Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die schwarze Hand des Todes

Titel: Die schwarze Hand des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Booth
Vom Netzwerk:
Da können sie am Selbstmördereck lange sitzen, wenn der Wind durch den Fensterspalt pfeift und das Kohlenmonoxid gleich wieder hinausweht.«
    Mark dachte einen Moment lang an Jenny Weston, die innerlich verblutet war. Sie hatte keine Zeit mehr gehabt zu überlegen, ob sie etwas aus ihrem Leben gemacht hatte.
    »All das sollte nicht sein«, sagte Mark. Owen hob den Kopf und sah ihn an. Er wirkte müde und abgespannt. Vom Wind tränten ihm die Augen. Schwere Regenwolken wälzten sich von Osten über die Hügel heran.
    »Owen …«
    »Ja, es sieht aus, als schliefen sie bloß«, sagte Owen. »Aber dieser Schlaf bringt keine Erholung. Nur Albträume.«
    Mark mühte sich zu begreifen, was der Ranger ihm sagen wollte.
    »Wir werden das nicht zulassen, Owen«, sagte er.
    Der andere sah ihn starr an. Und sein nächster Satz ließ Mark zweifeln, ob er überhaupt etwas von seinen Worten begriffen hatte.
    »Ich sage dir eins, Mark. Letztlich ist es immer dein Körper, der dich im Stich lässt.«

26
    Diane Fry schnallte das Futteral für ihren ausziehbaren Schlagstock um. Unter den Kollegen hieß er kurz ASP, nach dem Namen des Herstellers: »Armament Systems and Procedures of Wisconsin, USA«. In voller Länge maß er vierzig Zentimeter und stellte laut Handbuch ein einzigartiges psychologisches Abschreckungsmittel dar. Selbst zusammengeschoben brachte er es noch auf gute fünfzehn Zentimeter robusten Stahls. Die Einsatzbeamten trugen ihn meist in der Tasche, aber bei Frys schmaler Statur fiel die Ausbuchtung zu sehr auf. Deshalb hatte sie die Gürteltasche gekauft – mit Klettverschluss, damit der Schlagstock beim Laufen nicht herausfiel. Auf der anderen Seite baumelten ihre Handschellen. Wenn sie die Jacke darüber zog, war kaum etwas davon zu sehen.
    Die Schutzweste legte sie in den Spind zurück. Auf Dauer war sie schwer und unbequem, und Fry bekam regelmäßig Rückenschmerzen vom Tragen.
    Ben Coopers Satz, dass die Aufgabe der Polizei darin bestand, Menschen wie Calvin Lawrence und Simon Bevington zu schützen, ging ihr nicht aus dem Kopf. Aber sie tat sich schwer, ihn zu verstehen. Diese durchgeknallten beiden Landfahrer standen außerhalb der Gemeinschaft, der sie diente; sie trugen nichts zu den Steuergeldern bei, von denen sie bezahlt wurde. Trotzdem war etwas Rätselhaftes an ihnen, das sie wider Willen faszinierte. Was sah Cooper nur in ihnen? Sie begriff einfach nicht, welcher verdrehte Instinkt ihn so fest an Dinge glauben ließ, die ihr so fern waren wie der Mond. Es juckte sie irgendwie dahinter zu kommen. Aber bei dieser Sache lag er ganz eindeutig total daneben. Lawrence und Bevington hatten den Schutz des Gesetzes nicht verdient. Oder etwa doch?
     
    Der Wachposten im Steinbruch saß gelangweilt mit einem Schokoriegel und einer Anglerzeitschrift in seinem Streifenwagen und hörte nebenbei Radio. Es regnete, und die Fenster waren von innen beschlagen.
    »Und, tut sich irgendwas?«, fragte Fry den Constable.
    »Null. Totenstille«, sagte er.
    »Wie heißen Sie?«
    »Taylor.«
    Fry hämmerte an die Bustür. In der Fahrerkabine wurde der Vorhang beiseite gezogen, und Licht fiel auf ihr Gesicht. Dann stand Cal in einem Spalt der Schiebetür.
    »Was wollen Sie?«
    »Nur kurz mit Ihnen reden.«
    »Ach, echt?«
    »Ich brauche eine Auskunft. Und ich dachte, vielleicht können Sie und Ihr Freund mir weiterhelfen.«
    Cal beäugte sie misstrauisch. »Lassen Sie uns doch in Ruhe. Montagmorgen sind wir hier weg. Wozu wollen Sie uns jetzt noch weiter schikanieren?«
    »Es ist nur eine Frage.«
    »Eine Frage? Okay, schießen Sie los.«
    Fry klappte den Jackenkragen hoch, über den ihr das Wasser in den Nacken rann. »Ganz schön nass hier draußen«, sagte sie.
    »Muss wohl am Regen liegen.«
    »Kann ich hereinkommen?«
    »Ist das die Frage? Dann lautet die Antwort ›Nein‹.«
    »Ich verstehe Sie nicht, ich hab Wasser in den Ohren.«
    Aus dem Bus ertönte eine träge, amüsierte Stimme. »Komm, lass sie rein, Cal. Sie klingt doch ganz witzig.«
    Zögernd schob Cal die Tür weiter auf. Fry zwängte sich in eine Ecke neben der Kommode. Das Kissen, auf dem sie saß, roch nach indischen Gewürzen. Durch wirre blonde Haarsträhnen lächelte Stride ihr zu wie ein arabischer Prinz, der sie in seinem Zelt willkommen hieß.
    »Unsere letzte Besucherin. Hoffentlich bringen Sie uns Glück.«
    »Ja, morgen kommt der Abschleppwagen.«
    »Wir wissen Bescheid.«
    »An Ihrer Stelle wäre ich froh. Was ist das denn für ein Leben in

Weitere Kostenlose Bücher