus Maggies Wohnung, aber wenn sie dicht an der Scheibe stand, blickte sie auf einen asphaltierten Hof hinunter, der den Anwohnern als Privatparkplatz diente.
    »Sie würden also sagen, dass Ms Crew ein zurückgezogenes Leben führt?«, fragte sie.
    »O ja«, antwortete Mrs Dean. »Äußerst zurückgezogen sogar, in letzter Zeit.«
     
    Die beiden Constables hatten Order erhalten, im Gebiet von Ringham Moor Streife zu fahren. Eine Routinemaßnahme, die zur Beruhigung der rechtschaffenen Bürger der Gemeinde dienen sollte – und die zwei Gesetzeshüter vor Langeweile fast umkommen ließ.
    Am Hanger Hill jedoch tat sich endlich etwas. In der scharfen Kurve war ein Renault wegen überhöhter Geschwindigkeit beim Bremsmanöver auf feuchtem Laub ins Schlittern geraten. Der linke vordere Kotflügel hatte unsanft Bekanntschaft mit einer Steinmauer geschlossen, und die traurigen Reste eines Scheinwerfers verunzierten die Straße. Der Streifenwagen hielt an, und der weibliche Teil des Polizistenduos näherte sich dem Unfallfahrer.
    »Na, bisschen was zu Bruch gegangen, Sir?«
    Der Fahrer schien halb betäubt, aber unverletzt. Er bemühte sich, den Radkasten wieder gerade zu biegen, der bei dem Aufprall an der Mauer gegen den Reifen gedrückt worden war.
    »Sind Sie Mitglied in einem Automobilclub? Sonst könnten wir einen privaten Abschleppdienst benachrichtigen.«
    »Ach nein, vielen Dank. Es sieht nicht allzu bös aus, aber …«
    »Der Wagen muss gesichert werden, Sir.«
    »Natürlich.«
    Seit seiner Zeit bei der Verkehrspolizei achtete der zweite Constable automatisch auf Reifen, Kennzeichen und dergleichen. Deshalb stach ihm das hintere Fahrzeugschild des Renault sofort ins Auge: Es war weiß wie sonst nur die Frontschilder. Allerdings wussten auch nur wenige Autobesitzer, dass die hinteren Kennzeichen

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