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Die schwarze Hand des Todes

Titel: Die schwarze Hand des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Booth
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dieser trostlosen Umgebung?«
    »Sie wollen wissen, was wir den ganzen Tag so machen? Ist das Ihre Frage?«
    »Nicht direkt.«
    »Wir reden. Wir denken nach. Versuchen Sie es ruhig mal. Es tut nicht weh.«
    »Aber Sie sind doch noch so jung«, sagte Fry. »Sie sollten in die Welt hinaus und das Leben genießen, statt hier in der Einöde zu hocken.«
    »Sie sehen nur Felsen und Heidekraut«, sagte Stride. »Aber das Moor ist ein lebendiges Wesen. Es hat Stimmungen und Sehnsüchte.« Er grinste Fry an und senkte die Stimme. »Und es hat Geheimnisse.«
    »Stride hat Recht«, sagte Cal. »Das Moor war schon lange vor uns da. Und der Fiedler wird immer noch spielen, wenn wir längst fort sind.«
    »Der wer?«
    »Der Fiedler. Kennen Sie die Geschichte nicht?«
    »Ich habe keine Ahnung, wovon Sie reden.«
    »Wissen Sie nicht, was es mit den Steinen auf sich hat?«, fragte Stride. »Neun Jungfrauen, die an einem Sonntag tanzten und zur Strafe für ihre Sünde zu Stein verwandelt wurden. Aber ein Stein steht abseits des Kreises … Es heißt, das sei der Fiedler, der ihnen zum Tanz aufspielte. Er wurde ebenfalls versteinert, obwohl er nicht getanzt hatte. Meinen Sie, dass ihm recht geschehen ist?«
    »So ein Blödsinn.«
    »Denken Sie nicht gering von den Kräften der Natur. Die Geister vergessen nicht.«
    Fry lauschte den Worten und achtete gleichzeitig auf das Gehabe der beiden Männer. Egal wie lange sie noch blieb, sie würde es nicht schaffen, die richtigen Fragen zu stellen, so viel wusste sie bereits. Der Eindruck, dass die zwei lediglich eine Schau abzogen, verstärkte nur noch ihre Skepsis.
    »Aber woran glauben Sie denn nun eigentlich?« Das war es, was sie ursprünglich hatte fragen wollen.
    »Stride spricht des Nachts manchmal mit dem Fiedler«, sagte Cal. »Er erzählt ihm von diesen Dingen. Der Fiedler kennt die Wahrheit.«
    »Die Wahrheit? Und nach welcher Wahrheit suchen Sie?«
    Strides Antwort bestand in einem Lächeln, das immer breiter wurde und schließlich in schallendes Gelächter überging. Er legte Fry eine Hand aufs Knie. Eingezwängt, wie sie war, konnte sie seiner Berührung nicht ausweichen. Strides Hand ruhte unverwandt auf ihr, als wolle er sie beschwichtigen, ihr etwas von seiner inneren Ruhe vermitteln.
    »Die Wahrheit kennt man erst, wenn man sie findet«, sagte er.
    Einen kurzen Moment lang sah er ihr direkt in die Augen, auf der Suche nach einem Fünkchen Verständnis und in dem ernsthaften Wunsch, sie der Erleuchtung teilhaftig werden zu lassen. Doch ihre Miene blieb ausdruckslos und abweisend, ihre Haltung angespannt.
    Cal meldete sich zu Wort. »Stride glaubt, dass es im Moor einen rachsüchtigen Geist gibt, der Eindringlinge vertreibt.«
    »Und was zum Teufel soll das heißen?«, fragte sie wütend.
    Statt ihr zuzuhören, blickte Cal Stride an. Der schien den Versuch noch nicht aufgegeben zu haben, ihr kraft seines Willens die Gedanken zu übermitteln, die ihm durch den Kopf gingen.
    »Also, falls Sie rein zufällig darauf stoßen, dass es sich bei diesem rachsüchtigen Geist um ein Wesen mit Namen und Gesicht handelt, dann lassen Sie es uns wissen«, sagte sie.
    »Es ist der Fiedler, der Fiedler selbst«, sagte Stride seelenruhig. »Das liegt doch auf der Hand, oder? Der Fiedler ist es, der die Frauen zum Tanzen bringt.«
     
    Bei der Tankstelle bog Cooper rechts ab und schaltete zurück, um die Steigung zu schaffen. In der neuen Siedlung am südlichen Rand von Edendale kannte er sich nicht aus; sie bestand aus billig hingesetzten Doppelhäusern mit Nadelöhrzufahrten und Carports. Wer sich selbst das nicht leisten konnte, musste vor die Stadt ziehen.
    Calver Crescent 17 sah aus wie alle anderen Häuser in der Gegend, nur vielleicht eine Spur ungepflegter. An der Haustür blätterte die Farbe ab, und in der Plexiglasüberdachung des Carports klaffte ein Spalt, der notdürftig mit einer Plastikplane abgedeckt war.
    Mark Roper wartete vor dem Eingang im Licht einer nackten Glühbirne. Er lief das kurze Stück über den Gartenweg und stieg zu Cooper in den Wagen. In seiner Jeanskluft erkannte Cooper ihn kaum wieder.
    »Können wir irgendwohin fahren?«, fragte Mark.
    »Klar. Schwebt Ihnen etwas Bestimmtes vor? Eine Kneipe?«
    »Nein, lieber was, wo wir in Ruhe reden können. Ich erkläre Ihnen den Weg.«
    »Okay.«
    Sie fuhren in westlicher Richtung aus Edendale heraus. Das Scheinwerferlicht reflektierte in den Katzenaugen am Straßenrand und in den Regentropfen, die herabfielen; abgesehen

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